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Baptism of Fire
Katharina Wagners Feuertaufe



Dauerwerbesendung

Von Stefan Schmöe

Baptism of Fire - auf einen so pathetischen Filmtitel nahe dem Kunstreligionskitsch muss man erst einmal kommen, noch dazu für einen Dokumentationsfilm über eine Operninszenierung. Katharina Wagners Feuertaufe heißt es im Untertitel, und man muss diese 82 Minuten über die Entstehung der Meistersinger-Inszenierung 2007 wohl als gigantischen Bewerbungs-Videoclip der Wagner-Urenkelin für die Leitung der Bayreuther Festspiele verstehen. Ganz unverblümt steht ihr Name denn auch an erster Stelle unter „Idee“. Und so ist dieser Film auch eine einzige große Huldigung an Katharina Wagner, mit abstruser Musik (kein Wagner) unterlegt (soweit nicht O-Töne von Proben oder der Premiere verwendet werden). Die Regisseurin wird als sympathische, burschikos fränkisch zupackende junge Frau dargestellt, bei Mitwirkenden beliebt und ebenso entscheidungsstark wie kompetent. Und als Kronzeugen für den großen Erfolg werden so unterschiedliche Charaktere wie der (vermeintlich konservative) Stardirigent Christian Thielemann und der (vermeintlich progressive) Christoph Schlingensief, entfant terrible der Theaterszene und selbst umstrittener Bayreuth-Regisseur, aufgeboten.

Als Einführung in die Inszenierung sind weite Teile des Films durchaus hübsch gemacht, und Einblicke in die Probenarbeit, aber auch den technischen Aufwand der Produktion sind durchaus erhellend. Etwas mehr (besser noch viel mehr) Distanz hätte Regisseurin Dagmar Krauß dabei ruhig an den Tag legen dürfen. Die umstrittene Inszenierung ist schließlich in vielen Punkten anfechtbar, und das nicht nur aus Sicht des konservativen Publikums. Hier aber darf Katharina Wagner mögliche Einwände selbst formulieren und mit vergleichsweise schwachen Argumenten in der Art „neue Sichtweisen verstören nun einmal“ und „es muss ja nicht jedem gefallen, aber man erkennt ein durchgängiges Konzept“ vom Tisch wischen. Dabei fällt ausgerechnet der vielleicht wichtigste Aspekt fast völlig unter den Tisch: Die Inszenierung lebt ja ganz entscheidend davon, dass sie sich (nicht nur unterschwellig) sehr kritisch mit der Bayreuther Aufführungstradition auseinander setzt. Aus dem Werk selbst nämlich lassen sich das Regiekonzept Katharina Wagners wahrlich nicht ableiten. Genau das aber wird aber vorgegaukelt. So will der Film einem konservativen, aber toleranten und letztendlich einigermaßen aufgeschlossenen Publikum eine Brücke zur Inszenierung bauen.

Die Dokumentation schließt mit dem Fazit, Katharina sei für die Festspielleitung geeignet (Alternativen werden nicht genannt). Das hat dann ja auch geklappt, und so ist der jetzt auf DVD erschienene Film zwei Jahre nach der Meistersinger-Premiere auf eine etwas anbiedernd anmutende Weise anachronistisch, zumal manches im Film gezeigte Detail für die Wiederaufnahme 2008 bereits geändert wurde. Würde man größere Teile des Films wegschneiden, könnte eine ganz ordentliche filmische Interpretationshilfe zur Inszenierung herauskommen. In der vorliegenden Fassung bleibt's eine Dauerwerbesendung für das Produkt „Katharina Wagner in Bayreuth“.


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Baptism of Fire
Katharina Wagners Feuertaufe

Die Meistersinger von Nürnberg -
Das Entstehen der Bayreuther Inszenierung
Ein Film on Dagmar Krauß

Idee: Katharina Wagner,
Peter Emmerlich, Dagmar Krauß

Laufzeit: 82 Minuten

DVD Arthaus - 101 478

Weitere Informationen unter:
www.arthaus.de




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