Cassandra Wilson
Loverly
A la bonheur!
Von
Frank Becker
"Point of View" war ihr Debüt 1985, "Blue
Skies", "Blue Light Til Dawn", "New Moon Daughter", "Rendezvous",
"Traveling Miles" und "Belly Of The Sun" die bisher besten Alben ihrer
glanzvollen Karriere. Seit 1993 ist Cassandra Wilson bei Blue Note
unter Vertrag und seither auf einer durchgehenden Erfolgs-Linie. Nun
hat sie nach einigen Jahren kreativer Pause wieder ein Juwel aus dem
ewigen Schatzkästchen internationaler Jazz-Standards gezaubert.
Die Stimme noch reifer, noch entspannter und in ihrem rauchigen Timbre
noch souveräner als je zuvor, hat die in New York lebende Jazz-Lady mit
einer großartigen Band ein Dutzend hinreißender Stücke eingespielt,
deren Reigen mit Oscar Hammersteins "Lover Come Back To Me" klangvoll
swingend und scattend eröffnet wird. Marvin Sewell läßt an der Gitarre
den Django durchschimmern, der in ihm steckt und Pianist Jason Moran
löst raffiniert und virtuos tradierte Formen auf. Leider unterschlägt
das Booklet den Namen des Trompeters, der hier kongenial mitwirkt.
Schwermütig lasziv in schleppendem Rhythmus schließt sich Luis Bonfás
"Black Orpheus" an, und es ist absolut kein Bruch, gleich danach
Lerner/ Loewes "Wouldn´t It Be Loverly" aus My Fair Lady zu hören.
Cassandra Wilson mach aus jedem Song eine schimmernde Perle, ob das
Juan Tiziols "Caravan" ist, bei dem abermals Jason Moran am Klavier und
Marvin Sewell an der Gitarre brillieren und Wilsons Stimme mitreißend
in rauchige Tiefen abtaucht, ob es verträumt "Spring Can Really Hang You Up The Most"
von Fran Landesman ist, bei dem nur Sewell sie an der
Steel-String-Gitarre begleitet oder der mit angezogenem Tempo
daherkommende Standard "St. James Infirmary". Einen herrlichen Blues
servieren Cassandra Wilson und der vielsaitige Marvin Sewell mit dem
Klassiker "Dust My Broom" von Elmore James. Reginald Veal darf einmal
an den Kontrabaß, nämlich in "The Very Thought of You". Da aber
präsentiert er sich im ungestörten Dialog als perfekter Duo-Partner für
die charismatische Sängerin. Harold Arlens "Sleepin´ Bee" featured noch
einmal alle Solisten dieses grandiosen Albums, das die Diskographie
Cassandra Wilsons und den Jazz an sich bereichert. Chapeau!
Aber ich würde schon gerne wissen, welcher Teufel den Gestalter des
Booklets für dieses tolle Album geritten hat. Nur unter Zuhilfenahme
kräftiger Lampen und starker Lupen (und dann noch ganz schlecht) zu
lesen ist es eine Zumutung. Der Creative Director Gordon H. Jee, der
hier stolz für das Design verantwortlich zeichnet, hätte besser daran
getan, seinen Namen zu verschweigen. Eine schlechtere Reklame kann man
für sich und das Produkt gar nicht machen. Ein großes Lob für die
wundervollen Aufnahmen, ein klares "Nein!" für das Album-Design.
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(Veröffentlichung vorbehalten)
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Cassandra Wilson
Loverly
Cassandra Wilson - Gesang
Marvin Sewell - Gitarren
Jason Moran - Klavier
Lonnie Plaxico - Kontrabaß
Reginald Veal - Kontrabaß (11)
Herlin Riley - Schlagzeug
Lekan Babalola - Percussion
Rhonda Richmond - Backg. voc. (8)
Produziert von Cassandra Wilson
(P) + © 2008 Blue Note / Capitol
Titel:
1. Lover Come Back To Me 4:16
2. Black Orpheus 4:58
3. Wouldn´t It Be Loverly 5:02
4. Gone With The Wind 5:50
5. Caravan 4:23
6. `Til There Was You 6:41
7. Spring Can Really Hang You Up The Most 4:57
8. Arere 5:42
9. St. James Infirmary 4:40
10. Dust My Broom 4:47
11. The Very Thought Of You 4:46
12. Sleepin´ Bee 4:39
Gesamtzeit: 1:00:48
Weitere Informationen unter:
www.bluenote.com
www.canssandrawilson.com
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