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Plamper, Staffel, Plexiq
Stopper



Hörspiel einmal anders



Auch im etwas angestaubten Genre des Hörspiels bricht die neue Zeit an. Mit "Stopper" legen nun Paul Plamper, Tim Staffel und Plexiq ein Hörspiel der anderen Art vor. Paul Plamper, der in der Berliner Theaterszene schon einige Projekte verwirklicht hat und Mitglied des Berliner Ensembles ist, ist bei Stopper für das Arrangement und die Regie zuständig. Tim Staffel, Autor des Kultromans "Terrordrom", hat den Text entworfen. Dieser Text wurde dann von "Das Department" in einen sprachlichen Flow umgebaut, der sich in die Musik von Plexiq einbindet. Die Musik zu "Stopper" haben Plexiq eigens für das Hörspiel komponiert. Durch diese Verbindung entwickelte sich ein Hörspiel, das man als solches, aber auch als Musikproduktion hören kann.

Einem Roadmovie gleich behandelt "Stopper" die Fahrt von Idyl in ihrem Auto über eine Autobahn und die Menschen, der sie während dieser Fahrt begegnet. Es sind im wahrsten Sinne des Wortes Stopper - Anhalter. Zuerst nimmt sie Danny mit. Es ist Liebe auf den ersten Blick, wenn auch eine flüchtige Liebe. Danach nimmt sie Jörn mit, der die beiden dann als Geiseln nimmt. Ein Aufmacher wie in jedem gewöhnlichen Roadmovie. Jörn ist jung, und er scheint der Retter der Welt zu sein. Er sagt was er denkt, er gibt seinen Aggressionen freien Lauf und dadurch vermittelt er Energie. Die Sprache die er spricht unterstützt das. Die Musik und der Rhythmus der Sprache folgt seiner Energie. Er hat zu allem etwas zu sagen. Eine Mischung aus "Kanak Sprak" und der allgemeinen Jugendsprache. Immer wieder wird die Geschichte unterbrochen von Kommentaren eines Piloten , eines Radiosprechers, vielleicht der (Auto)-Pilot durch dieses Hörspiel. Und der Sprecher bietet schon den Ausgang des Programms an und er weiß bereits was das alles soll. "Stopper - Das Höspiel der Woche". Er ist jederzeit in der Lage das Geschehen medial aufzubereiten. Jörn, der selbsternannte Vermittler in dieser neuen Welt, bleibt im Spartenprogramm hängen. Jörn, der auf einer Mission ist, ist nur einer von vielen.

Die Fahrt ist zwar linear, die Geschichte deswegen noch lange nicht. Eine Geschichte, die von Menschen handelt, die verloren sind, die versuchen sich wiederzufinden. Menschen, die in einer technisierten Welt (Autobahn, Auto) leben, Maschinenmenschen, die alle Informationen abrufen können, nur nicht mehr wissen, was sie mit diesen Informationen anfangen sollen. In einem Simulakrum gefangen, versuchen diese, romantischen, emotional verpeilten Menschen, den Kampf Mensch - Maschine zu führen. Ein Aufstand im Ausverkaufsland, der Versuch im maschinellen System, nämlich der turbokapitalistischen Informationsgesellschaft, die Individualität zu feiern.

"Stopper" impliziert Bewegung und Agilität. Diese Bewegung wird immer wieder gestoppt. Wie die "Stopper" auf der Autobahn, wird man auf einem Parforceritt durch die Geschichte gejagt. "Stopper" ist eine Mischung aus Hip Hop in literarischer Form, Musikstück und beißender Kommentar auf die Informationsgesellschaft, gespickt mit Seitenhieben auf die aktuelle Situation der Türken in diesem Land und auf Jesus, den "Retter der Welt". Was wie eine Idylle einer Highwayfahrt anfängt, endet in einem furiosen Finale. Der "Retter der Welt" ist nicht Herr der Lage, die "Geiseln" Idyl und Danny, mischen in dieser Menage a trois fleißig mit. Am Anfang sagt Idyl "Das Licht ist ganz anders hier, man kann den Kontrast nicht einstellen". "Stopper" stellt den Kontrast neu ein, so kann man in einem Hörspiel die Bedeutung der Farben ändern, den Blick schärfen. Am Ende steht die Erkenntnis, dass wer Druck erzeugt auch Gegendruck spürt. "Jetzt wissen wir, wo die Panzer stehen. Wer Druck macht, fährt direkt auf sie zu". Und das ist ja auch schon mal eine Reaktion. Besser als gar keine. Und nicht zu vergessen der nette Radiomann: "0800-5678 111, wir sind immer für Sie da".





Von Andreas Höflich








Plamper, Staffel, Plexiq: "Stopper"




Published by / Distribution via Clearspot
CD 05424
©2000 clearspot

Text: Tim Staffel

Regie und Arrangement: Paul Plamper

Stimmen:
Idil Baydar, Volker Spengler, Danny Bruder, Jörn Hedtke

Musik: Plexiq

Lars Deutrich:dr
Markus Ex: voc, keyb
Felix Huber: keyb, sampling
Nils Kacirek: b
Teun Leemreijze: sounds, efx

Bruder & Kronstädter (Das Department)






Da capo al Fine

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