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Wildflowers
Loft Jazz New York 1976


Free Jazz Blüten des heißen New Yorker Mai vor 30 Jahren

Von Frank Becker

Dem Altsaxophonisten Ornette Coleman sind die Zuordungen zu verdanken, derer wir uns im neuen, freien Jazz seit seiner "Erfindung" bedienen: prophetisch nannte er sein 1958er Album "Something Else!!!!", das ein Jahr später: "The Shape Of Jazz To Come" und prägte den Begriff schließlich 1960 per definitionem: "Free Jazz" (was auch als Imperativ gelesen werden könnte: "Befreit den Jazz"), Untertitel A Collective Improvisation – mit dem Double Quartet, dem Don Cherry (Kornett), Freddie Hubbard (Trompete), Eric Dolphy (Baßklarinette), Scott LaFaro und Charlie Haden (Baß), sowie Billy Higgins und Ed Blackwell (Schlagzeug) angehörten. John Coltrane, der Pianist Cecil Taylor, das Albert Ayler Trio, das Art Ensemble of Chicago, Pharaoh Sanders, Anthony Braxton und der Pianist McCoy Tyner setzten die Befreiung von festgelegten Traditionen und Formen in den USA gradlinig fort, bevor Musiker der deutschen Szene für europäische Impulse sorgten. Sam Rivers, einer Protagonisten der New Yorker Free Jazz Szene, arbeitete später auch mit dem europäischen Free Jazz-Vorreiter Alexander von Schlippenbach zusammen.

Der Jazz, Ende der 70er Jahre in einer Identitätskrise, erlebte in seiner kreativen freien Form im brodelnden New York abseits der Mainstream-Clubs noch einmal eine verborgene Blüte. Neue Namen standen für den Bestand einer Musikkultur, die in der intimen Atmosphäre der Loft des Saxophonisten Sam Rivers, dem "Studio RivBea" in der Bond Street zwischen Broadway und Bowery ihre Plattform fand. Vom 14.-23. Mai 1976 wurde dort eine Session mit den angesagten Jazzern der Stunde, den Stars der damaligen New Yorker Avantgarde-Szene veranstaltet, deren Konzerte "in the heat of the night" live aufgezeichnet wurden - ein einzigartiges Dokument. Daß diese Aufnahmen jetzt, 30 Jahre danach, von Alan Douglas in einem  3-CD-Album mit dem schönen Titel "Wildflowers" in Ausschnitten zugänglich gemacht werden, ist eine kleine Sensation und ein Geschenk an Jazz-Liebhaber. Zu wenige O-Töne von damals sind überliefert. Mit diesen Aufnahmen schließt sich eine Lücke.

Die Liste der auf den drei CDs verewigten Musiker ist erlesen (siehe Spalte nebenan). Sie reicht von den Altmeistern Anthony Braxton, Marion Brown und Sam Rivers selbst über Sunny Murray, Ken McIntyre, Ahmed Abdullah (Leroy Bland), der sich im selben Jahr dem Sun Ra Arkestra anschloß, Kalparush (Maurice McIntyre) und Roscoe Mitchell bis zu Newcomern wie Henry Threadhill, den damals 21-jährigen David Murray, Olu Dara, Abdul Wadud (Ronald DeVaughan) und Leo Smith. Eine Woche lang wurde gespielt und aufgenommen. Peter Occhiogrosso schrieb damals im Soho Weekly: "Das Studio Rivbea war Schauplatz vieler dunkler, schweißtreibender Nächte ohne einen Atemzug frischer Luft (...). Man hörte Sounds wie nie zuvor, und wer einmal da war, wollte, Hitze hin, Hitze her, einfach nicht mehr gehen." Wer sich die technisch hervorragenden und atmosphärisch dichten Aufnahmen des Albums heute anhört (bitte einen ungestörten Abend dafür resevieren!), wird das nachempfinden können. Allein der Einsatz einer Säge im letzten Stück "Chant" ist ein witziger Knaller. Ein Jammer, daß man bei diesen Sternstunden damals nicht selber dabei sein konnte. Aber nun haben wir sie ja auf CD.


    



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Wildflowers
Loft Jazz New York 1976

3-CD-Set

Kalaparusha  -  tenor sax
Chris White  -  bass
Jumma Santos  -  drums
Ken McIntyre  -  alto sax, flute
Richard Harper  -  piano
Andrei Strobert  -  multiple percussion
Andy Vega  -  conga
Sunny Murray  -  drums
Byard Lancaster  -  alto + tenor sax, flute
David Murray  -  tenor sax
Khan Jamal  -  vibes
Fred Hopkins  -  bass
Sam Rivers  -  soprano sax
Jerome Hunter  -  bass
Jerry Griffin  -  drums
Henry Threadgill  -  alto sax
Steve McCall  -  drums, percussion
Harold Smith  -  drums
Art Bennett  -  soprano sax
Olu Dara  -  trumpet, flugelhorn
Sonelius Smith  -  piano
Benny Wilson  -  bass
Don Moye  -  conga, drums
Anthony Braxton  -  alto + contrabass sax, clarinet
George Lewis  -  trombone
Michael Jackson  -  guitar
Barry Altschul  -  drums
Phillip Wilson  -  percussion
Marion Brown  -  alto sax
Jack Gregg  -  bass
Leo Smith  -  trumpet
Oliver Lake  -  alto + soprano sax, flute
Anthony Davis  -  piano
Wes Brown  -  bass
Paul Maddox  -  drums
Stanley Crouch - drums
Randy Weston  -  piano
Alex Blake  -  bass
Azzedin Weston  -  conga
Dave Burrell  -  piano
Stafford James  -  bass
Harold White  -  drums
Ahmed Abdullah  -  trumpet
Charles Brackeen  -  tenor + soprano sax
Mashujaa  -  guitar
Leroy Seals  -  el. bass
Rickie Evans  -  acoustic bass
Rashied Sinan  -  drums
Andrew Cyrille  -  drums
Ted Daniel  -  trumpet
David Ware  -  tenor sax
Lyle Atkinson  -  bass
Hamiet Bluiett  -  clarinet, baritone sax
Butch Campbell  -  guitar
Billy Pastterson  -  guitar
Juney Booth  -  bass
Charles Bobo Shaw  - drums
Julius Hemphill  -  alto sax
Abdul Wadud  -  cello
Bern Nix  -  guitar
Jimmy Lyons  -  alto sax
Karen Borca  -  bassoon
Hayes Burnett  -  bass
Henry Maxwell Letcher  -  drums
Roscoe Mitchell  -  alto sax
Jerome Cooper  -  percussion, saw, drums

Produced by Alan Douglas

© + (P) 2006 Douglas - Spirale

CD 1 :   1:10:16
1. Jays   6:17
2. New Times   7:45
3. Over The Rainbow   5:48
4. Rainbows   10:24
5. USO Dance   8:26
6. The Need To Smile   10:45
7. Naomi   6:31
8. 73° -S Kelvin   6:41
9. And Then They Danced   7:14

CD 2 :   1:03:01
1.
Locomotif N° 6    6:24
2. Portrait of Frank Edward Weston 9:17
3. Clarity Two   6:09
4. Blck Robert   5:43
5. Blue Phase   12:35
6. Short Short   7:00
7. Tranquil Beauty   5:45
8. Pensive 9:54

CD 3 :   1:00:48
1. Push Pull   5:32
2. Zaki   9:53
3. Shout Song   2:45
4. Something´s Cooling   17:02
5. Chant 25:22

Total Time:  3:14:05


Weitere Informationen unter:
www.douglasrecords.com




Da capo al Fine

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