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Der fliegende Holländer


Romantische Oper in drei Aufzügen

Text und Musik von Richard Wagner

Premiere der Neueinstudierung an der Deutschen Oper Berlin am 27. März 1997
Rezensierte Vorstellung am 8. Oktober 1997

Besetzung
Rezension
Fazit
Foto
weitere Aufführungen


Von Tilman Lücke, Berlin.



Besetzung

Musikalische Leitung: Christian Thielemann
Inszenierung: Götz Friedrich
Ausstattung: Gottfried Pilz, Isabel Ines Glathar
Choreinstudierung: Helmut Sonne

Daland, Kapitän			-	Kurt Rydel
Senta, seine Tochter		-	Elisabeth Meyer-Topsoe
Erik, ein Jäger			-	Wolfgang Schmidt
Mary, Sentas Freundin		-	Renée Morloc
Der Steuermann Dalands		-	Clemens Bieber
Der Holländer			-	Esa Ruuttunen
Orchester der Deutschen Oper Berlin
Chor der Deutschen Oper Berlin
Statisterie



Neue Senta, neues Glück:
Brillante Inszenierung endlich angemessen besetzt



Die Senta im Fliegenden Holländer ist keineswegs eine leichte Partie. Volle Stimme und überzeugend dargestellten Wahn, das kann der Darstellerin schon guten Gewissens abverlangt werden; Jugend wird gern gesehen, vor allem wenn unschuldsvoller Auftritt im jugendlichen Reigen des Damenchores gefordert ist. In der Neuinszenierung von Intendant Goetz Friedrich - sein erster Versuch über den Holländer - sind mehr Namen im Zusammenhang mit der Rolle der Senta zu hören gewesen als die Oper große Rollen hat. Julia Varady, Sabine Hass und Karen Huffstodt wurden nacheinander angekündigt, schließlich sang Eilana Lappalainen in der von uns zunächst rezensierten Vorstellung im April. Nun debütierte die junge Kopenhagenerin Elisabeth Meyer-Topsoe und begeisterte.

Die Inszenierung Götz Friedrichs verzichtet auf allzu plakative Gesten, schafft im Gegenteil wunderschöne Bilder mit schwarzblutrotem Segeltuch über dem bedeutungsvoll kreiselndem Stahlsarg des Holländerschiffes sowie wabernden Nebel en masse. "Exodus 1997", das ist das große Rätsel, das den Zuschauern in Form des Schiffsnamens in Sentas Ouvertüren-Vision aufgegeben ist. Im Ernst: Die Untoten der Holländermannschaft haben wir uns als Kriegsflüchtlinge vorzustellen, Frauen und Kinder mit Stofftier bestimmen das Bild. "Erlösung = Heimkehr: Das ist ein Gedanke, der heute nicht nur in Europa, sondern wohl in aller Welt von neuer Brisanz ist, so alt und ewig er auch erscheinen mag", erläutert der Intendant für uns.

Die Idee, im fliegenden Holländer die modernen Flüchtlingsdramen zu verarbeiten hat Glanz, keine Frage. Und wenn so hervorragend musiziert wird wie an diesem Abend, wird man über kleine Schwächen der Inszenierung hinwegsehen. Aber eines bleibt doch problematisch: Die Verbreitung von Angst und Schrecken und Chaos, die von den Flüchtlingen ausgeht. Der fliegende Holländer als Das Boot ist voll-Drama? Unstimmigkeiten bleiben also. Die Baukräne im Schlußbild erinnern an die Großbaustellen in Berlins Mitte; warum? Ein neuer Interpretationsversuch der Interpretation Friedrichs: Schiffskräne, die die Hafenszene illustrieren?!?

Durchweg gelungen jedoch die Aufwertung des zweiten Aktes durch ein brillantes Bühnenbild: Die Seile der Spinnstube werden hier zu Schiffstauen, zugleich wiederaufgenommen als Gitterstäbe, die Sentas Welt beschränken. Nicht ganz konsequent ist der Umgang mit diesem oszillierendem Käfig (ich habe so sehr auf ein allerschütterndes Entlangrasen an den Seilen gewartet, das wäre ein Bild gewesen! - es blieb aus), aber wenn Senta buchstäblich "in den Seilen hängt", ist sie dem Holländer schon ganz nahe - der hing zu Anfang genauso an seinem Kahn. So wird spielend einsichtig, daß die Bemühungen ihres biederen Verlobten Erik (ein bißchen vordergründig stimmgewaltig: Wolfgang Schmidt), sie in die Wirklichkeit zurückzuholen, von vornherein zum Scheitern verurteilt sind.




Fazit

Großartige Musiker in allen Partien, disparate Chöre in einer feinen Inszenierung: Die Deutsche Oper hat die Idealbesetzung gefunden.


Fotos




Weitere Aufführungen

April '97: 24.
Mai ’97: 10.


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