CD's Musiktheater |
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Strahlende und weniger strahlende Höhen Verdis Erfolgsopern als low-price-CD sind sicher attraktiv für denjenigen, der seine Liebe
zur Oper gerade erst entdeckt. Muss der Kenner, der hier möglicherweise kaum einen Sänger kennt,
deshalb die Nase rümpfen, oder gibt es hier Neues zu entdecken? Wir haben vier Aufnahmen des Nach den unzähligen Aufführungen und Aufnahmen von Verdis Erfolgsoper Rigoletto wird der verwöhnte Zuhörer mit kritischen Augen und Ohren eine von Ausdrucksintensität durchdrungene Darbietung des von Verdi richtig dramatisch komponierten Stückes erwarten - das ist leider weder von der Seite der beiden Hauptfiguren (Eduard Tumagian als Rigoletto und Alida Ferrarini als Gilda) noch vom Orchester (unter der Leitung von Alexander Rahbari) und dem Chor zu hören. Und Yordy Ramiro achtet als Herzog kaum auf die italienische Aussprache, hat aber immerhin in seinem Mittelregister sehr schöne Töne - schade, daß sie gerade bei der berühmten "La donna è mobile" wegen rhythmischen Ungenauigkeiten und zu tiefer Intonation nicht wirklich zu genießen sind. Die Nebenrollen werden immerhin ganz akzeptabel dargestellt: Sparafucile (Jozef Špacek) und Maddalena (Jitka Saparová) mit ihrer klangvollen Stimme sorgen für eine lebendige Szene im dritten Akt. In Details kann man durchaus Qualitäten entdecken (so ist z.B. die Koloraturen der Gilda im ersten oder das Duett von Rigoletto und Gilda im zweiten Akt - mit bemerkenswertem Zusammenklang der Sänger gestaltet), als Gesamteindruck bleibt jedoch, dass Spannung und Expression fehlen und technische Feinheiten (Artikulation, Dynamik, Verdis Hinweise zum Ausdruk in der Partitur) vernachlässigt werden. Bei keiner von Verdis Opern ist ein unmittelbares Verständnis der Geschehnisse so wichtig wie beim Troubadour (dessen Libretto selbst merkwürdige Lücken aufweist - der Textdichter Cammarano starb während der Arbeit). Ärgerlicherweise liegt der CD keine Übersetzung des italienischen Textes bei. Schade, denn die vorliegende Aufnahme ermöglicht ansonsten unmittelbares Miterleben der Handlung - mit einem Ensemble aus wirklichen Menschen "aus Fleisch und Blut" , die nicht nur singen, sondern schreien, lachen und Türen zuschlagen - lebendiges Drama für die Ohren. Daniela Longhi entfaltet ihre Stimme zu beispielhaft schönen Koloraturen und bietet eine sympathische Leonora, wenn auch ihre technische Leistung sehr durchwachsen ist - an manchen Stellen ist ihre Intonation und Aussprache auch störend. Mit anderen Problemen kämpft Maurizio Frusoni in der Rolle des Manrico, nämlich mit zu geringer Intensität seiner Stimme - wer sich Manrico als bescheideneren jungen Mann vorstellen möchte, kann hier eine ordentlich absolvierte Partie hören. Immerhin imponiert Frusoni aber im dritten Akt ("Di quella pira") mit einem perfekten hohen C. Unbestritten musikalisch ist Roberto Servile als Luna und noch bezaubernder Irina Tschistiakova, die mit einer wohltönenden und ausdrucksfähigen Stimme hier eine der besten Darstellungen von Azucena vorführt. Unbedingt empfehlenswert! Will Humburg dirigiert das Ungarische Staatsopernorchester, welches einen bedauerlichen Mangel an Genauigkeit und Energie aufweist und somit in einen kleinen klanglichen Konflikt mit dem durchaus für einen