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Philharmonisches Orchester Oslo spielt unter
Mariss Jansons die Sinfonien 3 und 5 von Jean Sibelius


Finnische Spätromantik aus einem (Auf-)Guß?


Der Anspruch von Jean Sibelius (1865-1957) auf den Titel "Finnischer Nationalkomponist" dürfte kaum umstritten sein. Mariss Jansons, der Chefdirigent der Osloer Sinfoniker legt nun mit diesem Orchester eine Einspielung vor, die erneut die Wurzeln in der skandinavischen Folklore glasklar erscheinen läßt. Die beiden dreisätzigen Sinfonien No. 3 (C-Dur) und No. 5 (Es-Dur) vermitteln allerdings nur begrenzt Einblick in das Werk des auf den mitteleuropäischen Konzertpodien selten gewordenen Romantikers.

Die von EMI versprochene "leidenschaftlich-glühende Musik" sucht man jedenfalls mindestens in der Einspielung der dritten Sinfonie (Entstehungszeit: 1904-1907) vergeblich. Klare Präsenz und Transparenz der Themen und des komplizierten Aufbaus des ersten Satzes (Allegro moderato) sind zwar lobend zu erwähnen - auf Kosten dieser Selbstverständlichkeit mangelt es aber an rechtem Schwung. Letztendlich wirken die Sätze zwei (Andantino con moto, quasi allegretto) und drei (Moderato - Allegro ma non tanto) zwar mit dem ersten wie aus einem Guß, man könnte aber auch von Einheitsbrei sprechen, wenn man höhere Ansprüche an das routinierte Orchester und an einen Leiter hat, der immerhin regelmäßig mit den Wienern und Londonern musiziert.

1914 erschuf Sibelius die fünfte Sinfonie: Ein positives, höchst vitales Werk zu einer Zeit, da die mitteleuropäische Komponistenelite sich bereits ganz anderen Ausdrucksformen zuwandte. In mancher Hinsicht ist sie als Reminiszenz an die dritte Sinfonie verstanden worden, sind sich die beiden Kompositionen doch im formalen (dreisätzigen) Aufbau und in der assoziativen Verknüpfung musikalischer Gedanken verwandt. Das philharmonische Orchester Oslo läßt in seiner Interpretation von dieser Verwandtschaft nicht viel hören - jedenfalls, wenn man den Direktvergleich auf dieser CD heranzieht.

Tatsächlich gelingt die Umsetzung der fünften Sinfonie vollständig. Mit äußerstem Einsatz und gesammelter Energie wird der erste Satz präsentiert. Der tänzerisch gelöste Mittelsatz (Allegro moderato - Presto - Andante mosso, quasi allegretto) wird mit seinen schwärmerisch-melodiösen Elementen ebenso überzeugend dargeboten wie die rhytmisch dominierten Passagen. Das Finale (Allegro molto - Un pochettino largamente) zeigt die Schlüssigkeit der Interpretationsweise. Insbesondere die Blechbläser leisten hier Beachtliches.

Fazit: Für Freunde der Fünften Sinfonie von Sibelius sicherlich eine Bereicherung der Kollektion - für Newcomer auf dem Gebiet der skandinavischen Spätromantik nur teilweise empfehlenswert.

Von Tilman Lücke.

(Mariss Jansons / Oslo Philharmonic Orchestra - Jean Sibelius Sinfonie No. 3 / Sinfonie No. 5. © Emi Classics 1996 - Nr. 5 55533 2)


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