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Kurt Weill: Jazz-Songs Kurt Weill in neuem (Zwie)lichtWer ist Noga Rappaport? Das ist die Initialfrage, hält man ihre neue CD in Händen, die gerade bei Sony Classical erschienen ist. Ihre Biografie, abgedruckt im Booklet, ist etwas kraus: Geboren in Genf, Liebe für's Theater, Rechtsanwältin, musikalische Ausbildung in den USA, Schauspiel und Musical. Man wird stutzig, wenn in Nogas Vita als ein Höhepunkt ihres Lebens der Auftritt in einer Israelischen Talkshow angeführt wird. Ein deutlicher Hinweis darauf, dass es viele musikalische und künstlerische Meilensteine auf ihrem Weg nach oben noch nicht gegeben hat. Leider wohl gehören Nogas "Jazz-Songs" ebenfalls nicht dazu. Ihre Aufnahme ausgewählter Lieder von Kurt Weill ist so manches, nichts aber richtig. Natürlich ist Nogas Gesang jazzig, sie traut sich jedoch viel zu wenig zu: Kein Scat, nichts wirklich Ungewöhnliches, keine interessanten Färbungen, keine Improvisation. Stattdessen klebt sie zumeist am Rahmen des Üblichen und der Liedform. Die "aufregend neue Interpretation" der Weill-Songs, von denen der CD-Schuber spricht, fällt also mitnichten atemberaubend aus. Gewiss gibt es Abweichungen von der Konvention, vornehmlich in den Arrangements von Simon Belelty: Der "Alabama-Song" wird zum schnellen Neunviertel-Takt (und erinnert damit automatisch an Dave Brubeck), manches wird schneller, einiges langsamer. "Surabaya Johnny" singt Noga zudem auf Französisch. Da jedoch in dieser Aufnahme so vieles halbherzig ist, gibt es für die Musiker leider auch zu wenig Raum für Soli. Hier hätte man gerne mehr gehört. Unbefriedigend ist auch Noga Rappaports Stimme. Alle Möglichkeiten sind zwar da und werden auch genutzt. Aber ihr fehlt der letzte Schliff, die letzte Eleganz, der Wagemut, zuweilen auch das sichere Piano. In langsamen Stücken wie "My Ship" und "September Song" zerdehnt Noga dazu die Vokale, auf einem imaginären Kaugummi herumbeißend: Eine für den Amerikaner gewöhnliche, für den Europäer jedoch unangenehme und höchst ordinäre Farbe. Sei es wie es sei: Solide jedenfalls ist ihre musikalische Unterstützung (der man freilich, wie erwähnt, mehr Freiraum gegönnt hätte), der tadellos durchsichtige aus ausbalancierte Klang und die exzellente Aufnahmetechnik. Ob sich die Anschaffung der Aufnahme insgesamt jedoch lohnt, sei dahingestellt. Denn eigentlich ergeben die acht Songs zusammen der Länge nach nur knapp eine richtige, "ausgewachsene" CD. Mit etwa 42 Minuten Spielzeit liegt sie zeitlich an der Untergrenze. Da müsste schon was wirklich Tolles drauf sein, damit sich der Kauf hier lohnt. Von Markus Bruderreck |
Kurt Weil: Jazz-Songs I'm a Stranger here myself My Ship Alabama Song Ballade of the Nazi Soldier's Wife Lost in the Stars Surabaya Johnny Speak Low September Song Noga, Gesang Kirk Lightsey, Piano Riccardo del Fra, Bass Sangoma Everett, Drums Simon Belelty, Gitarre Sony Classical 5006162000 |
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