musikalischen Genuß sorgenden Chor (Budapester Festival Chor) gerät. Insgesamt gewinnt der Zuhörer einen durchwachsenen Gesamteindruck, hört jedoch auch schöne Details. Eine wunderschöne Violetta mit technisch perfekten leggiero-Tönen, klangvoller cantabile-Stimme und ausdrucksintensiver Interpretation können wir in La Traviata kennenlernen: Monika Krause. Ihre bezaubernde Leistung, die besonders bei piano-Stellen ein Vergnügen bedeutet, wird von Yordy Ramiro mit einer ebenfalls frischen und auch in der Höhe sicheren Stimme unterstützt (seine Darstellung als Alfredo bietet nun bedeutend mehr Genuß als die als Herzog in Rigoletto); ausgesprochen schön ist seine dritte Szene im zweiten Akt, selbst wenn die gelegentlich vorkommenden rhythmischen Ungenauigkeiten auch hier zu seinem Singstil gehören. Eine Spur weniger überzeugend wirkt Georg Tichy in der Rolle des alten Germonts, der Zuhörer könnte zunächst Mangel an Ausdrucksfähigkeit, wozu eine stellenweise sorglose Behandlung von Legato-Bögen und dynamischen Unterschieden gehört, empfinden - dennoch gelingt ihm die große Szene im Duett des zweiten Akts ("piangi...") dramatisch und ergreifend zu gestalten. Für Wohlklang sorgt auch der Chor (Slovakischer Philharmonischer Chor), was für das Symphonieorchester aus Bratislava unter der Leitung von Alexander Rahbari leider weniger zutrifft - das unpräzise Spiel betrifft vor allem die Szenen hinter der Bühne, welche aber - Dank der Leistung der Tontechniker - bis in die kleinsten Details wahrzunehmen sind. Rico Saccani hält während der vier Akte von Aida präzise die angegebenen Tempi ein und bemüht sich mit dem Irischen National Symphonie-Orchester um einen einheitlichen und wohllautenden Verdi-Klang. Maria Dragoni als Aida und Barbara Dever als Amneris sorgen für den Wolklang im Oberregister, wobei jedoch die melodische Linearität der Arien durch eine eigenwillige Phrasierung mancher Stellen in Gefahr gebracht wird. Radames´ glänzende Töne (gesungen von Kristjan Johansson) sind besonders im vierten Akt (in der Szene mit Amneris) eindrucksvoll. Auch die Bässe, Francesco Ellero D´Artegna als Ramfis und Riccardo Ferrari als König, gestalten ihre Rollen mit beeindruckend voll klingenden Stimmen. Mark Rucker in der Rolle von Amonasro kompensiert fehlende Kraft der Stimme durch intensive Darstellung - was leider für den in dieser Oper immerhin eine große Rolle spielenden Chores nicht zutrifft. Eben dadurch verliert die Aufnahme an Prunk und Pracht. Enthusiasmus, Spannung und Temperament sind, was vielleicht am meisten fehlt. Und Hinweise in der Partitur wie "Hinter der Bühne" sollten doch - abgesehen von der Dramaturgie - zum Klangbild des Werkes beitragen. Von Veronika Fáncsik |
Slowakischer Philharmonischer Chor Einstud.: Jan Rozehnal Radio-Symphonieorchester Bratislava Dirigent: Alexander Rahbari
aufgenommen 1991
Budapest Festival Chor Einstud.: Jan Rozehnal Orchester der ungarischen Staatsoper Dirigent: Will Humburg
aufgenommen 1994
Slowakischer Philharmonischer Chor Einstud.: Jan Rozehnal Radio-Symphonieorchester Bratislava Dirigent: Alexander Rahbari
aufgenommen 1990
verschiedene Chöre Einstud.: Colin Mawby The Irish Army No. 1 Band National Symphony Orchestra of Ireland Dirigent: Alexander Rahbari
aufgenommen 1991 |
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