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BosArt Trio
Cellikatessen

Bach und die Plastikblockflöte: Musikkabarett auf CD


Vom Unsinn klassischer Musik

Von Stefan Schmöe


Seit 20 Jahren treibt das BosArt Trio sein musikalisches Unwesen. Wolfgang Schäfer (hauptberuflich Professor für Chorleitung in Frankfurt), Hans Hachmann (Musikredakteur beim SWR) und Reinhard Buhrow (Dozent für Klavier an der Musikhochschule Freiburg) parodieren die große Kunst seit 1983 mit Herzenslust, und im Frühgjahr dieses Jahres ist erneut eines ihrer Programme als CD-Mitschnitt (vom Dezember 2001) erschienen: Bach-Blüten ist eine verspätete Auseinandersetzung mit dem Bach-Jahr 2000, mit Verzögerung erschienen, mit Verzug auf meinem Schreibtisch der längst fälligen Besprechung zugeführt. Jetzt aber soll der Scheibe späte Gerechtigkeit widerfahren.

Die drei Kabarettisten (die außerdem exzellente Musiker sind) blödeln nach Herzenslust herum, nähern sich respektlos dem Wissenschaftsbetrieb in diversen Vortragsteilen, z.B. über „Bach und die Plastikblockflöte“, stellen abstruse Thesen zur Zahlensymbolik in Bachs Werk auf, komponieren eine Suite in Bachs Stil usw. usw. Dem Publikum werden ordentliche Musikkenntnisse unterstellt, die man zum Verständnis schon benötigt – um dieses Niveau dann kräftig zu verballhornen. Das Trio scheut auch Plattitüden nicht, aber auch wenn manche Pointen flach sind, trägt der Schwung des Vortrags, die teils grotesken Absurditäten und nicht zuletzt das bei allem Unernst hohe musikalische Niveau über manche Untiefe hinweg.

Wie gut das BosArt Trio ist, merkt man nicht zuletzt im Vergleich zu ähnlichen Formationen. Ebenfalls beim kleinen Label Merkton sind die Cellikatessen erschienen: Die beiden Cellisten Wolfram Geiss und Cornelius Schmaderer (beide im Orchester des Staatstheater Kassel) und der Pianist und Dirigent Andreas Kowalewitz wandern unter dieser Bezeichnung ein wenig unentschlossen zwischen Musikkabarett und ernster Muse hin und her. Trios für zwei Celli und Klavier gibt es in der Literatur praktisch nicht, also müssen die drei Musiker umarrangieren, und dabei entsteht von allein eine gewisse Komik – meinen jedenfalls die drei Beteiligten. Tatsächlich klingen die Stücke hübsch, aber der Humor kommt bei der CD nicht immer zum Vorschein. Im Wesentlichen ernst gemeinte Nummern wechseln mit Kabaretteinlagen ab. Diese Stücke folgen einem leicht durchschaubaren Schema: In ein bekanntes Stück werden unvermittelt Themen aus anderen bekannten Stücken eingebaut. Gleiches gibt es auch beim BosArt Trio, nur dort viel eleganter und mehr an das eigentliche Stück angepasst. In den Cellikatessen klingt es oft wie eine Aufzählung diverser Melodiestückchen ohne zwingenden Zusammenhang.

Die besseren Szenen der Cellikatessen leiden darunter, dass es nur schlecht gelungen ist, die Atmosphäre des Live-Auftritts einzufangen. Pointen verhallen oft ohne adäquate Reaktion des Publikums – live mag die Wirkung besser sein. Auch hier ist das BosArt Trio weiter, das Publikum ist ganz selbstverständlich Bestandteil der Aufnahme. Aber das BosArt Trio ist eben auch im Bereich der „klassischen“ Musik das Maß aller (Un-)Dinge.


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Cover
Bach Blüten

BosArt Trio:
Reinhard Buhrow
Hans Hachmann
Wolfgang Schäfer
Info: www.bosart-trio.de

Aufnahme vom 8.12.2001
Merkton MER 890230 (1 CD)



Cover
Cellikatessen
Musikalische Leckerbissen von Mozart bis Miller

Wolfram Geiss, Cello
Andreas Kowalewitz, Klavier
Cornelius Schmaderer, Cello

Aufnahme vom 18.9.2002
Merkton MER 890240 (1 CD)





Da capo al Fine
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