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Bohuslav Martinů
Kammermusik für Bratsche

Hommage der Hommage

Von Michael Magercord

Eine Hommage an ein oft unterschätztes Instrument waren die beiden Duos, die Bohuslav Martinů für Bratsche und Geige schrieb. Und eine Hommage an den oftmals unterschätzen Komponisten ist diese CD, auf der diese beiden viertelstündigen Kompositionen neben zwei weiteren Kammerwerken mit Bratsche zu hören sind, denn 2009 wird dem fünfzigstem Todestag des Komponisten mit zahlreichen Neueinspielungen gedacht werden.

Martinů hat nicht immer freiwillig ein geographisch unstetes Leben geführt, verließ das heimische Böhmen, ging nach Paris, flüchtete nach New York und verbrachte seine letzten Lebensjahre in Liestal bei Basel, und alle diese Lebensphasen haben sich in seinem Werk durch unterschiedliche Stile niedergeschlagen.

Heute sind es eher die späten Werke, die er in den USA und der Schweiz komponiert hatte, die wieder eingespielt werden. Das mag auch daran liegen, dass die früheren Werke noch stark von der französischen intellektuelleren Herangehensweise geprägt sind. Oft hinterlassen diese Werke aber den Eindruck, Martinů habe sich damals mit seinem Anspruch an Perfektion selbst im Wege gestanden, denn die Ansammlung von Ideen und die umfangreichen Notensetzungen gehen doch manchmal auf Kosten des unmittelbaren musikalischen Ausdrucks. In den USA aber besann sich der Komponist immer häufiger auf seine Wurzeln in der tschechischen und slowakischen Volksmusik, und dieser Rückgriff hat seinen Schöpfungen letztlich eine ganz eigene Richtung gegeben.

In New York erlebte der Komponist auch den Höhepunkt der Beliebtheit seiner Musik, dort erhielt er 1955 den Preis für das beste Orchesterwerk des Jahres für seine letzte, die 6. Symphonie. Und zurück in Europa schließlich beschritt er den Weg der Rückbesinnung bis zur Vollendung fort und schuf seine wohl schönsten und nachhaltigsten Kammerwerke. Von den beiden Duos für Bratsche und Geige, die den Auftakt dieser CD bilden, deuten den Weg dieses Weges an, die Sonate für Klavier und Bratsche von 1955, die auf der CD dann folgt, läßt schon viel von der Altersreife des Komponisten erspüren.

Eines der interessantesten, wenn nicht das interessanteste Kammerwerk Martinůs überhaupt, ist die 20-minütige Kammermusik Nr. 1, die er im Frühsommer 1959, obschon von Krankheit gezeichnet, geschrieben hat. Es sollte eine seiner letzten Kompositionen werden, deren Uraufführung er nicht mehr erleben konnte. Durch die Leichtigkeit der Musikalität und einer gleichzeitigen Varianz der kompositorischen Ideen ist es ein Werk, dass die folkloristischen Rückgriffe verbindet mit der Rückkehr zu der Arbeitsweise der französischen Periode, deren Ergebnis nun aber in sich abgeschlossen ist und gänzlich überzeugt.

Die ungewöhnliche Besetzung als Sextett aus Streichern, Klavier, Klarinette und Harfe ist wohl Schuld, dass dieses Stück nur selten eingespielt wird. Somit setzt diese CD nicht nur in der Qualität der Ausführung durch erfahrene Kammermusiker, sondern auch wegen der Auswahl und Zusammenstellung der Musikstücke schon vor dem Beginn des Martinů-Jahres für alle folgenden Jubiläums-Veröffentlichungen hohe Maßstäbe.



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Cover

Bohuslav Martinů

Kammermusik für Bratsche

 

1. Drei Madrigalen für Bratsche und Violine  15:35

2. Duo Nr. 2 für Bratsche und Violine             15:32

3. Sonate für Bratsche und Klavier Nr. 1        16:40

4. Kammermusik Nr. 1 für Klarinette, Violine,

    Bratsche, Cello, Harfe und Klavier              20:04

 

Alexander Besta, Bratsche

Bohuslav Matoušek, Violine

Jiři Barta, Violincello

Petra Besa, Klavier

Jana Boušková, Harfe

Jan Talich, Violine

Ludmila Peterková, Klarinette

Karel Košárek, Klavier 


Gesamtzeit:   68:07

© supraphon 2008


Weitere Informationen und Hörbeispiele
unter: www.supraphon.com



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