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Die Winterreise bleibt die Nummer 1 Ausgehend von der Neuen Schubert-Ausgabe, die im Bärenreiter-Verlag vorliegt, hat Naxos eine großangelegte Reihe gestartet: Bis zum Jahre 2005 soll die große Menge der über 700 Schubert-Lieder durch regelmäßige CD-Einspielungen neu und umfassend erschlossen werden. Die Pianisten Ulrich Eisenlohr und Stefan Laux sind mit der Herausgabe dieser Reihe betraut, für die sie die besten jungen deutschsprachigen Lied-Sänger verpflichten wollen. Die ersten 3 CDs liegen bereits vor, wir haben sie kritisch angehört. Den Auftakt der Reihe bildet eine Aufnahme des bekanntesten und beliebtesten Werkes des Lied-Komponisten Schubert: Die Winterreise. Dieser Liederzyklus gehört der letzten Schaffensperiode Schuberts an, sein zweiter Teil wurde sogar erst postum veröffentlicht. Die Winterreise ist das auf Tonträger zweifellos am besten vertretene Lied-Werk von Schubert, allein Dietrich Fischer-Dieskau legte rund 6 verschiedene Aufnahmen des Liederzyklus vor. Naxos kann mit seiner Einspielung auch einen bekannten Interpreten präsentieren: Der Bariton Roman Trekel hat sich in den letzten Jahren einen Namen gemacht, er ist beispielsweise seit 1996 in Bayreuth vertreten. Begleitet wird der Sänger auf der vorliegenden CD von dem Pianisten Ulrich Eisenlohr. Gelungen ist eine anspruchsvolle Aufnahme der Winterreise, die den Vergleich mit den zahlreichen bereits vorliegenden Aufnahmen nicht zu scheuen braucht. Trekel beweist hier bei wohltönenden, samtenen Klang auch brillante Gesangs-Technik. Der Notentext wird vortrefflich auf Linie gesungen, und sehr schön ist vor allem der wohlplazierte und gut geführte Einsatz der mezza-voce. Es fällt die gut fundierte Atemtechnik des Sängers auf und seine absolut deutliche Diktion. Überzeugend erzählt und differenziert gestaltet wird die Reise, auch in der Binnenstruktur der einzelnen Lieder sorgsam gemacht, ohne daß Trekel in den Fehler einer dozierenden Überartikulation verfällt. Stilsicher findet er das richtige Maß. Der Klavierpart von Eisenlohr wird zufriedenstellend entfaltet. Beide Interpreten musizieren sehr gut zusammen und entwickeln eine Winterreise, die sich lohnt. Abstriche sind da hingegen bei den weiteren beiden Folgen der Lied-Edition zu machen. Das beginnt schon damit, daß die Aufnahmetechnik der beiden CDs wesentlich schlechter geraten ist. Aber auch musikalisch können diese beiden Beiträge mit dem ersten Teil der Edition nicht mithalten. Michael Volle singt den Schwanengesang zwar soweit verläßlich, sein recht umfangreiches Vibrato ist bei einer Lied-Interpretation aber nicht von Vorteil. Sänger und Pianist Ulrich Eisenlohr scheinen zudem keine besondere Beziehung zu haben zu dem, was sie da musizieren. Daraus ergibt sich die mangelnde Überzeugungkraft der Beiden, die besonders ohrenfällig wird bei dem berühmten Ständchen- wenig innig gesungen, fast lieblos begleitet erklingt das kleine Stück. Eisenlohrs Klavierspiel bleibt weit hinter seiner gelungenen Begleitung in der Winterreise-Aufnahme zurück. Die Einspielung der Goethe-Lieder vermag noch weniger zufrieden zu stellen. Die Stimme von Ulf Bästelein erklingt wenig gebündelt, ohne Kern stattdessen mit viel Hauch. Kompensiert werden soll dieser Nachteil offenbar durch eine aufgesetzte Überartikulation beim Vortrag, bestimmte bedeutungstragende Silben werden einfach forciert. Das Klavierspiel von Stefan Laux gibt sich dazu gänzlich undifferenziert. Eine Aufnahme entstand hier, die keine Freude macht. Die ersten 3 Beiträge der Schubert-Lied-Edition sind von recht unterschiedlicher Qualität. Die Winterreise ist nicht nur die Nummer 1 der Edition, sondern nimmt auch musikalisch um Längen den ersten Rang ein gegenüber zwei weniger überzeugenden Aufnahmen. Es ist zu hoffen, daß die weiteren Beiträge dieser Reihe wieder an das Niveau der Winterreise anschließen können. Von Meike Nordmeyer |
Ulrich Eisenlohr, Klavier
Aufgenommen 1998
Aufgenommen 1999
Aufgenommen 1999 |
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