Zur OMM-Homepage Zur OMM-Homepage CDs
und sonst ...
Zur Homepage Zur Musiktheater-Startseite E-Mail Impressum




Fumito Nunoya:
Piazolla on Marimba
Classics on Marimba


Fumito Nuoya bringt dem Marimbafon das Singen bei

Von Stefan Pieper


Das Marimbafon gehört zu den ältesten Musikinstrumenten der Welt. In Vietnam wurden Überreste aus frühgeschichtlicher Zeit gefunden, bei dem die Resonanzkörper aus Knochen gefertigt waren. Die Geschichte dieses Instrumentes auf dem Weg zum modernen Konzertinstrument umspannt sämtliche Kontinente dieses Planeten. Aktuell treibt der in Japan geborene Marimbaspieler Fumito Nunoya die Etablierung dieses universellen Schlag-, Melodie- und Harmonieinstruments weiter voran. Soeben hat er zwei bemerkenswerte CDs auf dem Label Oehms Classics vorgelegt. Die eine widmet sich der Musik Astor Piazollas. Und zwar so, dass Piazolla immer zu 100 Prozent Piazolla bleibt. Dafür sorgen Fumito Nunoya sowie Momoko Shano, Klavier und Yuka Sato, Violine. Bei der anderen geht es um barockes-romantisches und frühmodernes Repertoire.

Die drei wissen, was es ausmacht, Piazolla überzeugend zu musizieren: Da atmen wirkungsvoll die allgegenwärtigen Rubato-Effekte. Harmonische Reibungen leuchten wohldosiert auf. Es gilt ständig, zwischen leidenschaftlicher Motorik und lyrisch-zerbrechlicher Intimität "umzuschalten." Der Opener "Invierno Porteno" liefert ein atmosphärisches Stimmungsportrait voll tiefer Lyrik. Eine mehrsätzige Tango-Suite demonstriert, wie Fumito Nunoya aus einem ursprünglichen Virtuosenstück für zwei Gitarristen eine "neue" Musik kreiert und dennoch die ursprünglichen Ideen ungefiltert weiterleben. Denn Nunoyas kontrollierte Präzision bringt im Kern doch viel intime Wärme hervor. Für viel analytische Transparenz sorgt das Spiel mit den vier Schlegeln auf den Holzklangkörpern, die oft latent gläsern klingen, da hier die vermutlich härtesten Hölzer verbaut werden, welche dieser Planet hergibt.

Im Zusammenspiel mit der Pianistin Momoko Shano und dem Violinspieler Yuka Sato tun sich faszinierende klangliche Reibungen auf. Die drei formen eine gemeinsame Linie, was einmal mehr die Ausdruckswelt von Piazolla als Bandoneonspieler in den Clubs und Bars von Buenos Aires assoziieren lässt. "Oblivion" wird hier zum sehnsuchtsvollen Lied. Das Stück "Adios Nunino" ist ein Abschiedsstück, welches Astor Piazolla für seinen verstorbenen Vater schuf. Schließlich bietet das Ensemble im dreiteiligen Stück "Tangata Silfo y Ondina" eine aufschlussreiche Antwort auf die Frage nach einer möglichen "DNA" für Piazollas Tonsprache: So ganz selbstverständlich gleitet das Spiel in eine Bachsche Fuge hinein. Es liegt in der Natur des Instruments von Fumito Nunoya, dass dessen aktuelle Deutung von Piazollas Musik gerade deren polyphonische Prägung besonders greifbar hervortreten lässt.

Und da sind wir schon mittendrin im Thema der zweiten aktuellen CD. Fumito Nunoya beherrscht die Kunst, sein Marimbafon buchstäblich "singen" zu lassen, um damit dem klassisch-romantischen Vokabular gerecht zu werden. Das geschieht, indem er zugunsten der kantablen Linie jede lange Note durch eine Kette aus Tonrepetitionen "zerlegt".

Eine Toccata und ein Notturno von Mario Castelnuevo Tedesco evozieren farbenreiches südamerikanisches Flair. Nach einer rezitativischen Einleitung verdichten sich harmonische, gewitzte Dialoge zwischen Marimba und Klavier, bevor schließlich eine beschwörende singende Melodie in die Zielgerade führt. In der Chaconne aus der zweiten Partita dringt Fumito Nunoya tief in Bachs Ausdruckswelt ein, was vor allem durch Nunoyas ausgesprochen bewegliche Agogik gelingt. Verblüffend wirkt das daran anschließende Andante aus der a-Moll-Violinsonate, wo der ursprüngliche, brillante Streicherklang durch Nunoyas Violinspiel zu einer regelrecht orgelartigen Gedämpftheit mutiert.

Und auch in Chopins Barcarolle ändert die Musik in dieser neuartigen Transkription seine Grundfarbe. Viel stärker als im pianistischen Original lebt jetzt ein verspielter, ja unschuldiger Charakter von kindlicher Freude. Das ist nicht zuletzt dem deutlich kürzeren Nachhall der Marimbafontöne geschuldet, während der Klang des Konzertflügels doch viel komplexer und irgendwie "schwerer" anmutet.

(Dezember 2016)

Ihre Meinung
Schreiben Sie uns einen Leserbrief
(Veröffentlichung vorbehalten)



Zum Interview mit Fumito Nunoya


Cover

Fumito Nunoya
Piazzolla on Marimba


Fumito Nunoya, Marimba
Hiroya Honda, Marimba
Yuko Sato, Violine
Momoko Shano, Klavier

Tracklist:

1.Invierno Porteño 07:26

Tango Suite
2. Deciso 05:35
3. Andante 05:49
4. Allegro 06:20

5. Escualo 03:34
6. Oblivion 04:55
7. Adiós Nonino 09:17

Tangata Silfo y Ondina
8. Fugata 02:18
9. Soledad 09:11
10. Final/Tangata 08:47

11. Libertango 03:56

Gesamtspieldauer: 1:07:08


Oehms Classic OC 1851




Cover

Fumito Nunoya
Classics on Marimba


Fumito Nunoya, Marimba
Hiroya Honda, Marimba
Momoko Shano, Klavier

Tracklist:

Mario Castelnuovo-Tedesco (1895-1968)
1. Toccata op. 83
2. Notturno sull'acqua op. 82a

Johann Sebastian Bach (1685-1750)
3. Partita Nr. 2 für Solo-Violine in d-Moll, BWV 1004: Chaconne
4. Sonate Nr. 2 für Solo-Violine in a-Moll, BWV 1003: Andante

Frédéric Chopin (1810-1849)
5. Barcarolle in Fis-Dur, op. 60

Franz Waxman (1906-1967)
6. Carmen-Fantasie

Randall Thompson (1899-1984)
7. "Choose Something Like a Star" aus Frostiana

Gesamtspieldauer:


Oehms Classic OC 1859






Da capo al Fine

Zur Homepage Zur Musiktheater-Startseite E-Mail Impressum

© 2016 - Online Musik Magazin
http://www.omm.de
E-Mail: cds@omm.de

- Fine -