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Ivo Kahánek Die nächste bitte, Herr Pianist! Der
junge tschechische Pianist Ivo Kahánek erklimmt, leidlich unterstützt
durch seine Plattenfirma Supraphon, langsam aber sicher eine
herausgehobene Position unter der ersten Generation von Musikern, die
ihre Ausbildung bereits gänzlich unter den postkommunistischen
Bedingungen erhalten haben, und die sich nach dem Abschluss ihrer
Studien dem Aufmerksamkeitswettbewerb der Kulturindustrie stellen
müssen. Um so mehr verwundert es, dass er sich für seine
Solo-CD-Einspielungen ein Repertoire auswählt, dass zum Teil aus eher
unbekanntem Material besteht. Janáčeks
Sonate 1.X.1905 wird noch häufiger eingespielt, Martinůs Sonate für
Klavier eher seltener, und die “Acht Präludien” von Kabelač ganz
selten, und die als Bonustrack bezeichneten frühen Fugen von Janáček
sind auf dieser CD gar zum ersten Mal aufgenommen, entbehren allerdings
auch ein wenig der musikalischen Relevanz. Die
beiden Stücke “Vorahnung” und “Tod”, die Janáčeks Sonate “Von der
Straße” bilden, sind bekannte Meilensteine der tschechischen
Klaviermusik, und sie werden hier gekonnt auf lyrische Weise
vorgetragen, die der Komposition gänzlich entspricht und ihre
schlichte, zeitlose Schönheit betont. Die
Klavier Sonate von Martinů aus dem Jahre 1954 gehört hingegen nicht zu
dessen großen Werken, und man wird das Gefühl nicht los, der Komponist
wollte zu viele seiner Ideen in diese eine Komposition zwängen. Beim
Spielen von Martinů dürfe man sich nie völlig in die Musik
fallenlassen, meint auch die erfahrene Pianistenkollegin Jitka Čechová:
“Man muss sich immer konzentrieren, sonst verliert man den Faden, aber
auch nicht zu all sehr, sonst verliert die Musik ihre Wirkung”. Auch
diese Sonate legt dem Musiker einige Stolperfallen in den Weg, die
Kahánek souverän durch klare Strukturierung und Betonungen umgeht, so
dass die kompositorisch gelungenen Passagen für sich glänzen können. In
dem Booklet, das einzig aus einem sehr ausführlichen und informativen
Interview mit dem Pianisten besteht, drückt der es so aus: “Martinů hat
viele Noten”. Im Gegensatz allerdings zu dem dritten auf der CD
vertretenen Komponisten Miloslav Kabelač, der nämlich, so Kahánek, “hat
wenig Noten, dafür aber ist jede einzelne um so wichtiger”. Die acht Präludien Op.30 von Kabelač aus den Jahren 1954 bis 1956 sind das eigentliche Herzstück dieser CD. Der vor 100 Jahren geborene tschechische Komponist hat zehn Jahre nach Schostakowitsch' Fugen und Präludien-Opus zumindest die Form der Präludien wieder aufgegriffen und sie zu meisterhaften Kleinoden der Pianomusik gefertigt, die Kahánek ebenso meisterhaft umsetzt. Man muss dem jungen Pianisten danken für die Auswahl dieses einzigartigen Werkes für seine jüngste Einspielung, und so kann man denn auch dem letzten Satz seines Interviews im beiliegenden Booklet vorbehaltlos zustimmen. “Ich würde mich freuen”, sagt Ivo Kahánek darin nämlich, “wenn sich der Hörer dieser CD sagt: Da bin ich aber jetzt schon neugierig, was dieser Pianist wohl als nächstes einspielt”. |
Ivo Kahánek Werke für Klavier
1.
Leoš Janáček: Sonate 1.X.1905
12:36 2.
Miloslav Kabelač: Acht Präludien Po.30
27:02 3.
Bohuslav Martinů: Sonate
für Klavier 18:31 4. Leoš
Janáček: Drei Fugen
9:56 Gesamtzeit: 68:37 © supraphon 2008
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