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Symphonisches von Erwin Schulhoff:

Eine Interpretation fern aller musikalischen Extreme




Verfehmte Komponisten der NS-Zeit kommen immer mehr in Mode. Einer davon ist Ernst Schulhoff (1894-1942). Seine zweite Sinfonie (1932) sowie das Doppelkonzert für Flöte, Klavier und Streichorchester von 1927 bilden den Rahmen der vorliegenden CD-Aufnahmen, innerhalb dessen stimmig die "United Colours" des 1959 geborenen und in Wien lebenden Österreichers Michael Mautner eingefügt sind. Diese Aufnahme genießt fast Referenzwert: Dynamisch, fern aller musikalischen Extreme wie forciertem Tempo, übertriebener Akzentuierung, Phrasierung und Artikulation, fördert sie das Durchdringen des musikalischen Textes, bleibt transparent, stellt die Jazzelemente (dritter Satz mit Saxophonsolo im warmen Sound von Peter Rohrsdorfer) nicht einfach Schulhoffs eigenem expressionistisch durchsetztem musikalischen Idiom gegenüber, sondern verbindet sie zu einem durchgängigen Ganzen, dass den Zuhörer mit zunehmender Dauer in seinen Bann zieht. Feinfühlig werden da kleine rhythmisch-jazzige Raffinessen zum Leben erweckt. Kein Zuviel, dass den Hörgenuss trübt, sondern eine Aufnahme, die die bescheidene Architektur (2. Sinfonie) mit Esprit und Verve zum Klingen bringt.

Auch Schulhoffs Doppelkonzert wird leider viel zu selten gespielt. Soloflöte (Erwin Klambauer) und Piano (Clemens Zeilinger) bestimmen das Allegro mit gefühlvoll-melodischen Floskeln, die sie miteinander verfließen lassen. Luftig und leicht dann der dritte Satz, nach der Ruhepause im zweiten. Fühlt man sich manchmal an Strawinsky erinnert, greift die nächste Phrase schon wieder nach Hindemithschem Gedankengut, auch Schönberg klingt an – doch immer ist es Schulhof, unverwechselbar und doch so anders. Michael Mautners "United Coulours" passen sich sehr gut in diese Landschaft ein, völlig anders, auf Klang und Wirkung bedacht, verführen sie in ihren Streicherpassagen, Clustern zu einem intensivem Klangereigenis. Sowohl die drei Solisten (Saxophon, Klavier, Flöte), als auch das Orchester spinnen sich urch die fantasievolle Partitur, die durch die Verbindung von verschiedenen Kompositionstechniken und dem Spiel der Klangfarben ihren Reiz bezieht. Die Österreichischen Kammersymphoniker erledigen ihre Aufgabe mit Bravour, und dies unter der gezielten unaufdringlichen Leitung von Ernst Theis. Eine CD, die einfach Freude macht, und musikhistorisch sowieso ein Gewinn ist.

Von Erik Buchheister





Cover

Erwin Schulhoff (1894-1942):
Symphonie Nr 2

Michael Mautner (*1959):
United Colours für Altsaxophon,
Klavier, Schlagzeug und Streichorchester)

Erwin Schulhoff:
Doppelkonzert für Flöte, Klavier und Streichorchester (1927)

Erwin Klambauer, Flöte
Clemens Zeilinger, Klavier
Peter Rohrsdorfer, Altsaxophon

Österreichische Kammersymphoniker
Ltg.: Ernst Theis


aufgenommen im März 1998

MUSICAPHON M 56829
www.cantate.de


Da capo al Fine

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