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Kommunistische Agitation in der Redaktion der FAZ!

Kurzes Vorspiel. Pianist Heribert Klein begleitet äußerst akkurat und zurückhaltend. Dann erklingt dazu ruhig und ernst der Bariton von Johann Georg Reißmüller. Die Worte fügt er dicht aneinander, rollt das r ein wenig wie der junge Fischer-Dieskau. In schlichter Weise intoniert er: "Langes Leben sei dir noch beschieden / Stalin, Freund, Genosse treu und klug".

Ein richtiger Liederabend, nein, das ist es nicht, denn Johann Georg Reißmüller ist kein Musiker, sondern politischer Journalist und bis 1999 auch Herausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (wo auch Heribert Klein, er immerhin auch ausgebildeter Musiker, ebenfalls als Redakteur tätig ist). Und die Redaktion der FAZ ist wohl nicht Brutstätte kommunistischen Kampfliedgutes, denn den revolutionären Impetus von markigen, von Marschmusik getragenen Worten wie "Wir stehn zum entscheidenden Angriff bereit, zur Vertreibung der Bourgeoisie", den kann Reißmüller nicht mit der jugendlichen Frische vermitteln, den sich der Verfasser (Erich Weinert, mit Musik von Hanns Eisler) sicher vorgestellt hat. Vielleicht hätte sich Reißmüller von den Kollegen der taz musikalisch beraten lassen sollen, denn denen ist Der rote Wedding (so der Titel des Liedes) mindestens geographisch näher. Aber gut, er interpretiert sie halt anders. Mehr schlicht.

Insgesamt 20 agitatorisch wertvolle Lieder der DDR aus der Zeit von 1949 bis in die 60er Jahre sind auf dieser skurrilen CD zusammengefasst, vom "Lied an die Partei" (die immer Recht hat) über ein kleines Melodram zum Gedenken der Kommunisten im Westen, Walzern zum Wiederaufbau ("Wir rufen Hau ruck!" - ganz erlesen interpretiert) bzw. Mauerbau ("Der Brandt bekam eins auf den Hut / ihr glaubt ja nicht, wie gut das tut.") bis hin zum Lob des Spions, als Tango zu tanzen - und mit Worten versehen von Geheimdienstchef Markus Wolf persönlich. Es ist unglaublich, welche Abgründe sich da auftun. Man muss es gehört haben.

Unser Lieblingslied aber, das wollen wir nicht vorenthalten, das ist ein kleine Weise, die so klingt, als tröste ein Großvater seinen Enkel über den Verlust eines besonders schönen Spielzeugs. Der Enkel ist der gerade enteignete Bauer, und süßen Trost versprechen die wehmütig swingenden Worte "Jetzt bist du in der LPG, in der LPG, bald wird die Arbeit leichter sein". Da sind sicher auch dem Klassenfeind Tränen der Rührung in die kapitalistischen Augen getreten.



Von Stefan Schmöe






Cover

Uns gefällt diese Welt
Lieder der Jungen DDR
Gesang: Johann Georg Reißmüller
Klavier: Heribert Klein

Biton Production BIT 4007
aufgenommen 1999

Nur erhältlich bei
Zweitausendeins
Postfach
D-60381 Frankfurt
Telefon: 069 - 420 8000
Fax: 069 - 415 003

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