Dichter am Äther
Schriftsteller und Schriftstellerinnen über das Radio
Eine Sendereihe aus dem WDR 3 Kulturmagazin Mosaik
Schalt Dein Radio ein!
Von
Frank Becker
Der Rundfunkjournalist Michael Kothes hat für "Dichter am Äther", eine Sendereihe des Kulturmagazins "Mosaik" im WDR 3, von 2001-2004 Schriftsteller und Schriftstellerinnen gebeten, ihr Erleben des
Radios in literarischen Texten zu manifestieren. Als
Moderator dieser allmorgendlichen Kultursendung hat Kothes nun mit einer Auswahl
der gelieferten und von den Autoren selbst gelesenen Texte der Rezeption des Mediums Rundfunk in der
zeitgenössischen Literatur nachgelauscht.
Begleitend zu dem gleichnamigen Buch des Düsseldorfer Grupello Verlages (unser Bericht),
das 21 Texte vorstellt, hat der WDR 3 nun eine CD mit 13 dieser
Original-Wortbeiträge veröffentlicht, verbunden mit Klaviermusik
Schumanns, Beethovens, Mendelssohns, Wagners, Saties und Bachs. Kothes
selbst hat zu der literarisch hochwertigen Sammlung einen kurzweiligen
einleitenden Beitrag zur Geschichte des Radios geschrieben. Meist sehr
persönlich befassen sich die Erzählenden
mit ihrer Erinnerung an das Radio als Ding und Medium und mit seiner
oft nicht unbedeutenden Rolle in ihrem Leben. So erinnert sich
Peter Härtling daran, daß es eine Zeit gab "Als das Radiohören noch
gefährlich war" - wenn man nämlich heimlich den verbotenen Sender
"Bibisi" hörte. Das war die Zeit der "Sondermeldungen des OKW", der
Führerreden, die Familien spalteten und trauriger Lieder "eines Herrn
Strienz". Der Zauber des Radios blieb Härtling, der sagt, daß ihm das
Fernsehen das "nicht ausgetrieben" habe. So geht es wohl vielen.
Katja
Lange-Müller hat in jedem Zimmer
ein Radio, das den ganzen Tag spielt (das im Schlafzimmer sogar
nachts), Franzobel reflektiert über Eiche oder Mahagoni für das Gehäuse
und Gerhard Köpf über Nußbaum, Bakelit und Pseudo- Elfenbein,
über das Magische Auge und die Skala mit Namen wie Hilversum, Sofia,
Monte Ceneri und Beomünster. Wunderbare Erinnerungen Radio Norddeich,
Glocken aus aller Welt und die Poesie des Pausenzeichens. Feridan
Zomoglu erinnert sich an seinen Großvater, einen tschetschnischen
Kommunistenfresser, der das Radio als Instrument für gesunde und sanfte
Volkserhebung bezeichnete und den Enkel mit Marschmusik traktierte.
Wilhelm Genazino, Eva Demski, Ute Draesner, Richard Wagner... die Liste
ist
lang und erlesen. Wolf Wondraschek ist Poet: "Ich
rede von der Nacht, wenn ich vom Radio rede, und von der Einsamkeit.
Ich rede von einem Mann, einem Tagelöhner, angezogen auf einem Bett
liegend, der raucht und zur Decke schaut, wo es nichts zu sehen gibt,
und es ist Nacht. Aus einem Radio kommt Musik, und hin und wieder,
genauso leise, eine Stimme. (...) Das Radio, wenn es sonst nichts
könnte, hat Mitleid mit den Schlaflosen."
Das
Booklet zur CD ist mit seinen vielen Abbildungen, dem
umfangreichen Essay Michael Kothes´ und seinen Autoren- Biographien ein
Stück Rundfunkgeschichte. Die wunderbare CD "Dichter am Äther" ist eine Köstlichkeit und beim WDR 3 zu bekommen - das ebenfalls von Michael Kothes herausgegebene Buch im Buchhandel.
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Dichter am Äther
Schriftsteller und Schriftstellerinnen über das Radio
Eine Sendereihe aus dem WDR 3 Kulturmagazin Mosaik
Redaktion: Michael Kothes
Eine Produktion des Westdeutschen Rundfunks
© 2006 Westdeutscher Rundfunk Köln
Titel-Liste:
1. Peter Härtling: Als Radihören noch gefährlich war 5:04
2. Eva Demski: Ein Gefährte für Einzelgänger 5:08
3. Wolf Wondraschek: Sieben Weltwunder fragen sich, was kommt jetzt? 5:48
4. Katja Lange-Müller: Fernhören 4:55
5. Franzobel: Die Wörter der Götter schneiden die Lüfte 4:30
6. Gerhard Köpf: Von der Poesie des Pausenzeichens 3:50
7. Ulrike Draesner: Ohrenheim 4:33
8. Jochen Schimmang: Radio Times 4:44
9. Richard Wagner: Mein erstes Radio 4:46
10. Feridun Zaimoglu: Großvater 4:36
11. Felicitas Hoppe: Ganz Ohr 4:36
12. Wilhelm Genazino: Von den Marotten der Moderatoren 4:28
13. Adolf Muschg: Akustische Reize verlangen mehr von uns 4:48
Gesamtzeit: 1:18:19
Weitere Informationen unter:
www.wdr3.de
www.grupello.de
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