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Skampa Quartett
Morava - Streichquartette von Pavel Fischer und Iva Bittova

Hopáhop tálitá

Von Michael Magercord

Ende des 19. Jahrhunderts begannen Komponisten sich verstärkt bei folkloristischen Vorbildern zu bedienen. Vor allem ging es darum, eine neue Tonsprache zu finden, die anders war als jene der Musik der Romantik, die aber trotzdem nicht allen Traditionen zuwiderlaufen sollte. Béla Bartók etwa reiste durch Ungarn und Rumänien, oder Sergej Prokofiew hörte sich im Kaukasus um und formte das Gehörte in ein Streichquartett.

Ein besonders ergiebiges Pflaster für lebendige Volksmusik war immer schon Mähren, der östliche Landesteil der heutigen Tschechischen Republik. Leos Janacek, selbst Mähre, hat sich im reichen Schatz der Volksmusik gerne bedient. Und in dieser Tradition sieht sich wohl der Streicher, Komponist - und Mähre - Pavel Fischer. Mit der Muttermilch, sagt er, habe er die Folklore seiner Heimat aufgesogen, vor allem die Zymbal-Musik.

Drei Streichquartette hat Pavel Fischer bisher geschrieben, alle sind auf der CD mit dem Titel „Morava“, also Mähren, versammelt. Abgerundet werden die drei viertelstündigen Kompositionen von zwei kürzeren Vokalstücken und einem Streichquartett der renommierten Sängerin, Violistin und Volksmusikerin Iva Bittova, allesamt eingespielt vom Skampa-Quartett.

Die Werke basieren auf folkloristischen Themen, und ihre Quellen sind immer ganz deutlich zu herauszuhören. Pavel Fischer war erster Geiger des Skampa-Quartetts, und als dies 2007 in der New Yorker Carnegie Hall mit Stücken von Leos Janacek und Iva Bittova auftrat, fehlte eine Viertelstunde im Programm. Pavel Fischer schreib sein erstes Quartett, wozu er seine tiefen Kenntnisse mährischer Volksmusik ohne falsche Scham bestens nutzte.

Für die folgenden Quartette standen ihm noch andere Musiktraditionen zur Verfügung: von Romamusik bis zu Dudelsack- und Fiddleklängen aus Schottland und Bulgarien, die er in seinem 3. Streichquartett zu einer Hommage an den sogenannten „Mad Piper“, Bill Millin, zusammentrug. Der junge Schotte hatte während der alliierten Landung in der Normandie 1944 unbeirrt von feindlichem Beschuss unentwegt seinen Dudelsack geblasen.

Bei allen Werken auf dieser CD steht der folkoristische Bezug ganz klar im Vordergrund, und alles, was zu anständiger Volksmusik gehört, ist hier auch in der Form von Streichquartetten zu hören: Lyrisch ist es, ein wenig schmachtend auch, und dann wieder rhythmisch und feurig. Erstaunlich, wie das Skampa-Quartett dies auf ihren klassischen Instrumenten leistet.

Ist dies aber auch "klassische" Musik? Der Ausgang der Kompositionen ist Folklore, und um wirklich den Weg zu klassicher Musik zu beschreiten, bleiben sie dann doch schon ziemlich früh auf der Strecke stecken. Vielleicht ließe sich die durchaus hervorragend präsentierte und gespielte Musik eher mit dem Begriff einer "klassischen Weltmusik" betiteln.

Was dann doch noch drin ist, wenn man den Weg weiter gegangen wäre, zeigt sich etwa am 2. Satz des 2. Streichquartetts, wo bei einer Bearbeitung der schottischen Ballade "Wild Mountain Thyme" mit schön genutzten Pizzicati einige große Musikmomente erzeugt werden.

Insgesant aber ist diese CD doch eher was für die Liebhaber folkloristischer Musik. Die allerdings wird auf höchstem Niveau dargeboten von Musikern, die – wie sie im Booklet eingestehen – erst lange an sich arbeiten mußten, bevor sie sich auch mal von den starren Noten zu lösen vermochten, um frei darauf los zu spielen. Dass ihnen das schließlich hervorragend gelungen ist, zeigt sich im letzten Stück der CD von Iva Bittova, dessen Titel das Programm der gesamten Einspielung bestens wiedergibt: Hopáhop tálitá.

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Morava

Streichquartette von Pavel Fischer und Iva Bittova

Pavel Fischer:
Morava / Streichquartett Nr. 1  - 16:44
Jedu chlapci, jedu / Volkslied   -   4:30
Brodil Janko Kone / Volkslied   -  5:00
Wild Mountain Thyme / Streichquartett Nr. 2 - 16:49
Mad Piper / Streichquaretett Nr. 3  -  15:59

Iva Bittova
Hopahop Talita / Streichquartett   - 8:20

Gesamtspieldauer: 67:54

Skampa Quartett
Helena Jirikovska - 1. Geige
Daniela Souckova - 2. Geige
Radim Sedmidubsky - Bratsche
Lukas Polak - Cello

Iva Bittova - Gesang
Pavel Fischer - Gesang

Supraphon SU 4092-2

Weitere Informationen
www.supraphon.com





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