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Jaakko Ryhänen:
Opera Arias


Jubiläumspräsent

Von Thomas Tillmann


Rechtzeitig zum 30jährigen Bühnenjubiläum legt Jaakko Ryhänen, der seine Karriere als Gast an der Finnischen Nationaloper im Jahre 1972 begann, an der er von 1975 bis 2001 dann auch fest engagiert war und deren Gastspiele an der New Yorker Met den Beginn seiner internationalen Karriere markierten, die ihn an die Deutsche Oper Berlin, die Staatsopern von Hamburg und München, nach Covent Garden in London, an die Wiener Staatsoper, die Mailänder Scala, das Moskauer Bolschoi- und das St. Petersburger Marinski-Theater sowie nach Paris, Chicago und Los Angeles und seit 1974 auch zu den Festspielen in Savonlinna führte und ihn mit Dirigenten wie Mehta, Muti, Sinopoli, Sawallisch, Segerstam oder Rozhdestvensky zusammenarbeiten ließ, ein Recital mit zentralen Arien und Szenen seines Repertoires vor.

Beim ersten Betrachten ist man erstaunt über das weite Spektrum der Partien, zumal die im Booklet abgedruckten, korrespondierenden Szenenfotos neben dem Text (leider fehlten in meinem Belegexemplar die Seiten 16 bis 19) belegen, dass der Sänger nur solche Rollen eingespielt, die er auch schon in szenischen Produktionen gesungen hat. Doch schon bald regt sich Skepsis: Für Leporellos Registerarie, Osmins "Ha, wie will ich triumphieren" und Basilios Verleumdungsarie fehlt es dem Interpreten an der unerlässlichen vis comica, den nötigen Parlandofähigkeiten und einer präziseren Arbeit am Text, die ohne profundere Kenntnisse im Italienischen und Deutschen wohl nicht zu entwickeln sind (darunter leiden auch die Szenen aus der Zauberflöte und die Daland-Arie, die brav und ohne nennenswerte Schwächen gesungen, aber nicht wirklich interpretiert werden), und der Beweglichkeit in der etwas behäbigen, nicht eben schnell ansprechenden Stimme. Bereits in diesen Ausschnitten wird auch das zentrale vokale Problem hörbar, nämlich die nur mit viel Druck, störendem Anschleifen und (etwa in der zweiten Sarastro-Arie) unter Aufgabe der edlen Linie erreichte, dann auch intonationsvage, mitunter ziemlich hohl und farblos klingende Höhe, die zudem nicht ideal mit den tieferen Lagen verbunden ist. Im großen Monolog des Filippo II und in Bancos Arie kann er dieses Manko durch eine hohe Rollenidentifikation, den Farben- und Nuancenreichtum seines stets nuanciert eingesetzten, gleichermaßen piano- wie legatofähigen Basses wettmachen, und auch die Melancholie, mit der er seine Stimme als Fiesco färbt, berührt. Höhepunkte dieser CD sind aber zweifellos seine Interpretationen der finnischen und russischen Szenen, auf die er sich bei der Zusammenstellung des Programms vielleicht hätte konzentrieren sollen, auch wenn die Aufnahme sich dann vielleicht schlechter verkauft hätte: Im Fischermonolog aus Joonas Kokkonens Viimeiset kiusaukset erweist Ryhänen sich als durchaus eloquenter, die narrative Struktur des Ausschnitts glänzend nachzeichnender Sängerdarsteller, der auch den richtigen reifen, wissenden Ton für die sehr nuanciert vorgetragene Gremin-Arie parat hat und in sein vielschichtiges Portrait der komplex-gebrochenen Titelfigur des Boris Godunow sogar das Höhenproblem geschickt zu integrieren weiß; die Zärtlichkeit, mit der er von seiner Tochter Xenia singt, die Verhaltenheit und die Schlichtheit, mit der er sich an Gott wendet, seine flehende Bitte um Vergebung und der angemessen dezent verdeutlichte mentale Verfall des Herrschers ließen beim Rezensenten Erinnerungen wach werden an den großen Erfolg, den der Finne im April 2001 an der Deutschen Oper am Rhein mit dieser Partie hatte.

In Markus Lehtinen, der nach diversen hochkarätigen Engagements im skandinavischen Raum auch Opern- und Ballettvorstellungen in Hamburg, München und an der Deutschen Oper Berlin dirigierte, hat der Bassist, der in seiner Heimat aufgrund seiner zahlreichen Kirchenkonzerte und seines Einsatzes für populäre Klassik im Fernsehen und auf CD einer der bekanntesten und beliebtesten Sänger ist, einen aufmerksamen, uneitlen Begleiter an seiner Seite, der aber viel etwa aus den Verdiszenen und dem farbig-atmosphärischen Orchesterpart des Kokkonen-Auszugs zu machen versteht, und auch die Mitwirkung des Tampere Opera Choir ist eine Bereicherung (der Sekundenauftritt als Feodor lässt indes kein differenziertes Urteil über Riikka Rantanens Stimme zu).


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Cover

Jaakko Ryhänen
Opera Arias


Arien aus Don Giovanni, Die Entführung aus dem Serail, Die Zauberflöte, Il Barbiere di Siviglia, Don Carlo, Macbeth, Simon Boccanegra, Der fliegende Holländer, The Last Temptations (Viimeiset Kiusaukset), Eugen Onegin, Boris Godunow


Riikka Rantanen - Feodor (Boris Godunow)

Tampere Opera Choir
Leitung: Heikki Liimola

Kuopio Symphony Orchestra
Dirigent: Markus Lehtinen


Aufnahme:
Kuopio/Finnland, 15.-18. Mai 2001

Finlandia 8573-87779-2



Da capo al Fine

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