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Wolfgang A. Mozart
Vesperae solennes de confessore KV 339
Missa solemnis KV 337




Sturm und Drang - und entrückte Schönheit

Von Stefan Schmöe

Die Abgeklärtheit der großen späteren Werke (von einem „Spätwerk“ kann man angesichts Mozarts viel zu frühem Tod nicht sprechen) besitzen die Kirchenmusiken für den verhassten Salzburger Erzbischof Colloredo sicher nicht; dass den Kirchenoberen angesichts dieser Musik unheimlich werden konnte, das hört man der bei MDG erschienenen Neueinspielung der Vesperae solennes de confessore KV 339 und der Missa solemnis KV 337, beide Werke 1780 komponiert, immer wieder an. Da wirbelt ein junger Komponist himmelstürmerisch durch die Musikgeschichte, verbindet gleichermaßen augenzwinkernd wie gestrenge die kontrapunktische Musik der „Alten“ mit einem überwältigenden Jubilieren und baut überfallartig harmonische Wendungen ein, die manchen Würdenträger schier von der Kirchenbank geworfen haben dürften. Und schreibt dann wieder überirdisch schöne Töne wie das berühmte Laudate dominum, die dem Irdischen gleichsam entrückt sind.

Peter Neumann hat mit seinem Kölner Kammerchor und dem Collegium Cartusianum eine Interpretation vorgelegt, die vor allem authentisch wirkt: Der jugendliche, fast vibratolose Chorklang – und auch das junge Solistenquartett passt sich dem an - erlaubt einen absolut ungekünstelten, unprätentiösen Ansatz, der jedes falsche Sentiment (das beim erwähnten Laudate oft gefährlich nahe liegt) verhindert. Mitunter hat das den Nachteil, dass (in den schnellen Sätzen) lange Töne „verhungern“. Insgesamt aber vermitteln die Musiker hervorragend die unverbrauchte Frische dieser Musik, die permanent mit den Konventionen spielt. Mozart wird hier nicht aus dem Rückblick der „großen“ Werke, sondern aus der Sturm-und-Drang-Perspektive des selbstbewussten jungen Mannes, der aus der provinziellen Enge Salzburgs hinaus in die Wiener Musikwelt aufbricht, musiziert (und das auf technisch ausgezeichnetem Niveau).

Aufgezeichnet sind die Werke im Mehrkanal-Verfahren „2 + 2 + 2“, um die räumliche Staffelung möglichst gut wiederzugeben. Im „normaler“ Stereo-Wiedergabe vermittelt das den Eindruck, einem Konzert in einem Kirchenraum beizuwohnen – mit einiger Distanz zum Chor. Auch das unterstreicht den authentischen Charakter der Einspielung (wenn auch um den Preis, dass die von Studioaufnahmen gewohnte direkte Präsenz der einzelnen Stimmen abgeschwächt ist) – so ähnlich muss es wohl 1780 im Salzburger Dom geklungen haben. Diesen Eindruck alles andere als museal zu vermitteln, ist die besondere Leistung von Peter Neumann und seinem Ensemble.

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Wolfgang A. Mozart:
Vesperae solennes de confessore KV 339
Missa solemnis KV 337
(darin: Kirchensonate KV 336)
Regina coeli KV 276

Cornelia Samuelis, Sopran
Ursula Eittinger, Alt
Benoit Haller, Tenor
Markus Flaig, Bass

Christoph Anselm Noll, Orgel

Kölner Kammerchor
Collegium Cartusianum

Dirigent: Peter Neumann

Aufnahme: 12.-16.11.2004,
Trinitatiskirche Köln

1 CD (SACD), "2+2+2"-Recording
© + (P) 2004 
MDG 932 1346-6




Weitere Informationen
www.mdg.de







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