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Boris Bloch
piano works 3 - Chopin

Klang des Morgenlichts

Von Silvia Adler

Als „stürmischen Poeten“ bezeichnete Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki den russischen Pianisten Boris Bloch. Auf seiner neuen Chopin-CD, die Ranickis 2011 verstorbener Ehefrau Teofila gewidmet ist, zeigt Bloch, dass er mehr ist als das: nicht nur feuriger Klangschöpfer, sondern vor allem leidenschaftlicher Wahrheitssucher. Die 2012 erschienene Aufnahme ist ein Live-Mitschnitt einer Chopinmatinee, die der in Deutschland lebende Pianist am 14. Februar 2010 zum 200. Geburtstag des Komponisten im Alfred-Krupp-Saal der Philharmonie Essen gegeben hat.

Hellhörig auf den Punkt gebracht, besitzen die zu Beginn gespielten Mazurken vom ersten Takt an eine überwältigende Intensität. So tiefempfunden zart und eindringlich wie Bloch sie spielt, klingen sie berückend klangschön, sinnlich und zugleich tieftraurig. Ihren Zauber gewinnt Blochs Interpretation vor allem durch die perfekt dosierten Rubati. Jedes natürliche Nachgeben, gedankliche Innehalten oder Vorwärtsdrängen ist jedoch einem strengen Spannungsbogen untergeordnet. Die wunderbar subtilen Klangfarben, die Bloch kreiert und die Brillanz seines Anschlages werden angesichts der geistigen Kraft, mit welcher er die komplexe Stimmvielfalt in Chopins Musik transparent macht und konsequent bündelt, fast zur Nebensache.

Ein Glückfall ist diese Art des Spiels nicht nur für die lodernd triumphale Polonaise in A-Dur und das furiose Scherzo in h-Moll, sondern vor allem für die mit feinen emotionalen Schattierungen und zündendem Rhythmusgefühl in Szene gesetzten Walzer. Ein weiterer Glanzpunkt der Einspielung ist das Nocturne in fis-Moll, dem Bloch eine gänzlich unsentimentale, dafür aber umso stärker berührende Tiefe verleiht.

Um Chopin zu interpretieren, müsse man zuerst das „Chopinsche“ in der eigenen Seele suchen, schreibt der Pianist im Begleitheft seiner CD an Reich-Ranicki. Was er gefunden hat, zeigt seine Deutung des berühmten Nocturnes in besonderer Klarheit: Blochs Interpretation lässt das Nachtstück klingen, als würde es in das Licht eines sehr frühen Morgens gerückt werden, welches die Musik in alle ihren Facetten, Farben, Gefühlen und Harmonien beleuchtet. Boris Bloch nähert sich Chopin hellwach und lässt seine Musik zugleich so traumverloren klingen, wie man sie nur selten zu hören bekommt. Nicht im Dunst der blauen Stunde, sondern klar und wahrhaftig; leidenschaftlich, doch ohne verklärende Illusionen. Ein Hörerlebnis von allererster Güte, dessen Qualität, obgleich es sich um einen Live-Mitschnitt und keine Studioaufnahme handelt, dem Vergleich mit den bedeutendsten Chopin-Interpretationen standhält.

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Boris Bloch:
piano works 3 - Chopin


Live-Mitschnitt der Chopinmatinee zum 200. Geburtstag des Komponisten am 14.2. 2010 im Alfred-Krupp-Saal der Philharmonie Essen

Boris Bloch, Klavier

eingespielte Werke:

1 Mazurka e-Moll op 17 Nr.2
2 Mazurka As-Dur op.17 Nr.3
3 Mazurka a-Moll op.17 Nr.4
4 Mazurka C-Dur op.24 Nr.2
5 Mazurka b-Moll op.24 Nr.4
6 Mazurka Des-Dur op.30 Nr.3
7 Polonaise A-Dur op.40 Nr.1 (Militaire)
8 Nocturne fis-Moll op. 48 Nr.2
9 Scherzo h-Moll op. 20
10 Impromptu Fis-Dur op. 36
11 Etude Ges-Dur op.10 Nr. 5 (Schwarze Tasten)
12 Grande Valse As-Dur op. 42
13 Valse Des-Dur op. 64 Nr. 1 (Minutenwalzer)
14 Grande Polonaise brillante précédée d‘un Andante spianato Es-Dur op.22


Gesamtspielzeit: 75:04







Da capo al Fine

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