Online CDs
Klassik
Homepage  zurück  e-mail  Impressum



Arcadi Volodos
Rachmaninoffs Klavierkonzert Nr. 3 und ein Strauß von Solowerken


Arcadi Volodos ist zur Zeit zweifellos einer der großen Stars unter den Pianisten. Die Klassik-Industrie hat in ihm wieder ein "liebstes Kind", mit dem sie noch einmal die Repertoirestücke durchexerzieren kann. Für Sony Classical hat Volodos nun seine dritte CD eingespielt und sie ganz seinem russischen Landsmann Sergej Rachmaninoff gewidmet. Die Erwartungen nach Volodos' gloriosen Konzerten und seinen zwei mitreißenden CD-Aufnahmen sind groß. Kann er ihnen gerecht werden?

Zunächst einmal: Volodos' beängstigende Virtuosität ist natürlich auch im dritten Rachmaninoff-Konzert das vorherrschende Merkmal seines Spiels. Transparenter und präziser, dazu noch im ersten Satz in hoher, im letzten Satz in nahezu halsbrecherischer Geschwindigkeit, kann man Rachmaninoffs Tongirlanden nicht ausbreiten. Dieses Konzert halten manche Kenner für das Schwierigste der gesamten Literatur. Dass Volodos scheinbar mühelos mit ihm fertig wird, nötigt schon einmal Respekt ab. Dennoch geht es aber auch ihm, dem hartgesottenen Tastenlöwen, an die Substanz: Wie der Pianist in einem Interview zugegeben hat, lässt "Rach 3" seinen Adrenalinspiegel mächtig steigen.

Der erste Satz zunächst beginnt sehr verhalten und verspielt. Volodos geht es nicht um großes Gefühl, um romantisches, russisches Pathos. Schlank und perlend fließen die Tonströme dahin, zuweilen bricht sich eine Welle rauschend-präzisen Wohlklangs am Ufer von James Levines stromlinienförmiger Begleitung. Virtuose Rasanz bestimmt die "Stromschnellen" der Solopassagen des ersten Satzes. Solche glitzernden Katarakte überraschen immer wieder, zumal an Stellen, wo man eher trübe Verschwommenheit gewohnt ist. Das Intermezzo mit seinem emotional aufreibenden, aber auch scherzohaften Innenleben gilt Volodos wiederum als Spielwiese. Der dritte Satz dann setzt größtenteils auf das Zirzensische, die Berliner Philharmoniker liefern dazu einen glatten Hollywood-Wohlklang.

Hier sind wir bei den Schattenseiten der Interpretation. Wie man auch zum Pathos, zur großen romantischen Geste stehen mag: In der Musik Rachmaninoffs ist sie zweifelos vorhanden. Levine und Volodos aber verweigern sie dem Hörer. Zwar berührt Volodos durch seine Virtuosität, nicht aber durch emotional aufgeladenes, wirklich anrührendes, mitreißendes Spiel. Am Ende des dritten Satzes gewinnt man nicht den Eindruck, als müsse alles zum Schluss hin drängen, nirgendwo spürt man zudem große Bögen oder Aufschwünge. Eine gewisse Starrheit liegt über der Musik, eine Starrheit, die auch vom brillianten Orchester geprägt wird. Ob Levines orchestrale Hochglanzpolitur also für die verschnörkelte russische Kommode von "Rach 3" das richtige ist, bleibt diskussionswürdig.

Immerhin: In den Solowerken, die Volodos dieser Aufnahme anhängt, hört man wieder, dass Poesie der Virtuosität aus seinem starren Korsett helfen kann. Die träumerische Sicherheit des Klavierspiels verleiht Rachmaninoffs kleinen Piècen Leichtigkeit. Hier findet Volodos vielleicht schneller und sicherer zum poetischen Kern.

Von Markus Bruderreck




Sergej Rachmaninoff:
Klavierkonzert Nr. 3 d-Moll op. 30

Allegro ma non tanto
Intermezzo: Adagio
Finale: Alla breve


Andante aus der Sonate g-Moll
für Violoncello und Klavier, op.19
(Bearbeitung: A. Volodos)


Sérénade b-Moll aus
"Morecaux de fantasie", op.3 Nr.5


Romance f-Moll aus
"Morceaux de Salon", op.10 Nr.6


Prelude f-Moll op. 32 Nr.3

Prelude d-Moll, Op. posth.

Étude-tableaux
cis-Moll, op.33 Nr.6(9)




Arcadi Volodos, Klavier

Berliner Philharmoniker

Ltg: James Levine



Sony Classical
LR 9927CD


Da capo al Fine

Homepage CDs:Klassik-Index E-mail Impressum

©2000 - Online Musik Magazin
http://www.omm.de

- Fine -