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The New York Sessions Klassiker von morgen - zum Schwärmen schon heute Von Frank Becker Schon
lange ist kein Jazz-Projekt von solcher Geschlossenheit und Dichte,
sowie einhellig vorzüglicher Qualität in künstlerischer wie
aufnahmetechnischer Hinsicht aufgelegt worden, wie "The New York
Sessions". Drei Alben dieser exorbitanten Reihe liegen jetzt vor und
dreimal kommt man ins Schwärmen. Das New Yorker Label Chesky Records
hat im 20. Jahr seines Bestehens sich und der Jazzwelt damit ein
kostbares Geschenk gemacht. Präsentiert wird die Haute Cuisine des Modern Jazz, von Maitres der Sterne-Küche delikatest zubereitet
und auf technisch höchstem Standard von Aufnahme-Ingenieur Nicholas
Prout betreut und appetitlich angerichtet. Was steht auf dem Menu?
Beginnen wir in der Reihenfolge der Produktionen mit "Manhattan" vom
David Hazeltine-George Mraz Trio, dessen dritter Mann Billy Drummond am
Schlagzeug ist. Hazeltine beruft sich zu Recht auf die Schule Oscar
Petersons, dessen Stil er in Vollendung weiterführt und variiert. Da
ist die Partnerschaft mit George Mraz, der sich Anfang der 70er in die
Riege der genialen Bassisten einreihen konnte, die in Petersons Trio
gespielt haben, geradezu ein Glücksfall. Billy Drummond beweist sich in
diesem Trio am Schlagzeug als Begleiter von Rang - nicht ohne Grund war
er zuvor bei Horace Silver, J.J. Johnson, Joe Henderson u.a. der Mann
für Tempo und Rhythmus. Das
Ergebnis der Zusammenarbeit kann man getrost als Geniestreich
verbuchen. Von Brubecks "In Your Own Sweet Way" über das Thema des
vielleicht schönsten Films der Kino-Geschichte "Cinema Paradiso" bis
Cole Porters "Everything I Love" ist das Album ein Genuß für Ohr und
Gemüt. Bei allen drei hier vorgestellten Alben fällt die dominierende Rolle des Kontrabasses ins Auge. Was Mraz auf "Manhattan" in traumwandlerischer Virtuosität zeigt, wiederholt sich in gleicher Perfektion beim Album "New York Time"des
Quartetts Christian McBride (b), Javon Jackson (ts), Jimmy Cobb
(dr), Cedar Walton (p). Hier finden Generationen durch die Sprache des
Jazz zusammen. Walton, Altmeister mit großer Diskographie trifft auf
die Second Generation in Gestalt des heute schon zu den größten
Bassisten
zählenden Christian McBride, der (s.o.) seinerseits auf eine
erfolgreiche Baß-Duo- Arbeit mit dem langjährigen Peterson-Bassisten
Ray Brown blicken kann.
Es bleibt doch irgendwie in der Familie. Drummer
Jimmy Cobb (*1929) erweitert das Spektrum der Generationen. Mit u.a.
Earl Bostic, Billie Holiday, Charlie Parker, seiner Frau Dinah
Washington, Dizzy Gillespie, John Coltrane, Stan Getz, Sarah Vaughan,
Wynton Kelly und Art Blakey erfolgreich, ist er vielleicht einer der
besten Schlagzeuger der neueren Jazz-Geschichte. Hier gibt er einem
Quartett die Basis, das zur Königsklasse gehört. Tenorsaxophonist Javon
Jackson schließlich hat Meriten bei Art Blakey, Charlie Haden und Ron
Carter aufzuweisen - und belegt seinen Rang hervorragend. "Whisper Not"
und "Naima" gehören u.a. dazu. Zur
Liga der "Bass-Supermen" gehört neben dem naturalisierten Tschechen
George Mraz und dem aus Pennsylvania stammenden Christian McBride auch
der Texaner Eddie Gomez. Er hat sich mit dem Ausnahme-Gitarristen John
Abercrombie (Begleiter von Gil Evans, Gato Barbieri, Billy Cobham,
Ralph Towner u.a.m.) und dem Schlagzeuger Gene Jackson zu einem Trio
des Ranges zusammengetan, der hier Bedingung zur Aufnahme in den
illustren Kreis der Mitwirkenden der "New York Sessions" ist. "Structures"
ist ein weiteres Dokument der Hohen Schule des Modern Jazz mit kleinem
Ensemble. Abercrombie, der mitunter lobenswert in das Gleis von Wes
Montgomery gerät, und Eddie Gomez haben für ihr gemeinsames
Projekt zu den Standards von Ray Noble, Cole Porter oder Irving
Berlin eigene Stücke eingebracht, die der Meßlatte durchaus und mit
Überzeugungskraft genügen. Das Album vereint sich mit seinen beiden
Vorgängern zu einem beinahe untrennbaren Gesamt- Erlebnis. Es sollte
mich nicht wundern, wenn bald alle drei in einer Kassette angeboten
werden - und reißend Absatz finden. Für mich die
Jazz-Produktion des Monats November - ausgereift, technisch und
musikalisch vom Allerfeinsten und ein dauerhafter Gewinn auch für jene,
die schon sehr viel Jazz gehört haben. Übrigens: zum 20-jährigen Chesky-Jubiläum wird ein kleiner Querschnitt unter dem Titel "Live From Studio A" angeboten, der einen Ausschnitt
der Produktionen der letzen 20 Jahre zeigt. Es ist beeinduckend, wer
alles sich unter dem Dach von Chesky versammelt hat: John und Bucky
Pizzarelli, McCoy Tyner, Phil Woods, Clark Terry, Luiz Bonfa, Paquito
D´Rivera, Herbie Mann, Peggy Lee und Mongo Santamaria, um nur einige
der wichtigsten zu nennen. Auf jeden Fall auch anhören.
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David Hazeltine-George Mraz Trio David Hazeltine - piano Produced by David Chesky & Charles Carlini © + (P) 2006 Chesky Records 1. In Your Own Sweet Way 7:53 2. Imagination 7:16 3. Out Of This World 6:40 4. Theme For Ernie 5:16 5. Cinema Paradiso 6:36 6. Alone Together 6:20 7. Detour Ahead 6:39 8. Don´t Walk Away 6:18 9. So In Love 6:11 10. Everything I Love 5:43 Total Time: 1:04:52
McBride-Jackson-Cobb-Walton Cedar Walton - piano Produced by David Chesky & Eleana Steinberg-Tee © + (P) 2006 Chesky Records 1. Newest Blues 5:43 2. Sixth Ave 6:03 3. My Shining Hour 5:27 4. Notes In Three 5:30 5. In The Kitchen 6:44 6. Naima 6:18 7. Grove 5:30 8. Whisper Not 5:38 9. Diane 6:04 10. Mode For Joe 6:07 Total Time: 59:04
John Abercrombie-Eddie Gomez John Abercrombie - guitar Produced by David Chesky & Charles Carlini © + (P) 2006 Chesky Records 1. Jazz Folk 9:29 2. The Touch Of Your Lips 4:35 3. Moon And Sand 5:26 4. Walter Pigeon 5:17 5. Everything I Love 6:39 6. Embraceable You 6:05 7. 3 For Three 6:13 8. Turn Out The Stars 5:28 9. Missing You 4:45 10. How Deep Is The Ocean 5:47 Total Time: 1:00:21 Weitere Informationen unter: |
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