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Mozart: Die Hochzeit des Figaro
unter Wilhelm Furtwängler

Glanzstück aus Salzburg zum Aufhorchen

In der Reihe der Salzburger Festspieldokumente wurde die historische Live-Aufnahme von Mozarts "Hochzeit des Figaro" unter Wilhelm Furtwängler von 1953 herausgegeben und damit erstmals wieder einem breiten Publikum zugänglich gemacht.

Die Aufnahme ist leider nicht im Original vorhanden, es liegen aber Privatkopien vor, die sich gut restaurieren ließen. Durch die sicher notwendige technische Überarbeitung ergaben sich allerdings auch gewisse Nachteile. Der Klang wurde, wie üblich in solchen Verfahren, aufgehellt und ist nun manchmal etwas zu grell, dies macht sich vor allem bei den Frauenstimmen bemerkbar. Es fehlt dem Gesamteindruck an Tiefenklang. Die Stimmen sind gegenüber dem Orchester zudem sehr im Vordergrund.

Das Dirigat Furtwänglers ist für seine Ungewöhnlichkeiten berühmt. Sein großer dramatischer Gestus fällt bereits bei der ohnehin nur scheinbar harmlosen Ouvertüre der Mozart-Oper auf. Unter Furtwänglers Leitung spielen die Musiker mit schier unfaßbarer Energie, und es leuchten magische Momente der Eingangsmusik auf. Der Dirigent setzt im Laufe der Oper, wie man es nicht anders von ihm kennt, eigenwillige Tempi an, und zwar sind diese in der vorliegenden Aufnahme häufig wesentlich langsamer als üblich. Dies wird getragen, so hört man deutlich, von dem großen Willen zum Ausmusizieren: Jede Phrase, jede Nuance der Mozartschen Charakterdarstellung wird ernst genommen und plastisch gemacht.

Den Sängern bleibt so auch wertvoller Raum zum Aussingen, zum lyrischen Ton und zur tiefen Gestaltung ihrer Partien. Beteiligt an dieser Aufnahme sind hervorragende Solisten, die alle eine starke Sänger-Persönlichkeit vorzuweisen haben. Sie klingen jedoch gerade deshalb nicht immer recht zusammen als Ensemble. Man hört doch immer wieder, daß hier besondere, markante Einzelstimmen aufeinander treffen.

Die Besetzung des Grafen und auch von Cherubino erscheint zudem nach heutigen Vorstellungen nicht ganz passend, sie wirkt zumindest etwas ungewohnt. Paul Schöffler als Graf klingt unerwartet behäbig, Hilde Güden als Cherubino hingegen auffallend feminin. Schön und wunderbar ausgeglichen gestaltet aber Güden ihre Partie, ein kleines Glanzstück bietet ihr "Sagt nun, ihr Frauen". Die großen vokalen Momente der Aufnahme liefern zweifellos Irmgard Seefried und Elisabeth Schwarzkopf. Seefried gestaltet die Partie der Susanna mit frischer Natürlichkeit, und lyrisch singt sie ihre sicher und leicht geführte Stimme aus. Die Schwarzkopf entfaltet als Gräfin ihre ganze gesangliche Größe. Sie gibt ihrer noblen Stimme vollendete Gestaltung. Immer beeindruckt ihre edle Tonführung. Außerdem klingen die beiden Frauenstimmen glänzend zusammen, ein Höhepunkt der Aufnahme bildet das Duett der Susanna und der Gräfin.

Hört man Erich Kunz als Figaro so wird seine damalige große Beliebtheit sehr verständlich. Man hört an seinem Gesang vor allem, daß er stets engagiert und augenzwinkernd spielt. Ohnehin vermittelt diese Aufnahme sehr stark die damalige Bühnenatmosphäre, und es läßt sich ahnen, daß eine biedere Inszenierung in Salzburg gegeben wurde.

Außergewöhnlich an diesem Figaro ist die Ausführung der Oper in deutscher Sprache. Alle Sänger gehen mühelos, flink und beweglich mit der deutschen Sprache um, als wäre die Musik gar nicht in anderer Sprache geschrieben. Wird so souverän auf deutsch gesungen, dann ist das natürlich ein großer Gewinn für das Erlebnis der in Musik umgesetzten und kommentierten Handlung. Und dieser Vorteil ergänzt ganz besonders die Leistung des Dirigates Furtwänglers, das die reichen Nuancen der Musik herauszuarbeiten vermag und eine enorme psychologische Dichte entwickelt. Der Zuhörer wird daher bei der hier so hervorragend entfalteten Musiksprache Mozarts zur besonderen Aufmerksamkeit und Erlebnisfülle gebracht.

Mit dieser CD wurde eine historische Aufnahme des Figaros vorgelegt, in die man sich erst einhören muß, die aber dann besonders aufhorchen läßt. Sie entspricht zwar sicherlich nicht den heute standartisierten Hörgewohnheiten, denn es liegen ungewöhnliche Tempi vor und es musizieren markante Stimmen, die sich nicht dem Ensemble bloß unterordnen. Jedoch werden besonders spannende Momente und glänzende Höhepunkte geboten. Die Aufnahme ist eine entscheidende Bereicherung für den Insider aber auch für solche Musikfreunde, die die Größe der Seefried und der Schwarzkopf kennen lernen wollen und sich Einhören möchten in das außergewöhnliche Dirigat Furtwänglers.

Von Meike Nordmeyer

Wolfgang Amadeus Mozart: Die Hochzeit des Figaro.

Graf Almaviva:    Paul Schöffler
Gräfin:           Elisabeth Schwarzkopf
Figaro:           Erich Kunz
Susanna:          Irmgard Seefried
Cherubino:        Hilde Güden
Marcellina:       Sieglinde Wagner
Bartolo:          Endré  Koréh
Basilio:          Peter Klein
Antonio:          Alois Pernerstorfer 
Barbarina:        Liselotte Maikl
Don Curzio:       Erich Majkut
Chor der Wiener Staatsoper
Wiener Philharmoniker
Wilhelm Furtwängler

Salzburger Festspiele, 7.8.1953, Festspielhaus - Live.

Mozart: Die Hochzeit des Figaro. Furtwängler. 7243 5 66080 2 3




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