DVD: Haindling Live - Highlights aus über 20 Jahren / Online Musik Magazin

Alpen-Rock, Botschafter Bayerns, Jazz, Folklore und Protestsong - die kuriose Erfolgsgeschichte der ungewöhnlichen Band mit bayerischem Zungenschlag und Gemüt war Sony BMG jetzt, knapp drei Jahre nach dem 20. Bühnenjubiläum, ein Doppel-DVD-Album wert. Mit seinen über fünf Stunden Spieldauer, jeder Menge Live- Musik und einem gelungenen Portrait der Band und ihres Gründers Hans-Jürgen Buchner wird "Haindling Live" zum Muß für Chronisten und sicher für jeden Fan.

Erst einmal kam "Haindling" aus der Retorte, will sagen, es gab noch keine Band, nur das Produkt, das Hans-Jürgen Buchner erfunden, allein eingespielt und abgemischt hatte. Der Sound war so gut, daß die Plattenfirma, damals Polydor, eine Band für Live-Auftritte verlangte. Ein Inserat, das fünf Multiinstrumentalisten suchte, brachte die erste Besetzung zusammen, von denen neben Buchner bis heute Michael Braun und Peter Enderlein dabei sind. Haindling trat einen ungeahnten Siegeszug an und erreichte eine Popularität, die auch über die Grenzen Bayerns hinweg ein Begriff wurde. Aus den vorsichtig angedachten 3-4 Jahren wurde eine Ära.

Einen Gutteil zum bekannt werden trugen die Live- Auftritte im "Alabama" und im "Schlachthof" bei, die der Bayerische Rundfunk regelmäßig aufzeichnete und über die Republik streute. Das Doppel-DVD-Album präsentiert auf DVD 1 mit den Mitschnitten eine originelle Zeitreise durch musikalische Entwicklung, Kostüme und - besonders spannend zu verfolgen - Frisuren. Beim Anschauen darauf zu achten, verschafft ein Extra-Vergnügen. Natürlich sind alle großen Hits drauf, angefangen vom Erzherzog Johann Jodler über "Mo Mah Du", "Telefon", "Spinn i", "Er hod g´raucht" und "Du und i" bis hin zu den bis heute im Ohr klingenden Super-Hits "Du Depp", "Manchmal", "Paula" aus der Fernsehe-Serie "Zur Freiheit" und dem Evergreen "Lang scho nimma g´sehn". Wer den nicht kennt, hat kein Radio oder ist tot.

Das vom Bayerischen Rundfunk zur Verfügung gestellte Haindling- Portrait, ein Film von Jürgen Barto, läßt Zeitzeugen und Weggefährten wie den Moderator Werner Schmidbauer und in erfreulicher Ausführlichkeit Hans-Jürgen Buchner selbst zu Wort kommen, der erfrischend locker und gänzlich uneitel die Geschichte von Haindling aufrollt. Es lohnt, sich diesen auf DVD 2 angebotenen Film in ganzer Länge anzusehen und Ruth Drexel, Michaela May, den noch beinahe schlanken Ottfried Fischer und den sympathischen Werner Schmidbauer zu erleben.

Die Musik wollen wir nicht vergessen, denn das Instrumentarium von Haindling ist die Erwähnung wert. Wo andere Bands sich mit den Standard-Ausrüstungen bescheiden, trumpft Haindling auf. Es gibt vor allem im Blechbläser-Bereich reihenweise Überraschungen neben Trompeten, Posaunen, Saxophonen und Hörnern mit raren Instrumenten wie Basstrompete, Tenorhorn oder Tuba, aber auch mit vielfältigem exotischem Percussions-Geräten. Der Sound, den Buchner und die seinen kreiert haben, ist unverwechselbar und ein Markenzeichen geworden. Mit dieser Doppel-DVD hat Sony gemeinsam mit dem Bayerischen Rundfunk ein Stück Musikgeschichte vorgelegt.

Von Paula, Deppen und anderen Erfolgen