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Daniel Schmid:
Il Bacio di Tosca (Der Kuss der Tosca)



Erinnerungen an eine glanzvolle Zeit

Von Stefan Schmöe

Am Ende seines Lebens gründete Giuseppe Verdi in Mailand als soziales Vermächtnis die „Casa di Riposo“, ein Altenheim für pensionierte Opernsänger und Musiker. 1984 hat der schweizerische Filmemacher Daniel Schmid zwei Monate lang mit den Bewohnern dort verbracht und seine Beobachtungen unter dem Titel Il Bacio di Tosca („Der Kuss der Tosca“) filmisch festgehalten. Herausgekommen ist nicht nur eine Liebeserklärung an die Bewohner des Hauses, sondern ein ungewöhnlicher und wunderbarer Film, der jetzt rechtzeitig zum Weihnachtsgeschäft auf DVD vorliegt.

Il Bacio di Tosca ist kein Dokumentarfilm. Über das Haus, seine Geschichte und seine gegenwärtigen Probleme (seit die Urheberrechte der Verdi'schen Opern abgelaufen sind, aus deren Erträgen das Haus finanziert wurde, fehlt die finanzielle Grundlage) erfährt man nur das Allernotwendigste. Auch die Bewohner des Hauses bleiben unbekannt, über Namen und Biographien erfährt man in den Zusatztracks der DVD ein paar (leider zu wenig) Dinge. Der Film erzählt auch keine Geschichte, sondern lässt die Bewohner dieses Hauses ihre Geschichten erzählen, lässt sie Details aus ihren erfolgreichen, aber weit zurück liegenden Karrieren berichten. Daraus ergibt sich ein Mosaik, das natürlich permanent um eines kreist: Um Musik, und natürlich speziell um Oper.

Der Clou des Filmes ist, dass seine Protagonisten, die einst durchweg im Rampenlicht standen, vor der Kamera von allein wieder zu Schauspielern werden, sich „inszenieren“ und damit den Film tragen. Die Bewohner sind schrullig und ein bisschen eitel. Die Vergangenheit ist in den Erzählungen präsent, in den alten Fotos oder Kostümen, die wie aus einer Schatztruhe hervorgeholt und reliquiengleich betrachtet werden – und in denen vielen Szenen, in denen gesungen wird, am Klavier oder auch im Treppenhaus, wo Sara Scuderi, die heimliche Hauptfigur des Films, Tosca singt und spielt (diese Szene gibt dem Film den Titel). Als Kontrast dazu hört man oft durch die Fenster den Straßenlärm in dieses merkwürdige Haus hineindringen.

Thomas Schmid und Kameramann Renato Berta filmen dies wie staunende Kinder, die mit offenem Mund durch die Räume wandern und dessen Geheimnisse aufnehmen. Sie enthalten sich eines Kommentars oder einer Wertung. Sänger, die noch erstaunlich gut bei Stimme sind, hört man genauso wie gebrochene Stimmen. Natürlich ist es auch ein Film über das Altern, aber wunderbar unangestrengt und scheinbar ohne jedes Einwirken des Regisseurs. Schmid lässt die Menschen der „Casa di Riposo“ so sein, wie sie sind und sich selbst geben. Daher ist der Film auch nicht synchronisiert, sondern durchweg italienisch (und natürlich in der DVD-Version deutsch untertitelt).

Als „Bonus“ gibt es drei historische Tonaufnahmen von Sara Scuderi aus Tosba, La Bohème und Andrea Chenier. Es berührt sehr, nach dem Film mit der auch im Alter vitalen Sara Scuderi diese Aufnahmen (dazu wird ein Bild aus ihrer Glanzzeit eingeblendet) zu hören, und es verleiht dem Film eine noch tiefere Dimension. Il Bacio di Tosca ist ein Film, der von wunderbaren Menschen erzählt, der aber auch viel von der Faszination von Oper vermitteln kann und Lust auf Oper macht.


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Il bacio di Tosca (Der Kuss der Tosca)
Ein Film von Daniel Schmid
entstanden 1984
Dauer: 87 Minuten

Mit den Bewohnern der "Casa di Riposo", Mailand: Sara Scuderi
Giuseppina Sani
Giulia Scaramelli
Della Benning
Giuseppe Manacchini
Leonida Bellon
Ida Bida
Giovanni E. Puligheddu
Cesare Perugia
u.a.

Kamera: Renato Berta

(P) + © 1984 T&C Film, Zürich
© 2004 EMI Records Ltd.

1 DVD EMI 7243 5 99784 9 9
Ton: LPCM Stereo & Mono
Lauflänge: 87 min.
Sprache: Italienisch
Untertitel in Englisch, Deutsch, Französisch und Spanisch

Weitere Informationen unter:
www.emiclassics.com




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