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Berlin, 13. November 1997, 20 Uhr, Schauspielhaus am Gendarmenmarkt
2. Sinfoniekonzert des Orchesters der deutschen Oper Berlin

Modest Petrowitsch Mussorgskij Eine Nacht auf dem Kahlen Berge (Fassung: Nikolaj Rimski-Korsakow)
Lieder und Tänze des Todes (Fassung für Baß und Orchester: Dmitrij Schostakowitsch)
Bilder einer Ausstellung (Instrumentierung: Maurice Ravel)
Arutjun Kotchinian, Baß
Orchester der Deutschen Oper Berlin
Dirigent: Michail Jurowski


Russische Impressionen

Von Tilman Lücke, Berlin.

Von Berlin nach Rußland ist es nicht weit - es läßt sich ahnen durch neblige Novemberkälte und russische Bläserquartette, die allabendlich vor den Opernhäusern stehen und nach Aufführungsende um Spenden spielen. Authentizität der russischen Darbietungen sollte auch im Konzerthaus am Gendarmenmarkt hergestellt werden im zweiten Sinfoniekonzert des Orchesters der deutschen Oper durch die Besetzung mit Michail Jurowski (ausgebildet u.a. am Moskauer Konservatorium) und dem Bassisten Arutjun Kotchinian, gebürtiger Armenier.

Es gelang nur zum Teil, den doch sattsam bekannten Bildern einer Ausstellung neue Klangfarben abzugewinnen: Allzu jovial dirigierte Jurowski, wenn man nicht böswillig von Nachlässigkeit reden wollte. Bis aufs Ende, in den Katakomben und angesichts der Hütte der Baba Yaga, kam kaum Spannung auf im Saal. Dies ist sicher nicht einzelnen Orchestergruppen allein anzukreiden, insbesondere die Streicher spielten präzise und engagiert und wenn auch die Blechbläser nicht perfekt aufspielten lag es doch mehr an einer Beliebigkeit der Interpretation, die den Gesamteindruck trübte.

Zuvor waren allerdings auch die Ansprüche mit der vorzüglichen Nacht auf dem kahlen Berge und den Liedern und Tänzen des Todes recht hochgeschraubt worden. Kotchinian sang sich in die Herzen der Zuschauer vor allem durch seine n dramatischen Ausdruck. Im ersten dieser vier Stückchen, einer russischen Version der Erlkönig-Thematik - Ständchen -, wechselte er eindrucksvoll vom besorgt-mütterlichen zum arglos-kindlichen zum schmeichelnd-tödlichen To nfall. In seiner Zugabe schließlich, dem Lied über den Floh, spielte und sang er so ausdrucksstark, daß auch Dirigent Jurowski einen Juckreiz zu verspüren schien.

Rauschender Beifall für die Russischstunde bei einem etwas unmotivierten Pädagogen am Pult.



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