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Ermanno Wolf-Ferrari:
Violinkonzert D-Dur op. 26
Orchestermusik aus Opern


Im reinen Licht der Ewigkeit

Von Stefan Schmöe

Ermanno Wolf-Ferrari war ein aus der Zeit Gefallener, als er inmitten der Wirren des 2. Weltkriegs sein nicht nur tonales, sondern durch und durch romantisches Violinkonzert in schönstem D-Dur komponierte. Bei der Zerstörung Leipzigs 1943 ging das Orchestermaterial verloren, sodass die Uraufführung erst am 7. Januar 1944, nunmehr in München, der "Hauptstadt der Bewegung", stattfinden konnte: "Setzt Fliegeralarm ein, wenn ein Konzert bereits begonnen hat, besteht kein Anspruch auf Ersatz des Eintrittsgeldes". Und dann erhebt sich über dem tremolierenden Streichorchester die Solovioline mit einem elegischen Motiv, schnell in fast orientalisch anmutendes Moll variierend und dann – nur die Flöte darf eingreifen – in einer Tonleiter wie zum Himmel aufsteigend. Eine paradiesisch schöne Musik inmitten des Kriegsschreckens.

Wolf-Ferrari komponierte das Werk, nachdem die junge amerikanische Geigerin Guila Bustabo, ein 1916 geborenes Wunderkind, ihn wohl im Jahr 1939 um eine Transkription einer Melodie aus seiner Oper La Dama Boba bat – was er ablehnte, was aber auch einen Briefwechsel und die Begegnung der beiden initiierte. Nachdem der Komponist die Geigerin 1940 auf der Konzertbühne erlebte, begann er mit der Komposition – im regen Austausch mit der 40 Jahre jüngeren Virtuosin, mit der ihn inzwischen eine tiefe Freundschaft, vielleicht auch eine Art Liebe verband. Als einkomponierte Liebeserklärung jedenfalls zitiert er unvermittelt im mit Fantasia überschriebenen Kopfsatz die Liedzeile "Es waren zwei Königskinder, ich glaube, sie hatten sich lieb" aus Lehárs Lustiger Witwe – aber nicht mit dem Sarkasmus der Operettensituation, sondern mit einer symphonischen Emphase, die vor allem das unausgesprochene "sie konnten zusammen nicht kommen" unterstreicht. Und überhaupt scheint das Orchester vor allem dazu da zu sein, raffiniert dem Solo-Instrument zu huldigen. "Der erste Satz dieses neuen Konzerts scheint im reinen Licht der Ewigkeit zu strahlen", äußerte sich die junge Geigerin und Widmungsträgerin des Konzerts dazu.

Es liegt sicher auch an dem Unzeitgemäßen, dass das unbedingt hörenswerte Werk inzwischen vergessen ist. Seit einigen Jahren setzt sich der Dirigent Friedrich Haider mit Vehemenz für die Musik Wolf-Ferraris ein, und die vorliegende Einspielung mit der sehr guten nordspanischen Oviedo Filarmonica, dessen Chefdirigent Haider bis 2011 war, ist ein gewichtiges Argument für die (Wieder-)Entdeckung dieses ab und zu in der Oper präsenten Komponisten. Solist Benjamin Schmid tariert den Solo-Part souverän aus zwischen Gesanglichkeit und zupackender, nie zum Selbstzweck werdender Virtuosität (vor allem im grimmig scherzenden Rondo-Finale).

Ergänzt wird das etwas mehr als halbstündige Konzert um vier Orchestervor- und Zwischenspiele Wolf-Ferraris, in denen die Begabung für Stimmungsmalereien, aber auch für musikalischen Witz und die melodische Erfindungsgabe des Komponisten sehr schön hörbar wird.

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Ermanno Wolf-Ferrari:
Violinkonzert D-Dur op.26
Orchestermusik aus Opern


Benjamin Schmidt, Violine

Oviedo Filharmonia

Dirigent: Friedrich Haider


Konzert für Violine und Orchester D-Dur op.26
"Guila Bustabo in ammirazione"

1. Fantasia 10:42
2. Romanza 7:44
3. Improvviso 4:44
4. Rondo Finale 13:07

5. Preludio zur Oper Il campaniello 3:49
6. Ouvertüre zur Oper Le donne curiose 6:45
7. Ouvertüre zur Oper L'amore medico 8:02
8. Intermezzo aus der Oper I quatro rusteghi 3:31

Gesamtspielzeit: 58:52

Bonus-DVD ""Liebeserklärung an eine Geigerin"
Dokumentation zur CD-Aufnahme
Spielzeit 13:35


FARAO Classics B 108069


Weitere Informationen
www.farao-classics.de




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