Elena Fink
Lyrischer Koloratursopran
Vom
Kindertraum zur Opernbühne
Portrait der Sopranistin Elena Fink
Von Frank
Becker
Viele Kinder schauen mit
großen Augen auf die Welt der Erwachsenen und beschließen einen Lebensweg.
Jungen werden gewöhnlich Lokomotivführer, Piloten oder Rennfahrer. Mädchen
neigen zu den Träumen Fotomodell, Ärztin oder Filmschauspielerin. Ein kleines
Mädchen in Pforzheim entschied sich im zarten Alter von 4 Jahren dafür,
Opernsängerin zu werden. Es war die Faszination der hohen Töne in
Instrumentalmusik und Gesang, die diesen Wunsch in ihr geweckt hatte. Elena
Fink hieß das Mädchen, das heute als begehrte Solistin mit strahlendem Sopran
dem Wuppertaler Opernensemble angehört und begehrter Gast an vielen Häusern
ist.
Der familiäre Hintergrund
war für die Pläne Elena Finks ausgesprochen günstig. Der Vater, Cellist und
Gymnasialprofessor, unterhielt eine Laien-Theatergruppe, bei der auch seine
Frau ordnend und helfend tatkräftig mitmachte. Tochter Elena, eines von drei
Kindern, war stets mitten drin, verfolgte alles aufmerksam und machte eines
Tages unaufgefordert mit. Ihr gefiel es, auf der Bühne zu stehen, und den
Eltern gefiel, wie sie sich dabei anstellte. Das Theater wurde durch die
familiäre, nahezu „Striese´sche“ Einbindung ein Stück Heimat. Der Anfang war
gemacht. Vom 9. Lebensjahr an bekam sie Klavier- und Geigenunterricht – und
sang. Ihr Talent war so auffällig, dass sie noch während der Pforzheimer
Gymnasialzeit zum Jungstudium für Gesang, Klavier und Musiktheorie an der
Musikhochschule Karlsruhe zugelassen wurde. 1995 rief „Jugend musiziert“, Elena
Fink meldete sich an, gewann innerhalb eines halben Jahres die
Regionalausscheidung und den Landeswettbewerb Baden-Württemberg und wurde zum
Bundeswettbewerb nach Berlin geschickt. Mit der Partie der Norina aus „Don Pasquale“,
einem Stück von Johann Strauß, Schönbergs „Brettl-Lied“, Bellinis „Julietta“
und einem Debussy-Lied trat sie an – und kehrte als Bundessiegerin nach Hause
zurück.
Man merkt ihr den Spaß dabei
an, wenn sie das erzählt und nimmt der sprühend frischen und durch und durch
sympathischen jungen Frau ohne Wenn und Aber ab, dass ihr ganz großes Anliegen
der Kunst, nicht irgend welchen Eitelkeiten gehört. Die Diva schiebt sie weit
von sich: „Ich stecke voller Energien, die ich lieber für das Singen einsetze.“
Das Abitur öffnete den Weg
zum Gesangsstudium – gleich drei Hochschulen boten ihr nach der Bewerbung einen
Studienplatz an. Sie entschied sich für Köln, stufierte bei Prof. Kurt Moll,
Prof. Reinhard Leisenheimer und Prof. Ingeborg Hallstein und verließ die Alma
mater 12 Semester später als diplomierte Sopranistin. Schon während des
Studiums hatte Elena Fink Konzertauftritte in Straßburg und Baden-Baden. Ihr
guter Ruf aufgrund des Sieges bei „Jugend musiziert“ führte zu Stipendien,
Einladungen zu einer Konzertreise durch Österreich und einem Rundfunkkonzert
der Europäischen Musikakademie in Zusammenarbeit mit der Deutschen Welle.
Weitere Auszeichnungen folgten.
Als Wuppertals
Generalintendant Gerd Leo Kuck im Jahr 2001 ein neues, junges Ensemble zusammenstellte,
folgte Elena Fink dem
Elena Fink als Zerlina in "Don Giovanni",
mit Thomas Laske, Wuppertal 2001
Rat eines befreundeten Regisseurs, fuhr zum Vorsingen in
die Bergische Metropole und hatte doppelten Erfolg: vom Fleck weg wurde ihr ein
Vertrag ab der Spielzeit 2001/02 angeboten, und als Einstieg bekam sie vorab
die Partie der Zerlina in Mozarts „Don Giovanni“, mit der sie im Sommer 2001 in
Wuppertal als Gast debütierte. Der Start in Wuppertal gelang nicht nur, er
machte der Sängerin nach „Don Giovanni“ auch sehr viel Freude mit Carl
Heinrich Grauns Barockoper „Cleopatra e Cesare“, als Cleopatra im Januar 2002
und Oscar Straus´ „Der Schokoladesoldat“. Eine Glanzpartie lieferte Elena Fink
burlesk, mit komischem Talent und ausgesprochen temperamentvoll, süß und frech,
ausgestattet mit herrlichem lyrischem Koloratursopran als Eurydike in Jacques
Offenbachs „Orpheus in der Unterwelt“ ab und sang sich spätestens damit in die
Eurydike in "Orpheus in der Unterwelt"
Wuppertal 2002
Herzen der Opernfreunde. In Mozarts „Cosi fan tutte“ hörte man sie als Despina
und ab Dezember 2002 begeisterte die sich offenbar in allen Genres zu Hause
fühlende Sängerin singen, tanzend und darstellend in der Erfolgs-Inszenierung
„Anatevka“ als bezaubernde Hodel. Joseph Haydns „L´anima del filosofo, ossia
Orfeo ed Euridice“ (Genio), die „Fledermaus“ (Adele), „Entführung aus dem
Serail“ (Blonde), die „Zaide“, Orffs „Carmina burana“, „Hoffmanns Erzählungen“
(Olympia), Rossinis „Der Barbier von Sevilla“ (Rosina), Die Fledermaus" (Rosalinde) und etliche andere
Rollen folgten. „Nebenbei“ singt sie seit zehn Jahren Liedprogramme mit Prof.
