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Chick Corea, Eddie Gomez, Paul Motian
Further Explorations


Auf Erkundungsreise im Jazzland des Bill Evans

Von Susanne Westerholt

Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen. – In diesem Fall sind es die drei Ausnahmetalente Chick Corea, Eddie Gomez und Paul Motian, die sich aufgemacht haben, die Musik von Bill Evans, einem der einflussreichsten Jazzpianisten des 20. Jahrhunderts neu zu erkunden.

Further Explorations ist eine Anspielung auf das 1961 erschienene Album Explorations des Bill Evans Trio. Evans' Musik wird als lyrisch, gar als romantisch und introvertiert bezeichnet und hat Jazzgrössen wie Miles Davis, Herbie Hancock oder Keith Jarrett beeinflusst. Mit weiten, melodischen Linien und modalen Harmonien versuchte Evans seinerzeit, sich vom Bebop zu distanzieren und ‚Coolness’ in den Jazz zu bringen. Charakteristisch war seine Körperhaltung am Klavier: Den Kopf abgewendet, den Blick parallel zur Klaviatur, so als ob er in seine Musik hineinhorchen wollte.

Evans’ legendärem Jazztrio gehörte Paul Motian von 1959 bis 1964 an. Der im letzten November verstorbene Schlagzeuger spielte mit Grössen wie Carla Bley und Lee Konitz, war als Bandleader und auch als Komponist bekannt. Der aus Puerto Rico stammende Kontrabassist Eddie Gomez war von 1966 bis 1977 im Bill Evans Trio. Auch er spielte mit den ganz Grossen des Jazz, etwa mit Dizzy Gillespie oder Gerry Mulligan. Chick Corea war, wie er selber sagt, stark beeinflusst und beeindruckt von der Musik von Evans. Wie Eddie Gomez im beiliegenden Booklet berichtet, hatte Corea die Idee für das aktuelle Album, das 2010 im New Yorker Blue Note Jazz Club aufgenommen wurde.

Auf zwei CDs findet sich ein gelungener Mix von meist lyrischen Kompositionen von Evans und dazu teilweise in Ausdruck, Form und Harmonik kontrastierenden Titeln etwa von Tadd Dameron, Chick Corea und Thelonious Monk. Zusammen bilden die insgesamt 19 Kompositionen eine Erinnerung an Evans, aber eine, die den persönlichen Interpretationsstil der Musiker deutlich zeigt.

Evans’ Stück Very Early beispielsweise wird von Corea viel stärker artikuliert gespielt als von Evans selbst. Coreas’ Rhythmizität und kraftvoller Anschlag geben der Komposition einen ganz neuen ‚Touch’. Beheimatet im Free Jazz, der Fusion Music und dem Funk ist der Stil von Corea eigentlich ziemlich weit entfernt von Evans’ Musik. Mit seiner Eigenkomposition Bill Evans zeigt Corea allerdings eindrücklich, dass an ihm ein Lyriker verloren gegangen ist: Weite melodische Linien im Klavier, mit nachdenklichen, ja wehmütigen Anklängen und virtuosen Kontrabass-Passagen, die von Gomez wunderbar gespielt sind, verleihen dem Stück einen unvergleichlich zarten Ausdruck.

Off the Cuff, eine gemeinsame Improvisation von Corea, Motian und Gomez über die Komposition Diane von Ernö Rapée und Lew Pollack ist erfrischend spritzig mit ihren freien Harmonien und bietet allen drei Musikern Raum für die Entfaltung ihrer Spielkunst, ganz besonders mit dem quirligen Schlagzeug-Solo von Motian, in das Corea mit perkussivem Free Jazz-Spiel einsetzt. Ganz nach dem Geschmack des Trios ist offensichtlich auch die Komposition Little Rootie Tootie von Thelonious Monk, die formlos, experimentell mit Griffen in die Klaviersaiten beginnt und erst allmählich ein Thema entwickelt. Die Erkundungsreise in diesem Doppel-Album hat den Dreien offensichtlich Spass gemacht, was spürbar ist und den Hörgenuss perfekt macht.

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Chick Corea, Eddie Gomez, Paul Motian:
Further Explorations


Chick Corea, Piano
Eddie Gomez, Bass
Paul Motion, Drums


Titel:

Disk 1
1 Peri's Scope
2 Gloria's Step
3 They Say That Falling In Love Is Wonderful
4 Alice In Wonderland
5 Song No. 1
6 Diane
7 Off The Cuff
8 Laurie
9 Bill Evans
10 Little Rootie Tootie

Disk 2
1 Hot House
2 Mode VI
3 Another Tango
4 Turn Out The Stars
5 Rhapsody
6 Very Early
7 But Beautiful - Part 1
8 But Beautiful - Part 2
9 Puccini's Walk


Concord CJA-33364-02
Weitere Informationen
www.concordmusicgroup.com





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