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Hector Berlioz:
L´Enfance du Christ


Pünktlich zum Nüsse Knacken: Ein Weihnachtsoratorium von Hector Berlioz

Von Gordon Kampe

Gar keine Frage: zur Weihnachts- und Adventszeit gehört Johann-Sebastian Bachs Weihnachtsoratorium in den CD-Player! Doch beim Knacken der Nüsse und beim Backen der Kekse empfiehlt es sich doch einmal Hector Berlioz´ Weihnachtsgeschichte, die Trilogie sacrée op. 25 L`Enfance du Christ aufzulegen: Schon die schillernde Farbigkeit der Musik dieses französischen Meisters der Instrumentation taucht den Raum in vorweihnachtliche Stimmung. Hänssler Classic bringt zum Berlioz-Jahr 2003 eine in allen Belangen vorbildliche und wundervolle Aufnahme dieses rührenden, zuweilen leicht süßlichen Werkes auf den Markt.

Hector Berlioz selbst misstraute offensichtlich dem Erfolg des eigenen Stückes, geht es doch im Vergleich zu seinem Requiem oder dem Te Deum in den Anforderungen an das Orchester und an die Aufführbarkeit deutlich zurück. Doch der sinnfällige Einsatz der Instrumente einerseits und die schlichte Melodik andererseits verleihen dem Werk eine unnachahmliche Wärme und Intensität. Schon die kurze Einleitung zur ersten Szene, mit der nachfolgenden Arie des Herodes ganz zu Beginn des Werkes, packt den Hörer unmittelbar. Viele weitere Stellen erinnern nicht selten an Berlioz´ große Opern – insgesamt aber ist der Gestus und der Gesamt-Eindruck dieses Oratoriums doch sehr viel schlichter. Ausnahmen bilden da kurze Orchester-Einwürfe: So z. B. virtuose Passagen für Streicher und Fagott – sie bilden in der vierten Szene die Einleitung für die opernhafte Szene zwischen Herodes und den Wahrsagern, die mit schmetterndem Berlioz-Blech endet.

Der kürzeste Teil des Werkes, die Flucht nach Ägypten schildernd, beginnt sinnfällig mit einem wundervollem Streicher-Fugato: In diesem Intermezzo kommt abermals, im Einsatz der Streicher und schließlich der Solo-Holzbläser (voran das pastorale Englischhorn) Berlioz´ ganze Instrumentations-Meisterschaft zum Vorschein. In solchen schlichten Stellen ist auch die Meisterschaft des Dirigenten, Sir Roger Norrington, abzulesen. Er hört feinste dynamische Differenzierungen heraus – alle Linien dieses polyphonen Geflechts kommen voll zur Geltung: selbst Flöten in tiefen Lagen werden hörbar. Die Tempi wählt Norrington erstaunlich mäßig, so lässt er der Musik Zeit zu atmen und dem Klang Zeit, seine Wärme zu entfalten.

Der homogene Chorklang des SWR-Vokalensembles fügt sich vortrefflich in das rundum positive Gesamtbild dieser Live-Aufnahme. Besonders die Holzbläser des Radio Sinfonieorchesters Stuttgart können ihre Klangfülle unter Beweis stellen. Die Solisten, allen voran Ralf Lukas als Herodes und Mark Padmore als Erzähler, überzeugen ebenfalls durch große dynamische Bandbreiten und wundervolle Stimmen.

Alles in allem bleibt nach den hymnischen Ausführungen aller Grund zum Jubeln und ein unbedingter Kaufbefehl!


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Cover


Hector Berlioz:
L´Enfance du Christ
Trilogie sacrée, op. 25

Christiane Oelze, Maria
Christopher Maltman, Joseph
Mark Padmore, Erzäler
Ralf Lukas, Herodes
Mikhel Nikiforov, Hausvater
Bernhard Hartmann, Polydorus
Frank Bossert, Zenturio


SWR Vokalensemble Stuttgart
Radio-Sinfonieorchester Stuttgart
Leitung: Sir Roger Norrington

hänssler Classic CD 93.091





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