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Diana Damrau
Poesie - Lieder von Richard Strauss


Glücksmomente

Von Stefan Schmöe

Der Titel Poesie in Verbindung mit dem reichlich missratenen Cover verheißt nicht unbedingt Gutes, und auch dass Diana Damrau im Booklet dem „Maestro“ Thielemann huldigt und die gemeinsame bayerische Herkunft mit dem Komponisten hervorhebt und damit eine Art Seelenverwandschaft suggeriert, ist nicht ganz glücklich. Es sei denn, man nimmt das als ironische Note, denn die Texte der hier eingespielten Lieder von Richard Strauss haben doch so manche Wendung, die eher in die Welt der Poesiealben denn der großen Dichtkunst gehören. Und dass Strauss eines der Lieder, nämlich Das Bächlein aus dem Jahr 1933, ausgerechnet Joseph Goebbels widmen musste (immerhin wird auch das im Booklet erwähnt), sollte eher Anlass zur Distanz sein. Aber Günzburg im (bayerischen) Schwaben, Heimatstadt der Sängerin, fühlt sich dem urbairischen München, Strauss' Geburtsstadt, wohl auch nur mäßig eng verbunden.

Musikalisch dagegen kann das Album auf Anhieb überzeugen. Als furiose Zerbinetta hat sich Diana Damrau einen Namen gemacht (mehr dazu hier); die brillante Koloraturtechnik setzt sie auch auf dieser CD wirkungsvoll und wie nebenbei ein. Bestechend ist vor allem die klare, genau gefasste Tongebung der lyrischen, ein wenig „gläsern“ und dadurch sehr interessant timbrierten Stimme. Die Aufschwünge in die hohe Lage, die Strauss so gern (und oft) komponiert und häufig mit einer Modulation noch einmal betont, die zelebriert sie geradezu, indem sie die Stimme (zunächst um eine Nuance leiser angesetzt) aufblühen lässt – und das mit perfekter, auch durch das sehr angenehme Vibrato nicht eingetrübter Intonation. Hinreißend ist auch die Piano- und Pianissimo-Kultur, bei der die Stimme nichts an Klang einbüßt. Sie hat keine Riesenstimme (das merkt man in den dick orchestrierten Passagen); die fehlenden Reserven gleicht sie durch expressive Gestaltung gut aus. Dazu kommt eine kluge, nicht übertriebene Behandlung der Sprache, die den Texten nachspürt, aber keine Dramen daraus macht – das ist in der Tat Poesie, und da ist der Titel der CD dann doch nicht so falsch.

Christian Thielemann, der ja auch schon 'mal mit seiner Vorliebe für das schwere deutsche Repertoire kokettiert hat, nimmt die Lieder mit den sehr guten Münchner Philharmonikern mit teilweise fast französisch anmutendem Charme und Leichtigkeit. Das klingt sehr transparent, kammermusikalisch klar aufgespalten und ausgesprochen farbenreich. Die in dieser Liedauswahl vergleichsweise wenigen Stellen, die einen schweren Orchesterklang verlangen, bekommen die erforderliche Gravität, vor der das vorherrschende aufgelockerte Klangbild umso deutlicher hörbar wird. Und wie Thielemann die Lieder oft mit leichter Hand ausklingen lässt, da schwingt auch eine Prise Humor mit. So werden die 22 Lieder zu gewichtigen, aber nicht übergewichtigen Kunststückchen.

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Diana Damrau:
Poesie

Lieder von Richard Strauss

Diana Damrau, Sopran
Münchner Philharmoniker
Ltg.: Christian Thielemann

Titel:

01 Ich wollt ein Sträußlein binden
02 Waldseligkeit
03 Das Bächlein
04 Winterweihe
05 Morgen
06 Allerseelen
07 Cäcilie
08 Amor
09 Säusle, liebe Myrthe
10 Freundliche Vision
11 Städchen
12 Traum durch die Dämmerung
13 Wiegenlied
14 Meinem Kinde
15 Muttertändelei
16 Zueignung
17 Das Rosenband Op.36 No.1
18 Heimkehr Op.15 No.5
19 Als mir Dein Lied erklang Op.68 No.4
20 Des Dichters Abendgang Op.47 No.2
21 An die Nacht Op.68 No.1
22 Lied der Frau Op.68 No.6


Gesamtspielzeit: 63:31


VIRGIN Classics 4975123

Weitere Informationen
www.emimusic.de/diana_damrau
www.diana-damrau.com





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