CD: Hommage a Nelson M. / Online Musik Magazin
  Online CDs
Klassik
Homepage  zur&uumlck  e-mail  Impressum



Wilhelm Kaiser-Lindemann

"Hommage à Nelson M." op. 27


Mandela ein Denkmal gesetzt ?

Der Name des Opus 27 von Wilhelm Kaiser-Lindermann beinhaltet nicht nur die Widmung des Stückes sondern ist gleichzeitig Programm: "Hommage à Nelson M", für Violoncello und Percussion solo, beschreibt musikalisch Stationen aus dem Leben des südafrikanischen Präsidenten, angefangen von seiner 26 jährigen Gefangenschaft bis hin zu den gesellschaftlichen Veränderungen, die er in seinem Land vorantreibt und den damit verbundenen Hoffnungen auf eine friedliche Zukunft. Kaiser-Lindemann bedient sich dazu einer zwar atonalen, aber klaren und eingehenden Tonsprache.

Das von der Kölner Cellistin Maria Kliegel angeregte Werk ist klassisch viersätzig angelegt und darf mit einer Aufführungsdauer von knapp 40 Minuten sicherlich zu den längeren Stücken der zeitgenössischen Celloliteratur gezählt werden. Der erste und gleichzeitig längste Satz, "Robben-Island", schildert plastisch und mit klanglich überzeugenden Mitteln die Jahre Mandelas Gefangenschaft. Grundmotiv ist der minutenlange, sonore, teilweise fast scharf schnarrenden Klang der leeren d-Saite, der sich orgelpunktartig durch den gesamtem Satz zieht. Über diesen setzt Kaiser-Lindemann seufzende Klänge (zunächst Gesangsstimme, später dann Daumenlage der a-Saite) und unterstützt den lähmenden, monotonen Charakter der Musik durch sparsame, teils tröpfelnd teils hämmernd wirkende Einwürfe des Schlagzeugs. Im Mittelteil durchbricht er die lethargische Eintönigkeit durch einige virtuose Ausbrüche sowohl von Cello als auch Schlagzeug, um abschließend die Monotonie des d-Saiten-Motivs wieder aufzunehmen.

Der virtuoseste der vier Sätze ist der zweite, "Hunting". Diesen Begriff aus dem Be-Bop-Jazz weitet Kaiser-Lindermann hier programmatisch aus und schildert in hetzenden, das gesamte Tonsprektrum des Cellos und eine Vielfalt an Schlagwerk ausnutzenden Läufen die "Menschenjagd" im Südafrika der Apartheid. Der dritte Satz "Metamorphosis" beschreibt dann den durch Mandela herbeigeführten Umbruch in Form einer melodischen, im Mittelteil dann teils stürmisch, teils freudig aufbrausenden Cello-Kantilene, begleitet durch eine von afrikanischen Rhythmen geprägten Percussion.

Der letzte Satz schließlich, "Lullaby for Zaziwe", Kaiser-Lindemanns musikalischer Ausdruck der Hoffnung auf eine friedliche Zukunft Südafrikas, greift zunächst auf das d-Saiten-Motiv des ersten Satzes zurück, kontrastiert dieses nun aber mit eher melodischen Vibraphon-Klängen. Im Laufe des Satzes findet dann auch das Cello mehr und mehr zu einem melodischen Ausdruck zurück. Zum Ende des ruhig ausklingenden Stückes durchbricht Kaiser-Lindemann dann teilweise auch die ansonsten strenge Atonalität des gesamten Werkes.

Ob das Stück tatsächlich, wie der Komponist im Begleitheft hofft, Nelson Mandela "ein - wenn auch bescheidenes - Denkmal setzt", mag an dieser Stelle dahingestellt sein (immerhin bekam Maria Kliegel die Möglichkeit, Teile des Werkes Nelson Mandela in dessen Privaträumen vorzuspielen), auf jeden Fall ist Kaiser-Lindemann ein beachtens- und hörenwertes Stück moderner Cellomusik und dem Label Naxos eine durchaus empfehlenswerte Einspielung gelungen. Die in den Studios des WDR erstellte Aufnahme weiß dabei auch technisch zu überzeugen. Lediglich die übertrieben stereophon angelegte Abmischung der Schlagwerks ist Geschmacksache: Einerseits wird hierdurch zwar ein sehr raumfüllender Klanggenuss für den heimischen Wohnzimmersessel erzeugt, andererseits verliert die Aufnahme jedoch einen Teil ihrer Natürlichkeit und Authentizität.


Von Tobias Burgsmüller





Cover

Maria Kliegel, Violoncello
Stephan Froleyks, Percussion


NAXOS 8.554485



Da capo al Fine

Homepage  zur&uumlck  e-mail  Impressum

©2000 - Online Musik Magazin
http://www.omm.de
*****"