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Krzystof Penderecki
Passio et mors Domini nostri Jesu Christi secundum Lucam



Nicht umsonst gilt Pendereckis Lukaspassion als ein Schlüsselwerk der Neuen Musik, belegt es doch auf ideale Weise seine Meisterschaft, die Materialbeherrschung auf beachtlicher Höhe zu halten und dabei zugleich einen Tonfall zu treffen, der Herzen und Ohren auch solcher HörerInnen erreicht, die in Konzerten mit Gegenwartsmusik eher selten anzutreffen sind. Das mag zum einen daran liegen, dass Penderecki sowohl Melodielinien ausarbeitet, die ohne aufwändige Analyse nachvollziehbar bleiben, gleichzeitig aber auch mit zahlreichen Clustern der verschiedensten Art hantiert. Auch in den nichttonalen Passagen überwiegt der Ausdruckswille der gequälten Creatur: Die romantische Geisteshaltung bleibt unüberhörbar. Dabei zollt er en passant dem großen Vorbildner aller Passionsvertonung in gelegentlich durchhörbarer B-A-C-H-Motivik seine Reverenz, stellt sich in die Tradition und scheint doch selbst bereits Tradition geworden zu sein. Die Chöre ausgenommen vertont Penderecki den lateinischen Text, dem das sonst mehrsprachig gehaltene booklet nur eine deutsche Übertragung an die Seite stellt, gezielt auf hohe Verständlichkeit, was freilich dem Recitator besonderes Augen- bzw. Ohrenmerk verschafft.

Dem haben sich nun Marc Soustrot und das Orchester der Beethovenhalle Bonn angenommen, Franziska Hirzel (Sopran), Francois Le Roux (Bariton), Jean-Philippe Courtis (Bass) und Manfred Jung (Recitation) wirken als Solisten mit, ferner singen der WDR Rundfunkchor Köln, der Chor des NDR sowie der Mainzer Domchor.

Ähnlich seinen Vorlagen hat Penderecki die Jesus-Worte dem Bariton übertragen, während der Bassist die anderen männlichen Solo-Partien wie Petrus oder Pilatus singt. Bestechend ist das Piano von Le Roux in den Arie genannten Psalmodien, ähnlich erreicht Franziska Hirzel eine Zartheit ohne jeden Schmelz, die sie zugleich die eruptiven Umbrüche - von pp zu ff in 0 Sekunden. - wie in ihrer 1.Arie (Domine quis habitat) bestens meistern lässt. Der Recitator betont auch ohne Bindung durch den Fluss der Musik dennoch öfters abweichend zur liturgischen Tradition, belässt der Vorlage aber zugleich den Charme der Archaik.

Die Chöre singen intonationssicher und präzise im Tempo, wie auch das Orchester gut miteinander agiert und dabei vielleicht von einer noch besseren Positionierung der Mikrophone hätte profitieren können. Eventuell ist dies aber auch ein Zugeständnis an das besondere Klangkonzept der MDG, demgemäß "die unverfälschte Wiedergabe mit genauer Tiefenstaffelung, originaler Dynamik und natürlichen Klangfarben" angestrebt wird. Das ist der Aufnahme auch ganz zweifellos zugute gekommen, könnte aber auch einzelne Beschränkungen verursacht haben. Dennoch gilt ein Lob auch der Tonmeisterei und Aufnahmeleitung, denen es zu danken ist, dass so die live-Aufnahme eines öffentlichen Sinfoniekonzertes studio-vergleichbare Klangqualität erreicht und uns zugleich störende Nebengeräusche wie Husten, Räuspern oder der Schlussapplaus erspart bleiben.
Fazit: Eine gleichermaßen große Leistung sämtlicher Beteiligter und eine unbedingte Bereicherung des Musikarchivs ohne Abstriche!



Von Ralf Jochen Ehresmann









Passio et mors Domini
nostri Jesu Christi
secundum Lucam

(Lukaspassion)


Franziska Hirzel, Sopran
Francois Le Roux, Bariton
Jean-Philippe Courtis, Bass
Manfred Jung, Sprecher

Rundfunkchor des WDR Köln
Rundfunkchor des NDR
Mainzer Domchor

Orchester der Beethovenhalle Bonn

Ltg.: Marc Soustrot


MDG 337 0981-2
www.mdg.de
im Vertrieb von NAXOS
www.naxos.de


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