Vor einiger Zeit spülte die französische Musikszene innovative Bands an die Oberfläche, die, so schien es, die Popmusik neu erfunden hatten. Mit dem klaren Bezug zu ihrer Heimat brachten Bands wie Air, Daft Punk, Etienne de Crecy und Alex Gopher Frankreich aufs musikgeschäftliche Tablett.

Ein Zustand, den Frankreich schon einmal in den Sechzigern inne hatte, als Francoise Hardy, Jacques Dutronc, France Gall und natürlich Serge Gainsbourg mit Brigitte Bardot und Jane Birkin dafür sorgten, dass französische Musik jenseits des allseits beliebten Chansons eines Gilbert Bécaud international Beachtung fand. Dabei sind die französischen Künstler der heutigen Tage in der Lage, einen ganz eigenen Sound zu kreieren und sich nicht in Epigonentum zu ergehen.

Mit unwiderstehlichem Pop-Appeal liegt Bertrand Burgalt genau zwischen diesen beiden Welten. Dieses typisch Französische in seiner Musik verbindet sich mit zeitgemäßer Hippness, auf der Höhe der Zeit stehenden Sounds und ausgefeilten Arrangements zu einer interessanten Mischung, die äußerst chic daher kommt. Burgalat, Multiinstrumentalist, Label-Chef (Tricatel) und Produzent, hat einige Zeit bei unterschiedlichsten Projekten mitgewirkt. So war er mit der slowenischen Band Laibach in deren Heimat, ging nach London, wo er Nick Cave kennenlernte, um dann mit Air auf ihre viel beachtete Amerika-Tournee zu gehen. Seine Außergewöhnlichkeit blieb anderen nicht verborgen und so produzierte er Titel von Nick Cave, Air, Eggstone, PJ Proby, Pulp, Saint Etienne, Mick Harvey oder Kahimi Karie. Einige Meisterwerke seiner Kunst sind auf diesem Sampler, der (zurecht) den unbescheidenen Titel "the Genius of" trägt, versammelt.

Dabei treffen sich abgespacete Synthysounds mit Pop-Perlen, die mit Mundharmonika und Flöte aufwarten können. "maybe in the next life" von Cinnamon z.B. ist sozusagen der Prototyp eines Popsongs. Burgalat hat alle Regeln befolgt: schrammelnde Gitarren, gepaart mit Streichern und darüber eine nette Frauenstimme, dies könnte der Gitarrenpopsong diesen Sommer schlechthin werden. Auch "sugar" von April March hätte beste Aussichten auf diesen Titel. Ladytron verbinden bei "he took her to the movies" das Melancholische eines französischen Chansons mit schrägen Texten und simplem, einfachem Aufbau. Der "neue" französische Song kommt auch nicht zu kurz. Etienne Charry liefert mit "jour j" den Beweis, dass er machbar ist. Ein kleiner Leckerbissen zwischen all diesen Songs, ist die Vokal-Attacke "endormez-vous" von Louis Phillippe. Also auch die großen Vokalensembles aus den Sechzigern kennt Burgalat. Ebenso ist der Dichter Michel Houellebecq (Autor von "Ausweitung der Kampfzone"), mit einem Stück vertreten: "celibataires". Den Abschluss bildet Nick Cave´s "goodbye marilou" (französisch gesungen), das von der Michel Polnareff Tribute-CD stammt.

Eigenwillige Musik, die wieder einmal einen ganz eigenen französischen Touch hat, noch dazu im Hinblick auf perfekten, zeitgemäßen Sound keine Wünsche offen lässt. Was will man mehr? Ein Solo-Album von Bertrand Burgalat? Keine Angst, das kommt im Herbst und wird bei "Source" (Label von Daft Punk und Air) erscheinen. Ich bin jetzt schon gespannt.

Produced by Bertrand Burgalat
Recorded: 2000
©2000 Bungalow Records
bung 079
Distribution via Efa-Medien
CD 61579-2

1.	super maria	au sommaire de tricatel
2.	ladytron	he took her to a movie
3.	moderato	hlm
4.	bertrand burgalat	quarapicho (from the original soundtrack)
5.	bertrand burgalat	kim
6.	air	sexy boy (bertrand version)
7.	cinnamon	maybe in the next life
8.	april march	sugar
9.	etienne charry	jour j
10.	bertrand burgalat	jalousies et tomettes
11.	louis phillippe	endormez-vous
12.	renegade soundwave	positive soundwave (remix bertrand)
13.	michel houellebecq	celibataires
14.	richie thomas	automatic vibrations
15.	toby dammit	nuages
16.	julien baer	juillet 66
17.	mick harvey	pink elephants
18.	ollano	partir revenir
19.	nick cave	goodbye marilou (michel polnareff tribute)