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Carl Maria von Weber
Der Freischütz
Oberon



Weber aus Rom im Doppelpack

Von Thomas Tillmann


Zwei ursprünglich für den italienischen Rundfunk eingespielte Weber-Aufnahmen (die Kollektive der römischen RAI sind folgerichtig und durchaus gewinnbringend dabei) vereint PO-1045: Am 27. Januar 1973 dirigierte Wolfgang Sawallisch dramatisch zupackend Der Freischütz, am 7. Februar desselben Jahres George Alexander Albrecht dessen Oberon. Und es ist sicher angesichts des deutschen Textes keine falsche Entscheidung, für die zentralen Partien Muttersprachler oder mit dem Idiom vertraute Solisten zu engagieren. Star ist hier natürlich Margaret Price als Agathe des wunderbar leuchtenden Tons, der vollendeten Phrasierung, der stets kontrollierten Tonemission und der damenhaften Zurückhaltung, die berühmte Fülle des Wohllauts eben und darin vielleicht unerreicht. Helen Donath war in diesen und vielen Jahren danach in der ganzen Welt ein gesuchtes Ännchen mit schlanker Stimme und all der neckisch-schelmischen Ausstrahlung, die man liebt oder hasst, James King ist kein blaßer Jüngling mit lyrischem Tenörchen, sondern ein Heldentenor, der mit dunklem Material Max' Verzweiflung glaubhaft macht, aber in verzierten Passagen und auch in der Höhe mitunter nicht ohne Druck auskommt, Karl Ridderbusch bietet sein Lied mit prallem, saftigem Bass und einigen kleinen gefährdeten Tönen in der oberen Lage, und auch der Rest des Ensembles engagiert sich gewinnbringend für Webers bekannteres Werk. Im Oberon ist Werner Hollweg mit volltönendem lyrischen Tenor und erster Diktion ein souveräner Oberon, auch wenn man etwa in der kurzen Auftrittsarie auch einzelne nicht ganz sichere Töne hört. Ingrid Bjoner ist eine Rezia, der man die lyrische Vergangenheit noch anzuhören meint, auch wenn sie für manche feinere Nuance und Pianoeffekte mitunter unüberhörbar hart arbeiten muss (dem Rezensenten gegenüber hat sie nach einem ihrer letzten Auftritt mit Strauss' Vier Letzten Liedern über ihr Bemühen um Flexibilität ihres Soprans durch Übernahme lyrischer Partien gesprochen), ohne dass dieser Einsatz von der Interpretation an sich allzusehr ablenken und man sich nicht über ihre Präsenz in den Ensembles, die dramatische Attacke und Schattierungen in der Ozean-Arie, die andere mit leichteren Stimmen weniger souverän gesungen haben, oder die große, würdevolle Trauer in der Kavatine freuen würde. Über Julia Hamaris Fatime habe ich mich bereits angesichts der BBC-Aufnahme von 1976 sehr positiv auch an dieser Stelle geäußert, Siegmund Nimsgern hätte ich ein solch lockeres, farbiges Singen wie hier als Scherasmin nicht wirklich zugetraut, Hanna Schwarz klingt irgendwie geheimnisvoll als Puck. Völlig unbekannt war mir bis dato Joseph Hering (1929-1998), der hier einen beachtlichen Hüon von Bordeaux singt. Ausgebildet unter anderem von Franz Völker und Max Lorenz debütierte er 1959 am Staatstheater Hannover als Max. Den Höhepunkt seiner Karriere erreichte er als Mitglied des Deutschen Opernhauses Berlin, dem er seit 1967 angehörte, aber er gastierte auch an den Staatsopern von Wien, Hamburg und Stuttgart, am Teatro Colón von Buenos Aires, an der Covent Garden Oper London, am Teatro Liceo von Barcelona und an der Staatsoper Berlin in Rollen wie Florestan, Canio, Hermann in Pique Dame, Erik oder Siegfried. Hatte er sich noch das eine oder andere Mal schwer getan mit bewegteren Passagen im Ensemble der ersten Szene, so bewältigte er die vertrackte Arie mit ihren Verzierungen und Läufen mehr als souverän und tonschön, wobei man hier keinen verkappten Bariton hört, sondern eine echte dramatische Tenorstimme, die dennoch auch in lyrischen Momenten keine Probleme kennt, sondern durch große Sensibilität aufhorchen lässt - mancher Intendant heute würde sich die Finger lecken nach einem solchen Heldentenor, der viele deklassiert, die heute mit diesem Titel das große Geld machen! George Alexander Albrecht, der 1935 in Bremen geboren wurde und über Jahrzehnte lang GMD der Niedersächsischen Staatsoper Hannover war, aber auch Gastdirigent der Berliner und Münchner Philharmoniker, der Bamberger Symphoniker, der Staatskapelle Dresden und des Gewandhausorchesters Leipzig war, sämtliche deutsche Rundfunk-Orchester dirigierte und bei zahlreichen ausländischen Orchestern am Pult stand, lässt das RAI-Orchester sehr vorsichtig und für mein Empfinden etwa in der Ouvertüre zu langsam und spannungsarm musizieren, entfacht dann aber nach und nach mehr Schwung im Graben und macht Lust auf weitere Begegnungen mit dem Werk.


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Cover

Carl Maria von Weber
Der Freischütz

James King - Max
Margaret Price - Agathe
Helen Donath - Ännchen
Karl Ridderbusch - Kaspar
Mario Farrara - Ottokar
Anton Diakov - Eremit
Andrezj Snarski - Kilian
Mario Machi - Kuno
Rolf Tasna - Samiel
Carmen Lavani - Brautjungfern

Orchestra Sinfonica e Coro di Roma della RAI
Dirigent: Wolfgang Sawallisch

Aufnahme: Rom, 27. Januar 1973



Carl Maria von Weber
Oberon

Werner Hollweg - Oberon
Hanna Schwarz - Puck
Olivera Miljakovic - Erstes und Zweites Meermädchen
Ingrid Bjoner - Rezia
Julia Hamari - Fatime
Joseph Hering - Hüon
Siegmund Nimsgern - Scherasmin

Orchestra Sinfonica e Coro di Roma della RAI
Dirigent: George Alexander Albrecht

Aufnahme: Rom, 7. Februar 1973



Ponto PO-1045 (3 CD)




Da capo al Fine

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