Matthias Wierig (Saarbrücken) und Oliver Stapel (Wuppertal) als Begleiter. Zu
ihren liebsten
Rosalinde in "Die Fledermaus"
Wuppertal 2005
Stücken zählt der „Frühlingsstimmen- Walzer“. „Das Liedprogramm
hält die Stimme elastisch“, kommentiert Elena Fink. „Meine Arbeit ist
intensiver geworden, der Fächer größer, die Qualität solider. Ich bin jetzt 28
Jahre alt und spüre, dass meine Stimme noch wächst. Frau Hallstein und Herrn
Leisenheimer habe ich viel zu verdanken, ihre Ratschläge nehme ich auch
weiterhin dankbar an.“
Und schon seit Jahren rufen
andere Häuser: als Olympia gastierte Elena Fink in Jacques Offenbachs
„Hoffmanns Erzählungen“ am Staatstheater Oldenburg, und mit ihrer Paraderolle,
der „Königin der Nacht“ konnte sie an großen deutschen Häusern, so der Dresdner
Semperoper, der Komischen Oper Berlin und der Staatsoper Hamburg reüssieren. „Die
flöte ich, wörtlich zu nehmen, schon seit ich vier Jahre alt war“, schmunzelt
Elena Fink. Namhafte Orchester wie die Berliner Symphoniker, das
Württembergische Kammerorchester, die Bochumer Sinfoniker, das
WDR-Rundfunkorchester, die Baden-Badener Philharmonie und das Sinfonieorchester
Wuppertal wurden ihre Begleiter bei Konzerten und Tonaufnahmen unter anderem
mit der Deutschen Welle, Universal Records und dem WDR. Doch trotz großer auch
internationaler Angebote hat sie sich entschieden, vorerst in Wuppertal zu
bleiben, um zu reifen, das Repertoire zu erweitern und zu festigen.
Aktuell ist Elena Fink in
Wuppertal mit der Rolle der Gretel in Engelbert Humperdincks „Hänsel und
Gretel“, ab März in Heilbronn mit der Zaide in Mozarts gleichnamiger Oper und
ab Juni wieder in Wuppertal mit
Elena Fink (oben) als Gretel in "Hänsel und Gretel"
Wuppertal 2006
Salvatore Sciarrinos zeitgenössischer Oper
„Macbeth“ (Sopran-Solo) zu hören. Und Opernfreunde können sich schon jetzt auf
die nächste Spielzeit in Wuppertal freuen: da nämlich wird Elena Fink die
Norina in Gaetano Donizettis „Don Pasquale“ geben, sicher auch eine Paraderolle
für sie.
Ein
bisschen Freizeit bleibt der viel beschäftigten Künstlerin zum Glück auch noch.
Da verbindet sie das Notwendige mit dem Nützlichen und übt beim Staubsaugen und
Spülen. Sie poliert ihr Italienisch auf, treibt viel und gerne Sport (Joggen,
Schwimmen, Sauna) und liebt ihr kleines silbergraues japanisches Auto in dem
sie beim Fahren WDR 5 oder Pop-Musik von Madonna, Shakira, Lagos und Anastasia
hört. Eine betrübliche Nachricht für die Herren – und die Damen können beruhigt
sein: die bildhübsche, attraktive Blondine ist vergeben. Die Frage nach der „Traumpartie“, die wohl jeder Sängerin gestellt wird, beantwortet Elena Fink
diplomatisch:
„Da gibt es einige, an denen ich mich gerne einmal erproben würde
– die Zerbinetta in Richard Strauss´ „Ariadne auf Naxos“ gehört dazu, die Adina
in Donizettis „Der Liebestrank“ und die dramatische Titelrolle in dessen „Lucia
di Lammermoor“. Eine aber läge mir besonders am Herzen: die Sophie im
„Rosenkavalier“. Herr Intendant, Sie haben es gehört! Freuen wir uns auf viele
schöne neue Partien.
Link:
Februar 2006
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