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Richard Strauss
Ariadne auf Naxos
Zerbinetta glänzt in Schwarz-Weiß
Von Stefan Schmöe
Am 21.August 1965 übertrug der ORF live aus dem Kleinen Festspielhaus in Salzburg Richard Strauss' Ariadne auf Naxos. Mit dem damaligen Stnd der Technik ein schwieriges Unterfangen, und man sieht am Bildschirm oft verhältnismäßig wenig: Von der Farbigkeit der Inszenierung gar nichts, weil nur in Schwarz-Weiß gedreht wurde; und wegen der geringen Filmempfindlichkeit ist auch noch alles in permanentes Halbdunkel getaucht. Aus heutiger Sicht darf man dennoch dankbar sein, denn die bei TDK erschienene DVD dieses Mitschnitts ist ungeachtet der angesprochenen Mängel weitaus mehr als nur ein Zeitdokument. Um zunächst beim visuellen Eindruck zu bleiben: Natürlich fehlen die Farben und das Licht, und auch restauriert ist das Bild nur mäßig scharf. Die sensible Kameraführung macht allerdings manches wieder wett: Ganz behutsam werden die Sänger eingefangen, die Schnitte sind so unaufdringlich wie möglich gehalten, und oft fährt der Zoom aus der Großaufnahme ganz langsam zurück, als lehne man sich im Theatersessel zurück. Das ist weitaus besser als bei vielen (oft geradezu lieblos und unmusikalisch) aufgezeichneten Produktionen jüngerer Vergangenheit. Überhaupt ist viel Atmosphäre der Live-Aufführung eingefangen. Dabei besticht vor allem die Bühnenpräsenz von Sena Jurinac als flammender Komponist, die zur alles beherrschenden Figur des Vorspiels wird. Der leuchtenden, warmen Stimme und der Emphase des Ausdrucks sieht man nach, dass einige Spitzentöne zwar klangschön, aber etwas unsauber intoniert angesetzt werden. Hinreißend ist ebenso die (kokett im Stil der Zeit agierende) Reri Grist als perfekt koloratursichere, aber auch warme und warmherzige Zerbinetta da schimmert neben der Harlekin-Figur auch die verletzliche junge Frau durch. Überhaupt hält Dirigent Karl Böhm (eindrucksvoll sind auch die kurzen Bildsequenzen zu Beginn von Vorspiel und Haupt-Oper, in denen Böhm mit geringer Gestik die Wiener Philharmoniker in Hochspannung versetzt) konsequent den hohen Ton durch, in den sich Zerbinetta und ihre Komödianten mehr als Farbton denn als Kontrast mischen. Das heißt nicht, dass Böhm in falsches Pathos verfällt; aber er hält die widerstrebenden musikalischen Ebenen der Oper derart sorgfältig austariert in der Waage, dass seinem träumerischen Komponisten auf der Bühne die Vermischung von großer Oper und Maskenspiel gefallen hätte. Jess Thomas gibt optisch zwar in der Regie von Günther Rennert die offenbar unvermeidlich alberne Figur ab (da wünscht man sich schon den Beginn der Regietheater-Ära herbei), singt aber klangschön und kultiviert ohne das oft übliche Geschrei, das die Rolle nahe legt. Einziger Schwachpunkt in einem ansonsten in allen Positionen bestens besetzten Ensemble ist ausgerechnet die Ariadne von Hildegard Hillebrecht (die laut Beiheft für die ursprünglich vorgesehene Christa Ludwig eingesprungen war): Klangschön zwar in der Mittellage, aber dann oft verschwommen in den Spitzentönen und im Forte, und merkwürdig belanglos im musikalischen wie schauspielerischen Ausdruck. In dieser Einspielung sollte die Oper besser "Zerbinetta auf Naxos" heißen. In Anbetracht des Gesamteindrucks dieser Einspielung und gemessen an den allermeisten heutigen Aufführungen nimmt man dies gerne hin und hofft auf weitere Veröffentlichungen aus dem historischen Salzburg. Ihre Meinung Schreiben Sie uns einen Leserbrief (Veröffentlichung vorbehalten) |
Richard Strauss Ariadne auf Naxos
Oper in einem Aufzug nebst Vorspiel Weitere
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