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poetry club
goldenezeit



Pop meets Rückert

Von Stefan Schmöe

„Die Welt ist singbar, sing-ba-ha-haaar, sinbaaaaaaaar.“

Deutschland ist, so sagt man, das Land der Dichter und Denker. Trotzdem kann es vorkommen, dass einer davon allmählich in Vergessenheit gerät. So etwa Friedrich Rückert. der sicher allen Gustav-Mahler-Liebhabern durch eine Reihe von Gedichtsvertonungen präsent ist, und Orientalisten mögen seine Koran-Übersetzung schätzen – aber populär wird man den Dichter, der von 1788 – 1866 lebte, kaum nennen können. Es sei denn, man lebt in Schweinfurt (wo Rückert geboren wurde), denn von dort kommt diefrohe Kunde: „Friedrich Rückert ist populärer denn je.“ Dort hat nämlich ein ortsansässiges Musikprojekt mit dem schönen Namen „Poetryclub“ eine CD mit Pop-Songs auf Gedichte Rückerts eingespielt. Goldene Zeit heißt die Scheibe, die ein neues Rückert-Zeitalter einleiten soll.

Pop meets Rückert – hört sich durchaus spannend an. Das Ergebnis allerdings dürfte polarisieren: Wer Xavier Naidoos Betroffenheitssongs mag, ist möglicherweise auch dem poetry club zugetan. Man kann diese Musik poetisch, melancholisch, schön finden – oder eben auch nicht. Es raunt ziemlich viel Weltgeheimnis durch diese CD, nicht ohne unfreiwillige Komik ("es kreist in sich der Kreis".). In der Pop-Variante wirken Rückerts Gedichte schnell wie unfreiwillige Parodien auf allerschlechteste Schlager-Texte. Viel sentimentaler, pathetischer, rührseliger lässt es sich von heutigen Textern auch nicht formulieren. Das klingt dann so: „O mein Stern, oh mein Stern, oh mein Stern, da da da“. Oder „Ich bin gestorben – mmmh-mmmmh-ooo- ho-ho, ich bin wiedergeboren e-ha-oha-öh-hi-jüüüh, öööö-na-na-naaaa-na-la-la-laaa“. Und auch der frömmelnde Ton, der hier noch hervorgehoben wird, ist sicher nicht jedermanns Sache. Wie gesagt: Wer's mag … Die Grenze zum Kitsch muss jeder selbst festlegen.

Cosmic heißt der Sänger (mit akzeptabler Stimme), Produzent, Arrangeur und Komponist, der für die 13 Songs verantwortlich zeichnet. Musikalisch bewegt sich das zwischen Xavier Naidoo, Deutschpop und sanftem Soul, selbstverständlich nicht ohne eine Spur Rap und was sonst eben noch so dazu gehört. Musikalisch ist das ganz guter Standard, zumal die große Formation wechselnde Besetzungen erlaubt. Poetry club möchte damit einen neuen Musikstil mit der schönen Genre-Bezeichnung „Poetry Pop“ kreieren. Ob Rückert daran seine Freude haben würde?


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poetry club:
goldenezeit


Kompositionen: Georg Nägele ("Cosmic")
Texte: Friedrich Rückert (1788 - 1866)

Track List:

1 · Weltgeheimnis 5:42
2 · Liedergabe 3:21
3 · Wachsen 4:33
4 · Stern 4:00
5 · Mitternacht 4:11
6 · Abhanden 4:38
7 · Blüh wie die Blum 4:51
8 · offen 3:43
9 · Singbar 3:49
10 · Kind 4:35
11 · Die Welt ist schön 4:46 4:35
12 · Mitteninn' 4:15
13 · Goldene Zeit 5:12

Gesamtzeit:  57:36





Weitere Informationen unter:
www.poetryclub.de




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