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Rebecca Saunders:

Quartet
Into the blue
Molly´s Song 3 – shades of crimson
dichroic seventeen




Zwischen Klang und Stille

Von Gordon Kampe

Nur wenige Komponisten der unmittelbaren Gegenwart, soviel muss schon zu Beginn gesagt werden, scheinen eine so blühende Klangfantasie zu haben, wie die 1967 in Großbritannien geborene Rebecca Saunders. Ihren kompositorischen „Feinschliff“ erhielt sie bei Wolfgang Rihm, dessen Ausdrucks- und Gestaltungswille an wenigen Stellen noch durchscheint, und außerdem bei Nigel Osborne.

Saunders weiß um die vielfältigtsen Möglichkeiten moderner Instrumentalmusik, setzt sie aber niemals effekthaschend ein - alles, was Saunders in ihre Stücke aufnimmt, ist wohl überlegt, und, noch viel wichtiger: es ist alles gehört. Man bekommt bei allen Stücken, die auf der vorliegenden CD versammelt sind, den Eindruck, dass Rebecca Saunders wie ein Mikroskop in alle Klänge hineingeschaut hat. Ihre Musik scheint ständig am Abgrund zu stehen, nach gewaltigen Klangmassierungen folgen unmittelbare Stillen, feine Löcher, die die Ohren für alle weiteren Klänge spitzen lassen. Rebecca Saunders scheint ihre Musik, ihre Klänge wie ein Bildhauer zu gestalten, zu kneten und zu beschlagen. Sie tapeziert während des Komponierens ihr Arbeitszimmer mit einzelnen Partiturseiten und entscheidet erst später, welche Klänge mit welchen in Beziehung treten sollen.

Ihren teilweise spröden Klängen setzt Saunders sehr häufig Klänge aus einer Art Gegenwelt gegenüber, Spieldosen, Radios, Schallplattenspieler. Diese kontrapunktieren nicht nur Saunders „eigene“ Musik, vielmehr schafft z.B. das unnachgiebige Knacken eines Plattenspielers am Ende von „dichroic seventeen“ eine unwirkliche, traumhafte – ja beinahe kitschige Atmosphäre. Ähnliche Wirkung erzielt auch die Spieldose in „Molly´s Song 3“, die immer und immer wieder die ersten Takte aus Johann Strauß´ Kaiserwalzer wiederholt. Saunders erklärt diese fremden Gegenstände als ihre „englischen Akkorde“, eine besondere, britische Form der Melancholie.

Saunders´ Musik hat nur selten programmatische Hintergründe. Um aber doch Anhaltspunkte zu haben und geben zu können, bezog sie sich gerne auf Farbassoziationen, daneben sei es aber das „Unnennbare“, was sie an Musik fasziniere. Farben hingegen haben eine ähnlich geheimnisvolle Aura wie Musik und sind außerdem Ausdruck bestimmter Zustände – so kann Rot die Beschreibung einer vitalen Beweglichkeit sein, einer Beweglichkeit, wie sie z.B. in „Molly´s Song 3 – shades of crimson“ zu hören ist, ein durch die Lektüre des berühmten Monologs der Molly Bloom aus James Joyce´ „Ulysses“ angeregtes Stück.

Wie es bei dem faszinierend guten Label KAIROS nicht anders zu erwarten war, setzte man auch diesmal auf hervorragende Interpreten: Die „musikFabrik NRW“ unter Stefan Asbury, knetet und formt die Klänge ebenso behutsam und genau, wie die Komponistin sie zuvor gestaltete. Weder bei den fabelhaften und auf neueste Musik spezialisierten Musikern noch bei der Qualität der technischen Realisierung oder ihrer visuellen Gestaltung bleiben Wünsche offen! Ganz zu Recht, ist Rebecca Saunders im Moment eine der gefragtesten Komponistinnen unserer Zeit, und diese CD gibt einen sehr guten Einblick in ihre ganz eigene Musikwelt!


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Cover



Rebecca Saunders

Quartet
Into the blue
Molly´s Song 3 – shades of crimson
dichroic seventeen

musikFabrik NRW
Ltg.: Stefan Asbury

KAIROS 0012182



Da capo al Fine

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