Das Warten auf das neue Album der personell
neu aufgestellten Jan Garbarek Group hat sich gelohnt. Schon vor zwei
Jahren, im Oktober 2007 bei einem Konzert aufgezeichnet, dokumentiert
das nach seinem Aufnahmeort "Dresden" betitelte Doppelalbum einen
Neuanfang nach dem krankheitsbedingten Ausscheiden des großen Bassisten
Eberhard Weber. Dessen Anteil am homogenen Klang der Gruppe ist
natürlich nicht zu ersetzen, ein neues Konzept mußte gefunden werden -
und das ist Garbarek mit Yuri Daniel am Kontrabaß, Rainer Brüninghaus
am Klavier und dem bewährten Manu Katché am Schlagzeug gelungen.
Der Sound Garbareks bleibt typisch und von ersten Akkord an erkennbar.
Seine Epik, die sanfte Klage des Sopransaxophons, von perlenden Läufen
und starken Akzenten von Rainer Brüninghaus am Klavier begleitet und
mit dem Rückgrat des Schlagzeugs gibt Yuri Daniel Raum genug, seinen
Bass mal wummern und mal träumem zu lassen. Das Dresdner Konzert ist in
allerhöchster Qualität mitgeschnitten und abgemischt worden, ein
einziges Vergnügen, verträumt, fröhlich tänzerisch und in jeder Phase
dynamisch kreativ. Mit "Grooving Out" (CD 2) hat sich Manu Katché ein
feines Solo geschrieben, Yuri Daniel bekommt seines beeindruckend in
seiner Komposition "Tao" (CD 1) und Rainer Brüninghaus hat die
"Transformations" (CD 2) beigesteuert und glänzt solistisch.
Die übrigen Stücke hat bis auf drei Übernahmen von Harald Sæverud,
Milton Nasciemento (ein wunderschöner Ausflug in die Welt des Latin mit
Brüninghaus in Hochform) und Lakshminarayana Shankar Jan Garbarek
selbst geschrieben und ihnen seinen unverwechselbaren Klang gegeben.
Der kurze Einsatz der Seljeflöte in "Nu Bein" zeigt eine andere Seite
des Virtuosen Garbarek und das Stück selbst hohen Einsatz und rasantes
Tempo der gesamten Band. Mitreißend! Ein Doppelalbum, das ein Klassiker
zu werden verspricht und das Zeug dazu hat, ein neues Vorzeigeprojekt
des erlesenen Labels ECM zu werden.