Nouvelle Vague
Coming Home (Collin)

Wenn es Marc Collins Gesicht ist, das man auf dem Cover dieser Compilation unter der Baseball-Kappe zu sieht, muß konstatiert werden, daß es sich vermutlich um einen recht jungen Mann handelt. Umso tiefer ziehe ich den Hut vor ihm. Er hat mit seiner Adaption und Zusammenstellung von mittlerweile klassischen Filmsounds und -themen für die Reihe "Coming Home" derart tief ins Herz überwiegend der 60er und 70er getroffen, daß ich mir den einen oder anderen Begeisterungsruf beim Anhören des Albums nicht verkneifen konnte. Muß dämlich ausgesehen haben, denn ich habe es wie so oft im Auto auf der Fahrt zu einem Termin getan.

Aber wo findet man noch einmal jemanden, der mehr als eine Musikgeneration später ein so sensibles Gefühl für den Zeit- und Musikgeschmack einer zurückliegenden Epoche an den Tag legt. Das Ding ist schlicht ein Knaller. Collin und Olivier Libaux haben hier eine perfekte, sehr persönlich gewordene Zeitreise arrangiert, mit viel Gefühl fürs Detail und im Storyboard des Albums absolut überzeugend. Wenn mich auch das Intro mit Gato Barbieris "Last Tango In Paris"  nicht so überzeugt wie der Rest - mit Lalo Schifrins "On the way to San Mateo" als Nr. 2 haben sie eine in ihrer Dramatik weit zeittypischere Nummer hingelegt und mit dem U-Bahn-Krimi-Thema "Taking of Pelham" (das man laut hören muß) einen weiteren Beleg. Und so geht es weiter.

Michel Legrand läßt grüßen, die Stimme einer Sängerin, deren Namen man gerne wüßte, überzuckert Vladimir Cosmas "Maldonne" wie weiland Sophie Daumier  „Femme, femme...“ mit der unschuldigsten und subtilsten Erotik, die anno 1968  in "Engelchen - oder die Jungfrau von Bamberg" von Rob Houwer mit Gila von Weitershausen heiß unter die Haut ging. Zwanzig Stücke, darunter das mysteriöse "O Venezia.." von Nino Rota, solche von Serge Gainsbourgh, Ennio Morricone ("Once Upoon The Time...), Sakamoto, ein typischer John Barry, Vangelis (ein zauberhaftes Outro) und sogar ein homogenes Stück von Marc Collin selbst, das hier als Erstveröffentlichung zu hören ist, machen in der Summe das Album aus, das jetzt eine Weile ständig laufen wird, wenn ich autofahre, abwasche oder Lust zu Entspannen habe. Ich erzähle ihnen das mit kleinem Zeitvorsprung, damit sie sich darauf einstellen können: am 27. April kommt das Album in die Läden. Meine Empfehlung!

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