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Lalo / Saint-Saens/ Ravel:
Werke für Violine und Orchester


Mendelssohn / Bruch:
Violinkonzerte


Leckerbissen für Geigen - Gourmets

Von Christoph Wurzel

Zwei Neuaufnahmen sind anzuzeigen, die sehr schnell den Weg zu vielen begeisterten Hörerinnen und Hörern finden dürften. Die eine enthält 3 Werke der französischen Schule mit dem russischen Geiger Maxim Vengerov. An der zweiten Produktion würde man vielleicht achtlos vorüber gehen, weil sie zum soundsovielten Male zwei Werke koppelt, mit denen wohl die meisten CD - Sammlungen bereits gesättigt sein dürften, nämlich die beiden Violinkonzerte von Mendelssohn und Bruch. Hört man sich allerdings erst aufmerksam ein, kann man in der Interpretation von Midori und den Berliner Philharmonikern unter Mariss Jansons ganz frisch musizierte Meisterwerke neu genießen. Und die CD mit Vengerov macht im Berlioz - Jahr zusätzlich Appetit auf die Musik unseres westlichen Nachbarn.

Unangefochten von irgendwelchen technischen Problemen ist beiden Geigenstars gemeinsam, dass sie mit größter Stilsicherheit an die Werke herangehen und mit souveränem Gestaltungswillen deren Gehalt herausspielen.
Vengerov wird der raffinierten Koloristik von Lalos iberisch inspiriertem Stück beeindruckend gerecht. Er beherrscht die Arena der glänzenden Virtuosität: In der Pose eines Torero scheint er den Auftritt des Solisten im ersten Satz zu nehmen. Schlank und agil präsentiert er die Habanera des 2. Satzes. Ohne Sentimentalität bleibt bei ihm die schauerlich - düstere Atmosphäre des 3. Satzes. Voll Witz und Esprit sprüht der 4. Satz, das Rondo - Finale. Auch das wunderbare Konzert von Saint - Saens gestaltet Vengerov in einer idealen Paarung von technischer Brillanz und emotionaler Tiefe. Und Ravels mit Schwierigkeiten nur so gespickten furiosen "Zigeuner" - Tanz legt er mit atemberaubendem Temperament hin. Man fällt bei dieser CD pausenlos von einem spannenden Hörerlebnis ins nächste.

Die US - Japanerin Midori widmet sich in seelenvoller Perfektion den beiden Werken der deutschen Romantik. Besonders in den langsamen Sätzen horcht sie die emotionale Tiefe der Musik aus. Interessant differenziert in Dynamik und Phrasierung befreit ihr Spiel das Adagio des Bruch - Konzerts aus der fatalen Ecke der Kuschelklassik. Elegant bravourös gelingt der Kopfsatz des Mendelssohn - Konzerts mit der virtuosen Kadenz. Doch nie wird individuelles Virtuosentum bloß zur Schau gestellt oder als Selbstzweck zelebriert. Die narzistischen Extravaganzen einer Frau Mutter hat Midori - ebenfalls ein ehemaliges "Wunderkind" - nicht nötig und bleibt daher auf bezaubernde Weise dem Geist der Werke allein verpflichtet. Mit geigerischem Charme und in geistreichen Nuancen vermag sie auch dem etwas schwerfällig komponierten Finalsatz von Max Bruchs Konzert noch das nötige Flair zu geben.

Bei beiden Aufnahmen sind auch Orchester und Dirigent zu loben. Antonio Pappanos Leitung motiviert das Philharmonia Orchestra London zu animiertem Spiel bei den französischen Stücken. Nur an einigen wenigen Stellen scheint die Aufnahmetechnik dem Solisten die überwiegende Präferenz gegeben und das Orchester etwas zurückgenommen zu haben. Das bedeutet das Licht dieses Klangkörpers unnötig unter den Scheffel zu stellen. Vehementes Eigenleben entfalten unter der Leitung des klugen Mariss Jansons auch die Berliner Philharmoniker in den Live - Aufnahmen mit Midori. Weit mehr als Begleiter sind sie dramatischer Partner der Solistin und so ist diese Aufnahme in besonderer Weise ein ausgereiftes Musterbeispiel für die musikalische Kommunikation zwischen Partnern auf gleicher Augenhöhe. Rechtzeitig zum Fest: Beide Aufnahmen erfreuen Herz und Sinne!


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Cover


Éduard Lalo :
Symphonie espangnole, Op.21
Camille Saint-Saens :
Violinkonzert Nr. 3, Op 61
Maurice Ravel :
Tzigane, rapsodie de concert


Maxim Vengerov, Violine
Philharmonia Orchestra
Antonio Pappano

EMI 5575932
Aufnahmen: Mai 2003 Air Studios London


Cover


Felix Mendelssohn:
Konzert für Violine und Orchester e - Moll Op. 64
Max Bruch:
Konzert Nr. 1 für Violine und Orchester g - Moll, Op. 26


Midori, Violine
Berliner Philharmoniker
Mariss Jansons

Sony Classical SK 87740
Aufnahmen: 11. - 13.01.2003 (Mendelssohn)
18. - 19.06. 2002 (Bruch)
live Philharmonie Berlin







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