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Gustav Holst

The Planets (Pluto ergänzt von Colin Matthews)
Der mystische Trompeter



Musikalische Erlebnisse im Orbit

Von Christoph Wurzel

Man muss nicht unbedingt an die Macht der Gestirne glauben, um sich der Kraft dieser Musik nicht entziehen zu können. Das einzige Werk, mit dem Gustav Holst (1874 - 1934) bekannt geworden ist, seine 7 sinfonischen Charakterstücke Die Planeten, belegen in der neuen Aufnahme des Labels Naxos, welche kompositorische Phantasie und welchen instrumentalen Reichtum der baltisch-britische Komponist entfalten konnte. Zwar haben Puristen ihm, dem Kompositionslehrer am Royal College in London, puren Eklektizismus vorgeworfen. Doch gerade diese Stilvielfalt, dieser souveräne Umgang mit den kompostionstechnischen Mitteln zwischen Elgar, Debussy und Strawinsky - diese gelungene Mischung expressiver musikalischer Mittel gerade bewirkt, dass man beim akustischen Erleben dieser sinfonischen Weltraummission von immer wieder neuen planetarischen Atmosphären angezogen wird - auch gerade wegen der besonderen Schubkräfte, die das Royal Scottish National Orchestra unter David Lloyd-Jones dabei entwickeln kann. Mit viel Dynamik, aber auch mit sehr fein ziseliertem Instrumentarium schickt das Orchester das Publikum in den interstellaren Raum. In perfekter Spielkultur, mit viel instrumentaler Brillanz und in einem äußerst plastischen Klangbild entfalten die Briten die Musik ihres Landsmanns. Die Interpretation lässt die reizvoll feinsinnigen Klangfarbenspiele ebenso zur Wirkung kommen, wie sie die plakativ extrovertierten Klangmassierungen herausstellt.

Sieben Planeten hat Holst musikalisch gestaltet und ihnen jeweils einen eigenen Charakter zugewiesen: Mars den Krieg, Venus den Frieden, Jupiter die Freude und Saturn das Alter. Merkur ist der Repräsentant des Verstandes, Uranus der Magier, und Neptun der Mystiker. Zwischen 1914 - "Mars" wenige Wochen vor Ausbruch des Krieges - und 1916 entwarf Holst die Kompositionen zuerst in der Fassung für 2 Klaviere, "Neptun" sogar als Orgelstück. Später instrumentierte er sie dann und veröffentlichte sie 1917 als Orchesterzyklus, der 1919 uraufgeführt wurde. Der achte Planet, Pluto, wurde erst 1930, wenige Jahre vor dem Tod Gustav Holsts entdeckt und so bleib sein Zyklus in einer gewissen Weise unvollständig. Die Umlaufbahn Plutos um die Sonne ist elliptisch und dauert 248 Jahre, so dass er lange Zeit hinter anderen Planeten verschwindet. Im Jahre 2000 trat der kleinste der Planeten seit über 20 Jahren wieder einmal aus seinem Schatten hervor. Zu dieser Zeit fand die Uraufführung des sinfonischen Bildes "Pluto, der Erneuerer" des 1946 geborenen Komponisten Colin Matthews statt, das Kent Nagano für eine Aufführung des Planetenzyklus mit dem Hallé - Orchestra in Auftrag gegeben hatte. Um diese Komposition sind die sieben Teilen Holsts auf dieser CD ergänzt und sie fügt sich in deren Reihe geschickt ein wie ein dezent modernes Bauwerk in ein Ensemble historischer Gebäude. Wie Holst es empfunden und in seiner die Stile synthetisierenden Art möglicherweise später komponiert hätte, so hat Matthews die Mittel Holsts diskret aufgenommen und weiterentwickelt und so den solaren Kosmos abgerundet.

Auf ein Poem vom Walt Whitman schrieb Gustav Holst 1904 seine Komposition Der mystische Trompeter, die thematisch zwar zu den Planeten passt, in ihrer kompositorischen Stringenz aber noch unausgewogen und stellenweise recht oberflächlich wirkt. Claire Rutter widmet sich mit Emphase dem pathetischen Werk, das von der Verzückung eines Lyrischen Ichs durch den Ruf eines mystischen Trompeters erzählt, durch den die Seele voller Freude überquillt. "Joy in the ecstasy of life! Enough to merely be! Enough to breathe! Joy! Joy! All over joy!" sind die letzten, etwas esoterisch affizierten Worte. Von Holsts Planeten sind zwar eine ganze Reihe von auch guten Aufnahmen auf dem Markt, angesichts aber des günstigen Preises, der interessanten Zutat von Matthews "Pluto", des exzellenten Klanges und der hervorragenden Interpretation ist diese Scheibe uneingeschränkt zu empfehlen.



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Gustav Holst

The Planets (Die Planeten)
(Pluto - Der Erneuerer
ergänzt von Colin Matthews)
Der mystische Trompeter

Clare Rutter, Sopran
Frauenstimmen des Chores des
Royal Scottish National Orchestra

Royal Scottish National Orchestra

Ltg.: David Lloyd-Jones

NAXOS 8.555776


Da capo al Fine

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