Steve Khan
Borrowed Time

Latin und die Welt

Man reibt sich erst mal die Augen, wenn man die Besetzungsliste dieses Albums sieht - eine Jazz-Formation von 24 Karat! Steve Khan hat zu seiner Stamm-Besetzung zusätzlich Randy Brecker, Bob Mintzer und Badal Roy gewinnen können, und ich betone das Wörtchen Gewinn. In der Spalte rechts sind nur die großen Namen aufgeführt, eine Reihe - wie sich zeigen wird - guter Perkussionisten an diversen Rhythmus-Instrumenten kommt noch hinzu.

Wie schon bei Khans vorigem Album wird nicht nur die auf einer CD zur Verfügung stehende Zeit mit gut 75 Minuten großzügig ausgeschöpft, in der Qualität steht das Album seinem Vorgänger ebenfalls nicht nach. Wir bekommen hier viel: Khans kultivierte Behandlung seiner Gibson ES-335, John Patituccis ebenbürtiger Rang am Kontrabaß ("Mr. and Mrs. Poeple", "Blues for Ball" u.a.), dazu Jack DeJohnettes dezentes Schlagzeug als Rhythmusmaschine, Badal Roy an den doch im Jazz eher seltenen Tablas (weshalb sie auch vor den anderen Congas, Bongos etc. Erwähnung finden) und Rob Mounsy als Keyboarder von Gefühl, wie u.a. im Klassiker "Have You Met Miss Jones?".

Randy Brecker am Flügelhorn veredelt mit butterweichem Spiel ("Face Value"),  das ohnehin schon hochkarätige Projekt zusätzlich,  Gabriela Anders bringt den lasziven Schmelz ihrer Stimme ("Luna y Arena") ein und Bob Mintzers Baßklarinette gibt das orientalische Element in "El Faquir. Das Album steht für brillanten Latin-Jazz mit Weltmusik-Komponenten. Ein Produkt der oberen Qualitätsklasse. Ist nicht nur wegen des genialen Steve Khan und allein schon wegen der Schluß- Nummer "Hymn Song" mit dem hervorragenden Bobby Allende an den Bongos im Dialog mit Drummer Jack DeJohnette zur Zeit eines der schönsten Jazz-Alben. Klasse!

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