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Clara Wieck Schumann
piano works


"Die Musik ist doch ein gutes Stück von meinem Leben…"

Von Susanne Westerholt

Das schrieb Clara Schumann, geborene Wieck, 1853 ins Tagebuch. Einst als Wunderkind gefeiert, hatte sie als Erwachsene mit mehreren Rollen zu jonglieren: Pianistin, Komponistin, Gattin und Mutter zugleich. Wie ging das zusammen im 19. Jahrhundert?

Geboren in Leipzig am 13. September 1819, trennten sich ihre Eltern bald nach ihrer Geburt. Ganz nach damaligem Recht wuchs Clara bei ihrem Vater auf, der Klavierpädagoge war und der früh ihr musikalisches Talent entdeckte. Wieck strebte von da an danach, aus Clara ganz gezielt ein Wunderkind zu machen - mit Erfolg. Bereits im Alter von acht Jahren debütierte Clara mit einem Konzert von Mozart. Es folgten zwei Tourneen, auf denen sie unter anderen Franz Liszt und Frédéric Chopin kennenlernte. In Wien feierte sie derartige Erfolge, dass sie zur kaiserlich königlichen Kammervirtuosin ernannt wurde.

Als Robert Schumann, ein Schüler von Claras Vater, in Leben ihr trat, trübte sich das Verhältnis zwischen Vater und Tochter merklich ein. Clara und Robert verliebten sich ineinander, was Vater Wieck sichtlich missfiel. Wie hinlänglich bekannt ist, gipfelte der Streit schliesslich in einem gerichtlichen Verfahren, nachdem Vater Wieck seiner Tochter die Heirat mit Robert Schumann verboten hatte. Der Vater unterlag allerdings vor Gericht, und kurz darauf heirateten Clara und Robert im Jahr 1840.

Bekannt sind auch die Probleme, welche die Ehe der Beiden belasteten: Robert fühlte sich schon bald durch das Üben seiner Gattin beim Komponieren gestört. Clara musste nachgeben. Dennoch unternahm Clara auch nach ihrer Hochzeit wieder ausgedehnte Konzerttourneen quer durch Europa, nun in Begleitung ihres Gatten. Dieser litt offenbar stark unter seiner Begleiterrolle. Andererseits profitierte Robert von der Konzerttätigkeit seiner Frau, denn Clara trug dadurch erheblich zum Einkommen bei. Clara fiel auch die Rolle zu, ihre gemeinsamen acht Kinder grosszuziehen, die aus der Ehe hervorgingen. Hinzu kam ihre Kompositionstätigkeit - was für eine Herkulesaufgabe, all das unter einen Hut zu bringen!

Bereits im Alter von 16 Jahren vollendete Clara ihr hervorragendes Klavierkonzert in a-moll. Aber anders als etwa ihre Zeitgenossin, die Komponistin Emilie Mayer, die unter anderem mehrere Symphonien und Ouvertüren komponierte, schrieb Clara Schumann mit Ausnahme ihres Klavierkonzerts vorwiegend Kammermusik. Bemerkenswert ist, dass zwischen Clara und Robert ein regelrechtes kompositorisches Beziehungsgeflecht entstand. Das heisst, beide bezogen sich in ihren Werken häufig aufeinander. Die auf der vorliegenden CD eingespielten Variationen über ein Thema von Robert Schumann sind dafür ein Beispiel. Es handelt sich dabei um ein Thema aus Robert Schumanns Bunten Blättern. Es erstaunt deshalb nicht, dass Clara nach Roberts Tod im Jahr 1856 kaum mehr komponierte. Es fehlte sicherlich auch die Zeit dazu: auf sich allein gestellt, musste sie Konzerte geben, um ein Einkommen zu erzielen. Hinzu kamen ihre gemeinsamen Kinder, um die sie sich kümmern musste. Aber ihr fehlte offenbar auch sonst ihr Gatte bitterlich.

Der in Süditalien geborene Pianist Domenico Codispoti hat bisher vor allem mit Interpretationen von Musik von Granados, Liszt oder auch Piazzolla auf sich aufmerksam gemacht. Er lebte längere Zeit in den USA und lehrt heute in Madrid am Centro Superior Katarina Gurska. Und nun also Clara Schumann. Dazu muss man wissen: es ist selten, dass eine CD mit ihrer Musik eingespielt wird. Man durfte also gespannt sein.

Die von Codispoti eingespielten Werke sind zwar gut ausgewählt: sie reichen von den Soirées Musicales aus den Jahren 1834-1836 bis zu den bereits erwähnten Variationen über ein Thema von Robert Schumann aus dem Jahr 1853 und geben damit einen Überblick über fast 20 Jahre kompositorischen Schaffens von Clara Schumann.

Leider mangelt es aber den Einspielungen streckenweise an musikalischem Ausdruck. Hier etwas zu eilig, dort etwas zu hart im Anschlag: es sind Nuancen, die aber insgesamt eben ins Gewicht fallen und die den Ausdruck deutlich mindern. Die Musik bekommt oftmals nicht wirklich Raum, um ihre Wirkung entfalten zu können. Am ehesten gelungen sind die Variationen über ein Thema von Robert Schumann. Hier zeigt Codispoti, dass er durchaus musikalisch tiefgründig und ausdrucksstark spielen kann.

Auch wenn Clara Schumanns kompositorisches Schaffen quantitativ überschaubar ist, heisst das noch lange nicht, dass sie keine ernsthafte Komponistin gewesen wäre. Wir hätten ihr zu ihrem 200. Geburtstag jedenfalls eine etwas einfühlsamere Interpretation ihrer Musik gewünscht.

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Cover

Clara Schumann:
piano works

Domenico Codispoti, Klavier


Drei Romanzen Op. 11
I. Romanze in Es-Dur 3:16
II. Romanze in g-moll 5:20
III. Romanze in As-Dur 4:09

Sonate in g-moll (ohne Opuszahl)
I. Allegro 8:00
II. Adagio 2:50
III. Scherzo 2:23
IV. Rondo 5:07

Soirées Musicales Op. 6
I. Toccatina 1:57
II. Notturno 4:46
III. Mazurka 3:22
IV. Ballade 6:16
V. Mazurka 2:12
VI. Polonaise 3:28

Variationen über ein Thema
von Robert Schumann
Op. 20 11:15

Gesamtspielzeit: 64:42


produziert von: Pieter van Winkel
Tontechnik: Peter Arts
Aufgenommen in Westvest Church Schiedam,
Niederlande, 13./14. März 2019


Piano Classics (Brilliant Classics B.V.)
Bestellnr.: PCL 10193



Weitere Informationen
piano-classics.com
domenicocodispoti.net
schumann-portal.de




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