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Appalachian Journey The Heart of AmericaSieht man sich die neue Veröffentlichung von Sony Classical an, so könnte man vorschnell zu dem Schluß kommen, daß hier unter dem Deckmäntelchen des im Klassikmarkt so angesagten Labels "Crossover" neue Käuferschichten gewonnen werden sollen. Dabei handelt es sich dann meistens auch noch um eine bunt zusammen gewürfelte Besetzung, die rein gar nichts miteinander anfangen kann. Bei "Appalachian Journey" sieht die Sache aber erfreulicher Weise ganz anders aus. Die vorliegende CD ist das Nachfolgealbum von "Appalachian Waltz", das 1996 23 Wochen auf Platz 1 der Billboard Charts rangierte. Ausnahme Cellist Yo-Yo Ma trifft sich mit seinen Freunden Edgar Meyer und Mark O`Connor, und das ungewöhnliche Trio spielt Arrangements amerikanischer Traditionals und Eigenkompositionen von Meyer und O`Connor. Und der CD hört man es an, daß die Musiker sich gut kennen und schätzen. Aus unterschiedlichen Genres kommend, stellen sie alle drei ihr Können in den Dienst der Sache. Meyer, der eigentlich aus dem Jazz kommt und O´Connor, der in den USA zu einem der besten "Fiddler" überhaupt zählt. Über Yo-Yo Ma braucht man eigentlich keine Worte mehr zu verlieren. Neben seiner über jede Kritik erhabene Spielweise ist sein Interesse an Grenzgängen und unterschiedlichsten Genres wohl eines seiner bemerkenswertesten Eigenschaften. Bei zwei Titeln des amerikanischen Komponisten Stephen Foster wurden James Taylor und Alison Krauss zur Erweiterung des ungewöhnlichen Streichtrios gebeten. Foster, dessen Volkslieder mit der Zeit den volkstümlichen Status ablegten und in den klassischen Kanon Einzug hielten, sind uramerikanische Musik und zugleich für eine klassische Rezeption denkbar. Taylor singt das bekannte Foster-Lied "Hard Times Come Again No More" in einer bittersüßen Fassung mit Streicherbegleitung. Alison Krauss gibt dem bekannten Wiegenlied "Slumber My Darling" eine uramerikanische Note. Den Löwenanteil der Kompositionen und Arrangements tragen Meyer und O`Connor, und sie schaffen es, auch in ihren eigenen Kompositionen die Idee einer amerikanischen Volksmusik zu transportieren, die von den ersten Siedlern im Westen geprägt wurde. "1B" hat den Klang eines heiteren Two-Steps aus der guten alten Zeit, obwohl es eine Komposition von Meyer ist. Bei "Fisher´s Hornpipe", das im Klang der beiden Fiedeln schwelgt, liefern sich O`Connor und Krauss einen Geigenwettstreit, während Ma den beiden Geigen in orchestraler Manier zu folgen im Stande ist und Meyer für die Bodenhaftung sorgt. Bei "Vistas" und "Limerock" zeigt O´Connor, der ja schon als einer der besten Fiedler in der amerikanischen Bluegrass- und Countryszene bekannt ist, sein Können als Komponist. So sind denn auf "Appalachian Journey" die unterschiedlichsten Musikstile vertreten. Von Country-Anleihen, Blues, Bluegrass bis hin zu Stücken mit klassischem Duktus, denen dieses ungewöhnliche Streichtrio ihren ganz eigenen klanglichen Stempel aufdrückt. Die drei Musiker schaffen es mit dieser Platte, Zusammenhänge aufzuzeigen, die auf den ersten Blick gar nicht bestehen. Sie leben in verschiedenen Welten und schaffen durch ihren eigenen Klang eine neue Ebene. Die klangliche Stilistik dieses Trios ist wirklich außergewöhnlich. Diese wird noch durch die hervorragende Klangqualität der Aufnahme unterstrichen und zeugt von der Ausnahmestellung dieser "Crossover"-Produktion. Eine erfreuliche Ausnahme in der derzeitigen Plattenlandschaft und für Klassik- wie auch Bluegrass- und Jazzfreunde absolut empfehlenswert. Von Andreas Höflich |
Yo-Yo Ma; Edgar Meyer; Mark O`Connor: "Appalachian Journey"
Yo-Yo Ma: Cello
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