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Aquilarco

Giovanni Sollima



Mit dem Cello auf dem Grad zwischen E und U

Das Konzept ist denkbar einfach: Man nehme einen offensichtlich technisch recht versierten italienischen Cellisten, gebe ihm Unterstützung durch den ein oder anderen weiteren Streicher, peppe das ganze mit ein wenig Keyboard und Percussion auf und komponiere für diese Besetzung ein dutzend irgendwo zwischen Glassīscher Minimal Music und Freejazz anzusiedelnder Stücke. Heraus kommt ein ausgesprochen kurzweiliges weil unkonventionelles, knapp 60 minütiges CD-Erlebnis mit dem Titel Aquilarco.

Die Idee, sich ausgerechnet mit dem Violoncello auf den schmalen Grad zwischen "ernsthafter" und "Unterhaltungs"-Musik zu begeben, ist alles andere als neu. Charly Chaplin tat es, die 12 Cellisten der Berliner Philharmoniker tun es seit mehr als 25 Jahren immer wieder, Friederich Gulda tat es mit seinem Cellokonzert und erst vor wenigen Jahren errang der deutsche Cellist Joachim Huschke mit seiner CD "Diabolica" durchaus Beachtung. Insbesondere letzgenannter kommt einem beim Hören von Giovanni Sollimas "Aquilarco" immer wieder in den Sinn. So stark sind die musikalischen Ähnlichkeiten zwischen den beiden CDs, daß sich recht bald die Frage aufwirft, ob die stilistische Übereinstimmung der Cover und Inlets (beide jeweils geprägt durch leicht unscharf bzw. künstlich verwackelte Bilder, im einen Fall - Huschke - durchweg in Orange, im anderen Fall - Sollima - in Grün eingefärbt) mehr ist als purer Zufall. Ohne den Italiener auch nur annähernd mit dem Vorwurf eines Dublikates belasten zu wollen, darf man wohl davon ausgehen, daß er die CD des Deutschen kannte und sich musikalisch durchaus von ihm hat beeinflussen lassen.

So ist mit Aquilarco eine zwar unkonventionelle aber keineswegs revolutionäre CD-Einspielung entstanden. Die zwölf, zwischen drei und acht Minuten langen Stücke, allesamt von Giovanni Sollima selbst komponiert, gehen durchweg gut ins Ohr. Stilistisch bedient sich Sollima verschiedenster Elemente. Höchst melodische Titel wie die Nr. 2 "Hintonīs Drawings" kontrastieren mit eher rhythmischen und teilweise durchaus dissonanten Stücken wie "Leonardoīs Ornithopetrus" (Nr. 5) oder auch sphärischen Klängen wie in "Aria" (Nr.8). Durchgängig läßt sich allerdings eine gewisse musikalische Verwandschaft zu Philipp Glass (der an der CD übrigens als Executive Producer beteiligt ist!) nicht leugnen. Mit Effekten wie elektrische Verzerrungen und synthetische Klänge weiß Sollima sparsam aber effektvoll umzugehen. Als stilistisch am überraschendsten sind wohl die drei letzten Tracks der CD zu bezeichnen, in denen Sollima die Musik weitgehend auf die Rolle einer Hintergrundbegleitung zu einem Sprechgesang reduziert und damit einen reizvollen Kontrast zu den vorangehenden neun rein instrumentellen Stücken schafft. Technisch besticht Aquilarco durch plastische und transparente Aufnahmen mit einer sehr raumfüllenden Stereo-Aussteuerung.

Insgesamt also eine durchaus empfehlenswerte CD für alle, die Spaß am nicht ganz Alltäglichen haben und ein durchaus lohnenswerter Lückenfüller für den meistens ja recht dünn besiedelten Bereich des CD-Regals zwischen Beethoven und Pink-Floyd.




Von Tobias Burgsmüller






Cover

Aquilarco

Giovanni Sollima, Cello


POINT music
www.pointmusic.com
PolyGram Company
462 546-2

aufgenommen 1998



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