Online CDs
Klassik
Homepage  zur&uumlck  e-mail  Impressum



Der Pianist Burkard Schliessmann:
Zwischen romantischem Drängen und Ausgewogenheit


Offenbar ist der Pianist Burkard Schliessmann Romantiker durch und durch: Jedenfalls stehen Brahms, Liszt und Schumann im Mittelpunkt seiner bisherigen CD-Aufnahmen, deren jüngste im Juni erschienen ist: Die Kreisleriana und Symphonischen Etüden Schumanns. Das Online Musik Magazin hat das zum Anlass genommen, sich einmal alle Aufnahmen des Pianisten genauer anzuhören. (oder besser: fast alle, denn neben den drei genannten Komponisten gibt es noch einen vierten, um den sich Schliessmann besonders bemüht,nämlich Alexander Scriabin. Eine Aufnahme Schliessmanns mit Musik Scriabins wird an anderer Stelle besprochen.)

Einer durchaus individuellen und außergewöhnlichen Annäherung an Brahms´ Musik begegnet man in Burkard Schliessmanns Anfang der 90er-Jahre aufgenommenen Interpretationen einiger der früheren sowie der spätesten Klavierwerke des Komponisten in der Veröffentlichung der ANTES Edition. Von äußerster Leidenschaftlichkeit und Empfindsamkeit geprägt geht der junge Pianist im engsten Sinne "romantisch" mit den Brahms'schen Soloklavierstücken um. Neben einer beispielhaften technischen Leistung wird ein sensibles Gespür für die Melodieführung deutlich (etwa im Mittelteil der h-moll-Rhapsodie op. 79 und in den Klavierstücken e-moll und C-Dur op. 119), aber auch die Mittelstimmen werden gelungen hervorgehoben. Schliessmanns Souveränität fällt allerdings die Rhythmik zum Opfer. Die Stücke tragen bereits, das liegt in der Natur der Gattung, Gemütsschwankungen in sich; Burkard Schliessmanns überemotionales Spiel geht aber weit über die Vortragshinweise des Komponisten hinaus. Im Bestreben nach einer romantischen Darstellung werden durch extreme Ritardandi und Accelerandi und bizarre Akzentuierungen sowohl die Zusammengehörigkeit einzelner Motive als auch die Gesamtdramaturgie des Stückes gestört.

In den Variationen über ein Thema von Händel op. 24 sind die beliebigen, unbegründeten Rubati seltener. Besonders die Stücke, die auf traditionelle Kompositionstechniken zurückgreifen (16., 19., 25), können - mit origineller Klangfarbe gespielt - überzeugen. Der (seltene) Brahms'sche Humor (in den Variationen 1 und 3) kommt durch das Spiel Schliessmanns gut zur Geltung.

Wenn man auf der bereits 1987 entstandenen Debut-CD, die Schliessmann für Bayer Records eingespielt hat, in der "Vision" aus den "Transzendenten Etüden" die Psychologie der Liszt'schen Musik noch nicht restlos mitbekommt, so ändert sich der Eindruck von Schliessmanns Liszt-Interpretationen in der 1999 eingespielten h-moll Sonate beträchtlich. Die verfeinerte, äußerst brillante Technik, mit der er nicht nur Klangfarben mehrfach differenziert, sondern musikalische Zusammenhänge gut nachvollziehbar in einer sinnvollen dramaturgischen Entwicklung darstellt, wird mit bewegender Dramatik, schöpferischer Lyrik und explosiver Sensibilität verbunden. Nicht anders bei der Fantasie C-Dur op. 17 von Robert Schumann (auf der gleichen CD): Stiltreu entspricht eine inbrünstige Atmosphäre der Anweisung "durchaus phantastisch und leidenschaftlich vorzutragen" über dem ersten Satz dieser (Franz Liszt gewidmeten) Komposition.

Wie im Booklet dieser Produktion enthält auch Burkard Schliessmanns neueste, ebenfalls bei Bayer Records erschienene CD mit Schumanns "Kreisleriana" op. 16 und den "Symphonischen Etüden" op. 13 beachtenswerte Kommentare des Pianisten zu den aufgenommenen Kompositionen, wobei die Gedanken über die Werke mit seiner durchdachten und geschmackvollen Spielweise übereinstimmen. Eine durch den ganzen Zyklus durchgehaltene Spannung und eine auch in den kontrastierenden Stimmungen einzelner Teile ausgewogene Interpretation charakterisiert insbesondere die "Symphonischen Etüden". Unbedingt empfehlenswert!



Von Veronika A. Fáncsik



Johannes Brahms:
Sonate f-Moll op.5
Variationen über ein Thema
von Händel op.24

ANTES Edition BM-CD 31.9008
aufgenommen 1990/91



Johannes Brahms:
Klavierstücke op.118 und 119
Zwei Rhapsodien op.79
von Händel op.24

ANTES Edition BM-CD 31.9010
aufgenommen 1990/91



Johannes Brahms:
Fantasien op.116
Balladen op.10
3 Intermezzi op.117

ANTES Edition BM-CD 31.9009
aufgenommen 1990/91




Debut

Cesar Franck:
Präludium, Choral und Fuge
Frederick Chopin:
Etude op.10 Nr.12 c-Moll
Alexander Scriabin:
Etude op.2 Nr.8 cis-Moll
Etude op.8 Nr. 12 dis-Moll
Franz Liszt:
Eude Nr.6 aus
"12 Etudes d'exècution transcendate"
Ludwig van Beethoven:
Sonate Nr. 30 E-Dur op. 109

BAYER RECORDS BR 100 029
aufgenommen 3/1987



Robert Schumann:
Fantasie C-Dur op.17
Franz Liszt:
Sonate h-Moll

BAYER RECORDS BR 100 293
aufgenommen 9/1999



Robert Schumann:
Kreisleriana op.16
Symphonische Etüden op.13

BAYER RECORDS BR 100 311
aufgenommen 3/2000

www.bayer-records.de
www.bayermusicgroup.de


Da capo al Fine

Homepage Musiktheater-Startseite E-mail Impressum

©2000 - Online Musik Magazin
http://www.omm.de

- Fine -