Albrecht Mayer, Solo-Oboist der Berliner Philharmoniker, begibt sich unter die französischen Impressionisten: Auf seiner neuesten CD Bonjour Paris hat er Musik von Debussy, Faure, Ravel, d'Indy und anderen Franzosen eingespielt. Dabei handelt es sich bei einigen Stücken nicht um Originalkompositionen für Oboe, sondern um ebenso einfühlsame wie raffinierte Arrangements bekannter und unbekannter Kompositionen. Debussys La fille aux cheveaux de lin aus dem ersten Buch der Préludes für Klavier findet sich da ebenso wie sein berühmte Clair de lune, aber auch Ravels Pavane pour une infante défunte (ursprünglich für Klavier, später für Orchester instrumentiert – wobei dort das Horn und nicht die Oboe die tragende Rolle bekommt). sowie Saties Gymnopedie (hier transkribiert für das tiefere Englischhorn).

Puristen mögen da vielleicht die Nase rümpfen, und vielleicht sind solche Stücke auch ein Stück Konzession an die Bedürfnisse des Plattenmarktes (denn ganz so dünn ist die originale Literatur für Oboe nun auch nicht), das Ergebnis ist allerdings hinreißend. Mayer gewinnt den Werken einen spezifischen Klang ab, der die Bearbeitungen nicht nur legitim, sondern durchaus auch als Gewinn erscheinen lässt. Das Auswahl der Stücke ist stilsicher und in sich stringent, sodass daraus eine „runde Sache“ wird. So umgeben die „Klassiker“ Debussy, Ravel und Fauré die hübsche siebensätzige Suite L'Horloge de flore (Die Blumenuhr für Oboe und Kammerorchester, das heimliche Kernstück der CD. Für meinen Geschmack allzu gefällig in seinem wallenden neoimpressionistischen Gestus ist Eté, erster Satz eines dreisätzigen Werkes des 1974 geborenen schweizer Komponisten Gottwald Odermatt, aber die Zusammenstellung der CD hält solche leichten Untiefen locker aus.

Mayer spielt mit elegant leichtem, aber nie dünnem Ton und phrasiert so souverän und unaufdringlich, dass sich der Musiker hier ganz hinter die Musik zurückzuziehen scheint: Anders, so scheint es, dürfen und können diese Werke gar nicht klingen. So ist ein wunderbar leichtes und dennoch gehaltvolles Album gelungen: Unterhaltungsmusik im allerbesten Sinne.