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Anke Helfrich
Stormproof

Bewährtes, Innovatives, Delikates: brillant!

Von Frank Becker


Aha! Zurück zu den Standards! Denkt der geneigte Hörer beim Durchlesen der Titelliste von Anke Helfrichs aktuellem Album "Stormproof", denn die klingen alle irgendwie vertraut. Aber Anke Helfrich löckt da ein ganz klein wenig wider den Stachel. Gut, "Hackensack" ist von Thelonious Monk, "September Song" und "Speak Low" hat Kurt Weill zu verantworten, doch all die anderen so bekannt klingenden Titel sind aus der Feder der energischen Pianistin, die nach gelungenem Debüt bei Double Moon ("You´ll See") und mitreißender Fortsetzung dortselbst ("Better Times Ahead") nun unter dem Dach von ENJA etwas andere Jazz-Pfade beschreitet. Dejan Terzic ist wie beim vorigen Album wieder am Schlagzeug dabei, am Baß hören wir Henning Sieverts, der auch das Cello bedient und Gast bei fünf Stücken der innovative Posaunist Nils Wogram, der auf unseren Jazz-Seiten schon mehrfach sein Echo gefunden hat.

Er ist es auch, der den bisher gewohnten Sound des Anke Helfrich Trios zumindest bei den Stücken, denen er seine Akzente gibt, deutlich verändert. Das verlang nach den beiden eher klassischen Openern, in denen Anke Helfrich ihre bewährte Virtuosität zeigt und Henning Sieverts sich brillant vorstellt, erst mal danach, so "Stormproof" zu sein, wie es der von der Pianistin geschriebene Titel verlangt. Denn Wogram stößt gewaltig und experimentierfroh ins Horn - für mich eher ein Stück, das ich live erleben möchte. Hier fällt es doch einigermaßen heftig aus dem musikalischen Rahmen, den das Trio anschließend in "Sehnsucht" wieder sensibel steckt. Henning Sieverts Cello-Spiel berührt vor der glasklaren und gradlinigen Perfomance von Anke Helfrich. Schon eher ins Konzept paßt da Wograms satter Beitrag zu "In Good Times As In Bad", in dem seine Posaune neben Anke Helfrichs elegantem Spiel schimmert.

Hat man die Donnerschläge des Klaviers von "After The Rain" erst mal verdaut, macht das gewittrige Intermezzo mit der beinahe verlegen flüsternden Posaune direkt Spaß. Der Booklet-Text unterschlägt hier übrigens die Mitwirkung Wograms. Verzauberte Kreise zieht "Circles", ein achteinhalb Minuten währendes Bad in Wohlklang, bei dem alle Instrumentenstimmen ihren Rang zeigen. Bei "Swiss Movement" geht der Gedankenflug natürlich sogleich zu Les McCann und Eddie Harris, die 1969 unter diesem LP-Titel in Montreux eine Sternstunde des Jazz eingespielt haben. Und in der Tat geht Anke Helfrichs funky Fender Rhodes in die damals gezeigte Richtung. Eine inspirierte Wiederbegegnung nach immerhin 40 Jahren! Kurt Weills Standard "Speak Low" perlt nur so von der Klaviatur und mit den zärtlichen drei Minuten "Little Giant", die Anke Helfrich Johhny Griffin widmet, hat sie eines ihrer schönsten Stücke geschrieben. Die Harmonie von Posaune, Cello und Klavier träufelt sich wie Honig ins Ohr.

Eines der interessantesten, spannendsten, schönsten Jazz-Alben jüngster Zeit. Anke Helfrich unterstreicht damit ihren hohen Rang. Kann ich Ihnen nur empfehlen.

    



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Cover-Foto: Rolf Freiberger

Anke Helfrich
Stromproof

Anke Helfrich  -  Klavier, Harmonium, Fender Rhodes
Henning Sieverts  -  Kontrabaß, Cello
Dejan Terzic  -  Schlagzeug, Percussion
Gast
Nils Wogram  -  Posaune, Melodica

Produziert von Matthias Winckelmann

(P) + © 2009 ENJA Records

Titel:
1. Hackensack   4:23
2. September Song   5:59
3. Stormproof
4. Sehnsucht   5:19
5. In Good Times As In Bad   7:05
6. After The Rain   1:57
7. Circles   8:25
8. Swiss Movement   4:56
9. Speak Low   5:11
10. Little Giant   2:55

Gesamtzeit:  54:01

Weitere Informationen unter:
www.enjarecords.com
www.anke-helfrich.de






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