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Geistliches in c-Moll von Cherubini und Mozart:

Zwischen Hochspannung und Melancholie




Wie eine innere Abkehr vom dramatischen Auf und Ab unruhiger politischer Zeiten klingt Cherubinis Requiem in c-Moll, das 1816 anlässlich einer Gedenkfeier für den hingerichteten König Ludwig XVI. entstand. Bis heute kann man sich der ergreifenden Melancholie des Stückes - das auch bei den Exequien Ludwig van Beethovens zur Aufführung kam - nur schwer entziehen. Tiefe Verinnerlichung statt äußerlicher Virtuosität sowie der bewusste Verzicht auf Solostimmen prägen den Charakter der von Trauer und Todesnähe beherrschten Komposition. Zusammen mit dem 1820 entstandenen Marche funèbre ist das Requiem nun in einer neuen Einspielung bei Naxos erschienen.

Als gelungener, klanggewaltiger Auftakt der CD steht der Marsch mit seinem düsteren Pathos im reizvollen Kontrast zur verhaltenen Innerlichkeit Requiems. Eindrucksvoll vermittelt das Orchester unter Diego Fasolis mit drohenden Trommeln und strahlendem Bläserklang die abgründige Festlichkeit des für die Königliche Kapelle komponierten Werkes. Leider verflüchtigt sich die spannungsreiche Atmosphäre schon mit den ersten Takten des Requiems. Trotz schöner Tempi und eines präzisen Chores fehlt es dem Stück häufig an klanglicher Intensität. Besonders im Piano wird viel zu verhalten musiziert. Nur in den volltönenden dramatischen Höhepunkten entfaltet der Chor seine volle Wirkung. Die verinnerlichten Passagen hingegen geraten oft zu matt und spannungslos. Im Gegensatz zum eindringlichen Klang des Orchesters, erscheint der Chor - trotz der profunden Männerstimmen und dem anrührend reinen Klang der Soprane - meist zu introvertiert, um die dunkle Abgründigkeit des nach innen gerichteten Werkes wirklich hörbar werden zu lassen.

Musikalische Hochspannung bis zum letzten Akkord erwartet den Hörer hingegen auf der neuen Aufnahme der unvollendet gebliebenen c-Moll-Messe von W.A. Mozart, die ebenfalls bei Naxos erschienen ist. Mit aufregenden Tempi und immer dem nötigen Schuss Energie trifft Michael Halász mit dem ungarischen Rundfunkchor und der Nicolaus Esterházy Sinfonia genau den Nerv der Musik. Eindrucksvoll werden die spannungsreichen Kontraste der Messe hervorgehoben: Ganz organisch wechseln gewichtige Tiefe mit vorwärtsdrängender Freude und sakraler Festlichkeit. Stets lässt der strahlende Orchesterklang auch die dunklen Zwischentöne der Musik hindurchscheinen. Wunderbar kontrastreich klingen auch die Ensembles. Bei aller Harmonie des Zusammenklanges geht das Spannungsverhältnis zwischen den einzelnen Stimmen niemals verloren.

Ein echter Genuss sind auch die beiden Soloarien der Messe: Mit perlenden Koloraturen und glänzender Höhe gestaltet die kanadische Mezzosopranistin Norine Burgess das festlich-bewegte "Laudamus te". Fast wie ein meditatives Zwiegespräch zwischen Flöte, Fagott und Oboe und dem zarten, intonationsreinen Gesang der Sopranistin (Viktoria Loukianetz) klingt hingegen das in sich ruhende "Et incarnatus est".

In jeder Hinsicht also eine gelungene Aufnahme mit viel Temperament und feindosierter Melancholie. Auch ohne berühmte Namen ein faszinierendes Hörerlebnis!

Von Silvia Adler














Cover

Luigi Cherubini:
Requiem c-Moll
Marche funèbre

Coro della Radio Svizzera Italiana
Gruppo Vocale Cantemus
Orchestra della Radio Svizzera Italiana
Leitung: Diego Fasolis

Naxos 8554749




Cover

Wolfgang Amadeus Mozart:
Messe c-Moll KV 427

Viktoria Loukianetz, Sopran I
Norine Burgess, Sopran II
Herbert Lippert, Tenor
Robert Holzer, Bass
Hungarian Radio and Television Chorus
Nicolaus Esterhazy Sinfonia
Leitung: Michael Halász


Naxos 8554749


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